Novellierung der Approbationsordnung

Welche Forderungen brachte ADEXA ein?

Stuttgart - 25.05.2022, 10:45 Uhr

Adexa-Vorsitzender Andreas May zeigt auf, was der Apothekegewerkschaft bei der Novellieung der Appprobationsordnung der Apotheker:innen am Herzen liegt.  (c / Foto: Adexa)

Adexa-Vorsitzender Andreas May zeigt auf, was der Apothekegewerkschaft bei der Novellieung der Appprobationsordnung der Apotheker:innen am Herzen liegt.  (c / Foto: Adexa)


Die Ausbildung der Apothekerinnen und Apotheker soll neu geordnet werden. Über die konkreten Inhalte berieten sich die Interessenvertretungen über mehrere Jahre. Mit am Runden Tisch saß auch die Apothekengewerkschaft ADEXA. Welche Forderungen aus Gewerkschaftssicht befinden sich nun im Positionspapier der Bundesapothekerkammer?

Im November 2019 beschloss die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK), die Approbationsordnung novellieren zu wollen. Unter anderem mit Vertretern des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), des Verbands der Professoren an Pharmazeutischen Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und der Apothekengewerkschaft ADEXA wurde ein Runder Tisch ins Leben gerufen und man traf sich regelmäßig zu Beratungen und Verhandlungen. Herausgekommen ist ein Positionspapier, das die BAK in ihrer Mitgliederversammlung am 11. Mai 2022 absegnete.

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Dem Positionspapier zufolge soll die Regelstudienzeit auf zehn Semester verlängert werden. Fächer wie die Klinische Pharmazie und Pharmakologie werden, zumindest anteilsmäßig, intensiviert. Interprofessionelle Lehrveranstaltungen sollen die Nähe zu den Medizinstudierenden schaffen. Weiterhin ist das Staatsexamen als Abschluss geplant, doch zusätzlich soll es auch eine eigenständige, wissenschaftliche Arbeit geben. Außerdem bemerkenswert sind die auf vier statt acht Wochen verkürzte Famulatur und eine Option auf Teilzeit im praktischen Jahr.

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die in vielen Apotheken herrschende Personalnot stellt sich die Frage, inwiefern die Apothekerausbildung der Zukunft dieser Entwicklung entgegenwirken kann. Die Apothekengewerkschaft ADEXA vertritt die Angestellteninteressen und bemüht sich daher um eine Verbesserung der betrieblichen und beruflichen Rahmenbedingungen. Für die Novellierung der Approbationsordnung erarbeitete die ADEXA-Berufsgruppe Apotheker:innen einen eigenen Forderungskatalog. Bei den Treffen des Runden Tisches brachte man die Gewerkschaftssicht dann ein. 

ADEXA-Bundesvorstand Andreas May erklärt gegenüber der DAZ, dass die Verhandlungen mit den anderen Interessenvertretungen anfangs noch „hakelig“, doch nachfolgend sehr konstruktiv verliefen. Man habe die eigenen Forderungen zu einem großen Teil durchsetzen und in den strittigen Punkten Konsense finden können. Doch was bedeutet das im Einzelnen? Welche Forderungen der Gewerkschaft befinden sich nun im Positionspapier?

Längeres Studium: Mehr Zeit für Inhalte

Nicht selten ist von den Bedenken einiger Apothekeninhaberinnen oder -inhaber zu hören, dass ein verlängertes Studium dazu führe, dass es in der Übergangsphase dann ein Jahr lang keine neuen Arbeitskräfte auf dem Markt geben könnte. ADEXA-Bundesvorstand May hält diese Argumentation für nicht nachvollziehbar. Unabhängig von der jeweils geltenden Regelstudienzeit würde es darauf ankommen, wann die einzelnen Absolventen ihr Studium abschließen und dem Arbeitsmarkt bereitstehen. 

Dass die Apotheken nach Umstellung auf eine neue Approbationsordnung eine gewisse Zeit keinen Berufsnachwuchs finden könnte, ist, laut May, nicht zu erwarten. Vonseiten der ADEXA und des BPhD habe man sich deshalb für ein längeres Studium eingesetzt, damit für die ergänzten Studieninhalte mehr Zeit bereitsteht. Künftig sollen es vier Semester Grund- und sechs Semester Hauptstudium sein. 

Die Apothekengewerkschaft hat sich auch dafür erfolgreich ausgesprochen, selbstständiges, wissenschaftliches Arbeiten mit eigenständigen Recherchen und nachhaltigem Lernen in den Vordergrund zu stellen. Das bisherige Wahlpflichtfach wird dafür gestrichen.

