Kammerversammlung Westfalen-Lippe

Overwiening: Vergütungssystematik für Dienstleistungen ist ein „Quantensprung“

Münster - 08.06.2022, 16:30 Uhr

AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening  bei der Kammerversammlung in Münster. (Foto: AKWL)

AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening  bei der Kammerversammlung in Münster. (Foto: AKWL)


Was bringt das Spargesetz den Apotheken?

Mit Spannung erwartet der Berufsstand zudem das angekündigte GKV-Spargesetz aus dem Hause Lauterbach – ein erster Entwurf aus dem BMG war Mitte März bekannt geworden und hatte unter den Apotheker:innen für viel Wirbel gesorgt. Denn darin war unter anderem vorgesehen, den Kassenabschlag von 1,77 Euro brutto auf 2 Euro brutto zu erhöhen und die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von 19 Prozent auf 7 Prozent abzusenken. Diese Kombination hätte dazu geführt, dass den Apotheken 38 Cent je Arzneimittel, das sie zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung abgeben, flöten gegangen wären. Das Kanzleramt soll den Entwurf zwar umgehend kassiert haben, dass ein neuer kommen wird, steht aber außer Frage.

Overwiening nannte den ersten Aufschlag Lauterbachs einen „Schlag ins Gesicht“ für den Berufsstand. Die Neuauflage dürfe die Apotheken keinesfalls wie ursprünglich geplant belasten. „Bei uns ist nichts zu holen“, sagte sie. „Im Gegenteil: Wir brauchen mehr, damit wir unsere Aufgaben erledigen können.“ In der Pandemie hätten die Apotheken stets lösungsorientiert gearbeitet und jede Aufgabe angenommen, die ihnen die Politik zugetragen hat. „Das muss honoriert werden“, stellte Overwiening mit Blick auf die Sondereffekte während der Coronakrise klar.

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„Sondereffekte sind keine nachhaltige Entwicklung“

Diese Sondereffekte dürften jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche vor massiven Herausforderungen steht. Nach wie vor hinkt die Apothekenvergütung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland hinterher, die Forderung der Apothekerschaft nach einer Dynamisierung wurde bisher nicht erhört. Zudem sei die Zahl der abgegebenen Packungen im Jahr 2021 mit minus 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig gewesen. Darüber hinaus macht bekanntermaßen der Personalmangel den Betrieben schwer zu schaffen – in Westfalen-Lippe etwa kommen nach Angaben der Kammer auf eine stellensuchende Apothekerin oder einen stellensuchenden Apotheker 14 bis 15 offene Stellen. Insgesamt seien im Kammerbezirk derzeit rund 1.000 Stellen unbesetzt.

Die Defizite bei Honorar und Personal haben Konsequenzen: In Westfalen-Lippe gibt es aktuell nur noch 1.781 Betriebsstätten – das ist laut Overwiening der niedrigste Wert seit 1977. Statt an der Apothekenvergütung zu sparen, fordert sie Unterstützung von der Politik. „Wir erledigen unsere Arbeit verlässlich und still“, sagte sie und verglich die Offizinen mit Strom aus der Steckdose, der als selbstverständlich hingenommen werde. Das gelte aber eben nicht für die Apotheken: „Wir sind nicht einfach da“, warnte Overwiening. „Wir müssen in den Fokus, damit wir bleiben.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Stillarbeit….

von Ulrich Ströh am 08.06.2022 um 17:04 Uhr

Frau Owerwiening:

Wir erledigen unsere Arbeit … still!!
Wir müssen in den Focus , damit wir bleiben !

Worauf wartet sie noch ? und auf wen?

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