Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.08.2022, 07:30 Uhr

Wir brauchen mehr Kühlung – die gesundheitspolitischen Hitzeschäden sind unerträglich! (Foto: Alex Schelbert)

Wir brauchen mehr Kühlung – die gesundheitspolitischen Hitzeschäden sind unerträglich! (Foto: Alex Schelbert)


Steile These von Staatssekretär Franke: Apotheken haben in den letzten Jahren gut verdient und können zukünftig noch mehr verdienen durch das Dienstleistungshonorar – also können sie jetzt auch auf Honorar zugunsten der kranken Kassen verzichten. Noch steilere These von Lauterbach: Wenn Ärzte das Paxlovid dem Patienten selbst in die Hand drücken, wird es häufiger eingesetzt als per Rezept und Apotheke. Und die steilste These kommt vom BKK-Dachverband: Lieferengpässe resultieren auch aus mangelnder Bevorratung und schlechter Logistik der Apotheken. Mein liebes Tagebuch, was lässt sich gegen diese Hitzeschäden tun?

15. August 2022

Gute Frage: Wohin fließt eigentlich das Geld der Krankenkassen? Na klar, in die Behandlung und Betreuung der Versicherten und in die Verwaltung der Krankenkassen. Seit einigen Jahren sind die Kassen ins Minus gerutscht, die Ausgaben sind höher als die Einnahmen. So hat die gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2021 mit einem Defizit von 5,8 Milliarden Euro ihr höchstes Minus seit der Deutschen Einheit eingefahren. Und nun warnen die Versicherer sogar vor einem Defizit von 17 Milliarden Euro im Jahr 2023. Kein Wunder, wenn nun der Bundesgesundheitsminister versucht, mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Notbremse zu ziehen. Auch die Apotheken sollen zur Kassen gebeten werden  und auf Honorar verzichten: Der Kassenabschlag soll auf 2 Euro für zwei Jahre erhöht werden, was rund 170 Millionen Euro bringen soll. Mein liebes Tagebuch, wir dürfen uns da schon fragen, was eine Einsparung von 170 Mio. Euro bringen soll angesichts eines erwarteten Defizits von 17 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite, auf der Apothekenseite, stellen diese 170 Mio. Euro nämlich eine deutliche Belastung dar, es werden sogar noch mehr Apothekenschließungen erwartet. Kann man da nicht auf diese Belastung für Apotheken verzichten? Zumal unser Apothekenhonorar in der Tat gering ist, so gering, dass es gar nicht als eigener Posten auftaucht. Schaut man sich die Ausgaben der GKV näher an, findet man keinen Posten mit „Ausgaben für Apotheken“ o.ä. – unser Apothekenhonorar wird in der GKV-Statistik nicht separat aufgeschlüsselt, sondern ist im Posten „Ausgaben für Arzneimittel“ (2021: 46,7 Mrd. Euro) versteckt: Der Wertschöpfungsanteil der Apotheken betrug laut ABDA 1,9 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Für dieses geringe Apothekenhonorar erhält unsere Gesellschaft eine High-end-Arzneimittelversorgung vom Feinsten! Warum will Lauterbach dies zerschlagen?

 

Mit der Digitalisierung von Impfzertifikaten haben wir Apothekers bereits Erfahrung. Das Bundesgesundheitsministerium denkt nun darüber nach, dass die Apotheken auch miteingebunden werden, wenn es darum geht, dass sich Versicherte authentifizieren müssen, um mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte oder ihrer digitalen Identität z. B. auf die Daten ihrer elektronischen Patientenakte, auf elektronische Verordnungen und auf die elektronische Patientenkurzakten zugreifen können. Solche Ident-Verfahren könnten in Apotheken durchgeführt werden, will heißen: Die Apotheke überprüft Personalausweis, elektronische Gesundheitskarte oder digitale Identität und PIN. Mein liebes Tagebuch, gegen ein entsprechendes Honorar für diese Tätigkeit, die durchaus Zeit kostet, können wir darüber reden, oder?



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

5 Kommentare

Analogisierung des Digitalen?

von Michael Mischer am 22.08.2022 um 9:03 Uhr

Es seien mir dennoch Zweifel an den Versuchen erlaubt, den Versand des Tokens zu beschränken.