Überraschend könnte auch sein, dass die ADEXA mit Erfolg forderte, die Famulatur von bisher acht auf vier Wochen zu verkürzen. Gleichzeitig soll es dabei bleiben, dass sie im Grundstudium absolviert werden muss und die Hälfte der Zeit – also noch gerade mal zwei Wochen – in einer öffentlichen Apotheke Pflicht ist. Weder in der Famulatur noch im praktischen Jahr wird es eine verpflichtende Ausbildung nach dem Leitfaden der BAK geben. Die entsprechenden Leitfäden gelten weiterhin als „starke Empfehlungen“. Ob und inwiefern die Apotheken dies mit dem Berufsnachwuchs tatsächlich durchgehen, muss nicht dokumentiert beziehungsweise nachgewiesen werden. 

Abgelehnt: bezahlter Studientag und Ethik als Fach

Vom Runden Tisch wurde der ADEXA-Vorschlag abgelehnt, einen verpflichtenden Studientag pro Woche einzuführen, der als Arbeitstag vergütet würde. Dieser sollte der Vermittlung bzw. dem Selbststudium praxisrelevanter Inhalte dienen, zum Beispiel in Form von Webinaren. Darüber hinaus hätte es die Apothekengewerkschaft gerne gesehen, wenn Ethik als eigenständiges Fach in den Praxisbegleitenden Unterricht (PBU) aufgenommen worden wäre. 

Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre und Beratungsgespräche auf Englisch könnten aber, im Einklang mit den ADEXA-Forderungen, bald im PBU thematisiert werden. Verantwortlich für deren Organisation bleiben weiterhin die Landesapothekerkammern. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft allerdings gefordert, Scientific English für wissenschaftliche Studien als Fach im Hauptstudium zu verankern. Außerdem ist es aus organisatorischen Gründen nicht möglich, mit dem PBU direkt ins praktische Jahr zu starten.

Um die Attraktivität des Berufs zu steigern, muss noch mehr geschehen

Konsens war, laut May, außerdem der Vorschlag, die Zeugnisse aller Prüfungsabschnitte durch die Einzelnoten der Fächer zu ergänzen. Der Vorschlag der ADEXA-Berufsgruppe, ein universitäres Praktikum als Wahlfach in einer dafür eingerichteten Übungsapotheke abzuhalten, fand dagegen nicht genügend Zuspruch am Runden Tisch. Zukünftig soll es aber möglich werden, die Ausbildung im praktischen Jahr in Teilzeit mit einem Mindestumfang von 50 Prozent der tariflichen Arbeitszeit zu absolvieren. Die Gesamtdauer verlängert sich demnach entsprechend. Die abschließende Aufzählung der Einrichtungen, in denen die praktische Ausbildung abgeleistet werden kann, soll flexibler gestaltet werden.

Dass die Interessenvertretungen am Runden Tisch vor allem bei den Inhalten des Grundstudiums den Rotstift anlegen, steht auch mit den ADEXA-Forderungen im Einklang: Die Laborpraktika für qualitative und quantitative Analytik sollen zusammengelegt und stark verkürzt werden. In der Pharmazeutischen Analytik soll ein stärkerer Fokus auf die Instrumentelle Analytik gesetzt werden. Zugleich werden nasschemische Methoden vom Umfang reduziert. Mathematische und statistische Methoden sollen in anderen Fächer implementiert und anwendungsspezifischer vermittelt werden. Bei der Arzneiformenlehre soll der Fokus auf der Apotheke und den Grundoperationen der pharmazeutischen Technologie liegen. Botanikexkursionen und Pflanzenbestimmungen sollen entfallen.

Bringen diese ganzen Umstellungen und Änderungen nun ausreichend viele Apothekerinnen und Apotheker auf den Arbeitsmarkt, die dann auch tatsächlich für die Arbeit in den öffentlichen Apotheken bereitstehen? Die Apothekengewerkschaft ADEXA steht hinter dem gemeinsamen Positionspapier, das nun von der BAK mit dem Bundesgesundheitsministerium abgestimmt wird. Die zentrale Anforderung an eine neue Approbationsordnung sei es, das Pharmaziestudium und die praktischen Ausbildungsabschnitte an die aktuellen Anforderungen in der Offizin, im Krankenhaus, in der Industrie und der Forschung anzupassen. Dabei habe es aus ADEXA-Sicht keine völlige Übereinstimmung gegeben. Doch die Anforderung gelte auch für die beim Runden Tischen erarbeiteten gemeinsamen Eckpunkte. Andreas May betont gegenüber der DAZ, dass die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Apotheken auf anderen Wegen erreicht werden müsse. Hierzu gehörten höhere Löhne, attraktivere Arbeitszeiten sowie interessante Tätigkeitsfelder – nicht zuletzt durch die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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