Fünf weitere Apps

DiGA-Verzeichnis: Das sind die „Neuen“

Stuttgart - 23.05.2022, 15:15 Uhr

Die Apps „HelloBetter“, „Vitadio“ und „Meine Tinnitus App“ (c / Quelle: Apple App Store)

Die Apps „HelloBetter“, „Vitadio“ und „Meine Tinnitus App“ (c / Quelle: Apple App Store)


Im Verzeichnis der digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) hat sich wieder einiges getan: Zwei Apps, eine bei Krebs und eine bei Migräne, wurden ausgeschlossen, zwei weitere wechselten den Status und sind nun dauerhaft gelistet. Außerdem wurden fünf Anwendungen neu aufgenommen.

Im Verzeichnis des BfArM gelistet zu werden ist sozusagen der Ritterschlag für eine DiGA. Denn dann können die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Sind alle anderen Anforderungen des BfArM (Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Interoperabilität, Datenschutz und Datensicherheit) erfüllt, kann vom Hersteller eine vorläufige Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis beantragt werden. Hierfür müssen eine plausible Begründung für den erwartbaren positiven Versorgungseffekt sowie ein Evaluationskonzept vorgelegt werden. Stimmt das BfArM dem Antrag zu, erfolgt die vorläufige Aufnahme für zwölf Monate.

Kann in dieser Erprobungsphase der Nachweis für einen positiven Effekt auf die Patientenversorgung erbracht werden, erfolgt die dauerhafte Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis. Wird der Nachweis hingegen nicht erbracht, werden die Anwendungen wieder aus dem Verzeichnis gestrichen.

Ganz neu im Verzeichnis sind nun zwei Kurse von HelloBetter („Panik“ und „Vaginismus Plus“) sowie „neolexon Aphasie“, „Meine Tinnitus App“ und „Vitadio“. Während die drei zuletzt genannten zunächst nur vorläufig ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen wurden, konnte HelloBetter für seine beiden Online-Kurse direkt den Nutzennachweis erbringen. Sie werden daher von Beginn an dauerhaft gelistet.

Erprobung immer zwölf Monate?

Unter Umständen kann sich der Erprobungszeitraum auch über 12 Monate hinaus erstrecken – so geschehen bei der Tinnitus-App Kalmeda. Wie das Handelsblatt berichtete, hatte das Unternehmen kurz vor Ablauf der 12-Monats-Frist die notwendigen Unterlagen eingereicht. Da das BfArM für die Prüfung der Unterlagen wiederum drei Monate Zeit hat, wurde der Erprobungszeitraum sodann auf 15 Monate verlängert. Erst danach erfolgte die dauerhafte Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis.

Neolexon Aphasie: Die Logopädie-App

Die Logopädie-App bzw. Webanwendung „Neolexon Aphasie“ ist indiziert bei Sprachstörungen wie Dysphasie (verminderte Sprechfähigkeit), Aphasie (Sprachverlust) und Sprechapraxie (gestörte Sprechplanung). Sie dient als Ergänzung zur Sprachtherapie und basiert auf logopädischen Übungen zu den vier Bereichen Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben.

Das Besondere dabei: Die Übungen werden durch den behandelnden Logopäden individuell (z. B. nach Interessen oder Schweregrad) ausgewählt und laufend an die persönlichen Bedürfnisse des Patienten angepasst. Durch die Verknüpfung zwischen Therapeut und Patient können zudem die Trainingserfolge direkt an den Therapeuten übertragen werden. Die Anwendung soll damit das tägliche Üben erleichtern.

Von Tinnitus bis sexuelle Funktionsstörungen

Mit der „Meine Tinnitus App“ von Sonormed hielt die zweite Anwendung bei Tinnitus ins DiGA-Verzeichnis Einzug. Die App kann – nach ärztlicher Diagnose – zur Erstversorgung eingesetzt werden und beruht auf dem sog. Counseling. Darunter versteht man die Beratung und Aufklärung des Patienten hinsichtlich Krankheitsentstehung, Prognose, verstärkender Faktoren sowie schädigender Einflüsse. 

