Pharmacon Meran 2022

Eisenmangel – Risikofaktoren und Einnahmehinweise

Meran - 02.06.2022, 10:45 Uhr

Dr. Christian Ude von der Stern-Apotheke aus Darmstadt widmete seinen Vortrag auf dem Pharmacon Meran 2022 ganz dem Thema Eisen. (Foto: DAZ)

Dr. Christian Ude von der Stern-Apotheke aus Darmstadt widmete seinen Vortrag auf dem Pharmacon Meran 2022 ganz dem Thema Eisen. (Foto: DAZ)


Gehört Eisen in die Selbstbehandlung? Prinzipiell lässt sich das wohl mit einem „Nein“ beantworten. Doch Dr. Christian Ude zeigte beim Pharmacon Meran 2022 auf, wie die Apotheke helfen kann, einen Eisenmangel zu erkennen und richtig zu behandeln.

Auf dem Pharmacon Meran 2022 erinnerte Dr. Christian Ude von der Stern-Apotheke aus Darmstadt in seinem Vortrag zunächst an die Grundlagen zu Eisen und dessen Homöostase. So erläuterte er beispielsweise, dass es nicht nur das eine Eisen und damit auch nicht nur den einen Blutparameter zur Diagnose eines Eisenmangels gibt. Man unterscheide etwa zwischen dem „Depot Eisen“ Ferritin und dem Eisentransporter Transferrin. Außerdem ist an den „Regulator“ Hepcidin zu denken. Deshalb ist schließlich auch der absolute Eisenmangel von einem funktionellen zu unterscheiden, wobei es zu einer Verschiebung von verfügbarem zu gespeichertem Eisen kommt.

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Auch beim absoluten Eisenmangel muss an zahlreiche (äußere) Faktoren gedacht werden. Ude sprach von einer „Trias des niedrigen Eisens“: So könne es durch eine „eisenunfreundliche“ Ernährung, aber auch Entzündungen, Erkrankungen oder die Co-Einnahme von Arzneimitteln zu einer verminderten Aufnahme von Eisen kommen. Speziell verwies er dabei auf Protonenpumpeninhibitoren. Denn ohne Säure sei keine Eisenaufnahme möglich. Eine Studie aus dem Jahr 2019 habe gezeigt, dass das Risiko für einen Eisenmangel bis zu 3,6-fach durch eine dauerhafte PPI-Einnahme erhöht sein kann. 

Neben der verminderten Aufnahme sei aber auch an eine verstärkte Ausscheidung zu denken – etwa durch Menstruation oder Ulcera. Drittens kann der Bedarf beispielsweise bei Sportlerinnen, in der Schwangerschaft oder im Wachstum grundsätzlich erhöht sein. Gerade im Alter könnten die Symptome eines Eisenmangels zudem oft fehlinterpretiert werden. Jeder müsse für sich selbst sein eigenes Risiko eines Eisenmangels abwägen. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wisse man beispielsweise, dass 60 bis 80 Prozent der CED-Patientinnen einen Eisenmangel haben, wovon 33 bis 50 Prozent an einer Anämie leiden sollen. Dabei kommen diverse Faktoren zusammen: Entzündung, Blutungen und Ernährung.

Doch Krankheiten können nicht nur selbst einen Eisenmangel begünstigen, der Eisenmangel kann auch selbst ein Risikofaktor für Erkrankungen sein. Konkret sei bei Herzinsuffizienz-Patientinnen eine Anämie mit einem erhöhtem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verknüpft. 

Klinisches Bild ist sehr unspezifisch

Trotz all der Hinweise auf ein erhöhtes Risiko ist es in der Apotheke praktisch unmöglich, einen Eisenmangel ohne Diagnostik (durch den Arzt) zu erkennen. Denn das klinische Bild ist sehr unspezifisch – und kann von Müdigkeit über Blässe und trockene Haut bis hin zu Schlafstörungen reichen. Außerdem ist zwischen einem Speichereisenmangel, der zunächst noch keine Konsequenzen hat, und einer eisendefizitären Erythropoese sowie der Eisenmangelanämie zu unterscheiden.

Für weitere Details verwies Ude auf die AWMF-Leitlinie zur Eisenmangelanämie und auf einen Artikel aus der Zeitung „Arzneimitteltherapie“ über „neue Optionen der oralen Eisentherapie“. 

Beratung bei Eisen-Einnahme

Wenn man einen Eisenmangel auch nicht selbst diagnostizieren kann, so kann die Apotheke also doch an vielen Stellen dafür sensibilisieren. Und gerade bei der durch Ärzte verordneten Therapie kann sie schließlich ausgiebig beraten: So ist die 

  • orale Gabe von Eisen II zu bevorzugen,
  • die Anfangsdosis solle pro Tag zwischen 50 und 100 mg liegen und die Erhaltungsdosis zwischen 50 und 200 mg.
  • Die Therapie dauert Monate und
  • es ist auf mögliche Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Obstipation und Schwarzfärbung des Stuhls hinzuweisen.
  • Noch relativ neu ist die Erkenntnis, dass weniger oft mehr ist, und nicht beliebig hoch dosiert werden sollte. Eine zweimal tägliche Gabe ergibt wegen des Regulators Hepcidin gar keinen Sinn, während eine Dosierung alle zwei Tage ausreichend und besser verträglich sein soll.

Ude ging auch auf die verschiedenen Darreichungsformen ein. So seien Retardformulierungen zwar magenschonender, würden aber eher schlechter aufgenommen, bei flüssigen Formulierungen sei an Zahnverfärbungen zu denken. Weiterhin gilt der Tipp, Eisen gemeinsam mit Vitamin C einzunehmen.

Bei all der Rede über Eisenmangel muss schließlich auch an die Möglichkeit einer Eisenüberladung gedacht werden, die beispielsweise bei der hereditären Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) auch erblich bedingt sein kann.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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