Das eRezept und der Token sind zwei paar Schuhe. Das elektronische Dokument, das schutzbedürftige ist, ist das eRezept und es liegt auf dem Server der Telematik. Der Token ist nur der "Link" darauf, für dessen Nutzung man einen Apothekenzugang zur Telematik benötigt. Die Handhabung des Tokens komplizierter zu machen, macht ihn nicht sicherer, sondern nur, naja, komplizierter.

Sicherlich, auch der Weg des Tokens zur Versandapotheke wird damit umständlicher - aber sehen wir doch den Tatsachen ins Gesicht: Deren Investoren werden technische Mittel und Wege finden, die Komplexität einzuhegen. Damit gewinnt die öffentliche Apotheke allenfalls Zeit, und davon nicht viel.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Paxlovid

von Dr. Radman am 21.08.2022 um 10:55 Uhr

Wenn jetzt tatsächlich mehr Paxlovid Packungen durch die Ärzte verteilt werden, werden sich die Praxen endgültig als monetär beeinflussbare Einrichtungen entlarven.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mediales Vakuum in Berlin

von Ulrich Ströh am 21.08.2022 um 9:33 Uhr

Die aktuellen medialen Aktivitäten von Daniela Hänel für die Freie Apothekerschaft e. V. füllen das Vakuum,das durch die weitgehende mediale Abstinenz der ABDA aufgetreten ist .

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Antwortschreiben an Prof. Dr. E. Franke

von Daniela Hänel am 21.08.2022 um 8:42 Uhr

Ein Antwort der Freien Apothekerschaft e. V. an Herrn Prof. Dr. E. Franke bezüglich seines Schreibens vom 02.08.2022 ist erfolgt.

Der persönliche Hinweis seinerseits, dass wir bei Hochpreisern insbesondere durch den ungedeckelten prozentualen Vergütungszuschlag so profitieren, bereitet mir Sorgen. Was, wenn hier noch der Deckel drauf gemacht wird? Und wir bei einer prozentualen Vergütung von nur 3 % nun noch einen Maximalbetrag bekommen?
Er schreibt das nicht ohne Hintergründe.

Wir haben uns die Mühe gemacht und ihm eine Berechnung zum einem Hochpreiser mit VK 5000 Euro inklusive MWSt beigefügt. Wir Apotheken bekommen 130,47 €. Davon müssen ALLE Kosten noch abgezogen werden einschließlich Kassenrabatt.

Ab einem Einkaufspreis (RX) von 32,14 € verdient der Statt über die Mehrwertsteuer mehr als die Apotheken. Der Kassenrabatt 1,77 € (brutto) ist dabei schon berücksichtigt und raus gerechnet.
Steigt der Kassenrabatt auf 2,00 € (brutto) sinkt der EK auf 30,75 € . Ab diesem verdient der Staat mehr als wir.

In den Gesprächen mit Abgeordneten wurde mir bestätigt, dass jeder denkt, wir verdienen am meisten bei den HP und dann Entsetzen, wie die Realität ausschaut. Man darf das zusätzliche Retaxrisiko auf „Null“ dabei nicht vergessen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Antwortschreiben an Prof. Dr. E. Franke

von Karl Friedrich Müller am 21.08.2022 um 10:59 Uhr

Man kann es ruhig auch hier erwähnen:
Bei 5000€ Verkaufspreis erhält der Staat 798,32€.
Wir also 130,47€, davon noch 1,77€ Kassenrabatt weg. Bleiben 128,70€. Der Staat bekommt also das 6,2 fache.
Aber unser Betrag soll also gedeckelt werden, während der Staat sich mit Händen und Füßen gegen eine ermäßigte MwSt wehrt. Das wäre St. schon eine sehr spezielle Sicht, die eigentlich nur verfangen kann, wenn man, wie offensichtlich Franke, so gar keine Ahnung hat und sich auch keine Mühe gibt, Informationen zu erhalten. Hier wird die Propaganda der GKV übernommen, die absichtlich wenig konkret ist. Genauso verhält es sich mit dem Gutachten. Die Sicht, dass Franke keine Ahnung hat, ist noch die nette. Andernfalls müsste man ihm die Ansicht unterstellen, das Volk zu belügen und das Gesundheitssystem weiter schwächen zu wollen.
Im Übrigen ist es nicht einzusehen, dass ausgerechnet Apotheken und weitere Leistungserbringer gekürzt werden sollen, während alles teurer wird

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.