Die Inhalte der App werden mithilfe von Informationstexten, Audio-Dateien, Videos und Mini-Games vermittelt und sind in zwölf Lektionen (à 60–90 Minuten) untergliedert. Am Ende einer jeden Lektion kann in einem Quiz das Gelernte überprüft werden. Die Anwendung verfolgt das Ziel, die Lebensqualität der Nutzer durch einen gelasseneren Umgang mit dem Tinnitus zu steigern.

Vitadio: Diabeteskontrolle meets Künstliche Intelligenz

Vitadio“ richtet sich an Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2. Die App dient als Ergänzung zur ärztlichen Therapie und verfolgt das Ziel, die Diabeteskontrolle zu verbessern und dadurch mögliche Komplikationen zu verhindern. Zu diesem Zweck setzt die App auf eine Kombination aus täglichen Aufgaben und automatisierten Nachrichten, die den Nutzer durch den Aufbau von Routinen bei der Lebensstilmodifikation unterstützen sollen. Der interaktive Lehrgang geht dabei auf Themen wie Motivation, Ernährung, körperliche Aktivität, Schlafhygiene und psychisches Wohlbefinden ein.  

Zum Austausch mit Gleichgesinnten können Nutzer dem App-internen sozialen Netzwerk beitreten. Eine weitere Besonderheit der Anwendung ist das KI-Modell „ALFRED“, welches Mahlzeiten anhand eines Fotos analysiert und daraufhin entsprechende Vorschläge unterbreitet.

Zwei Online-Kurse von HelloBetter

Mit den Online-Kursen „Panik“ und „Vaginismus Plus“ erweitert HelloBetter sein DiGA-Portfolio. Die Webanwendungen sind bei Panikstörungen und Agoraphobie (Platzangst) mit Panikstörung bzw. bei Nichtorganischem Vaginismus (Verkrampfung der Muskulatur rund um die Vagina) oder Dyspareunie (Schmerzen beim Einführen) indiziert. Beide Kurse basieren auf der Kombination aus Psycho-Edukation und kognitiver Verhaltenstherapie und erstrecken sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. 

HelloBetter Panik: Ängste erkennen und reduzieren

Der Online-Kurs „Panik“ verfolgt das Ziel, die Symptomschwere von Panikstörungen zu reduzieren. Dazu werden die Nutzer u. a. mit ihren Angstauslösern konfrontiert und darin geschult, Angstgedanken zu erkennen sowie Entspannungstechniken und Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe anzuwenden.  

Die Kursinhalte sind in sechs Einheiten à circa 60 Minuten unterteilt und werden in Form von Texten, Videos und Audiodateien vermittelt. In einem Online-Tagebuch kann das Wohlbefinden (Stimmung, Angst und Anspannung) festgehalten und so der eigene Fortschritt visualisiert werden.

HelloBetter Vaginismus Plus: Unterstützung bei sexuellen Funktionsstörungen

Der Kurs „Vaginismus Plus“ richtet sich an binäre und nicht-binäre Menschen mit Vagina und zielt darauf ab, die vaginale Penetrationsfähigkeit beim Geschlechtsverkehr zu verbessern. Dazu gilt es, die auftretenden Schmerzen beim Einführen zu verringern und Ängste sowie belastende Gedanken abzubauen.

In acht Kurseinheiten (à circa 60 Minuten) werden den Betroffenen hierfür Techniken vermittelt, um sich psychisch und physisch zu entspannen, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und den Schmerzkreislauf zu durchbrechen. Als weiteren Bestandteil umfasst der Kurs ein Vaginaltraining (schrittweise vaginale Einführungsübungen mithilfe von Dilatoren).



Nadine Sprecher, Apothekerin, Redakteurin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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