Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

22.05.2022, 07:30 Uhr

Noch immer geheim: das Schatzkästlein der pharmazeutischen Dienstleistungen (Foto: Alex Schelbert) 

Noch immer geheim: das Schatzkästlein der pharmazeutischen Dienstleistungen (Foto: Alex Schelbert) 


19. Mai 2022

Die Attacken der kassenärztlichen Bundesvereinigung gegen das Impfen in Apotheken als Regelleistung waren nicht überzeugend: Der Deutsche Bundestag hat das Pflegebonusgesetz beschlossen, in dem ein Passus enthalten ist, der Apotheken dauerhaft unabhängig von Modellprojekten ermöglicht, Menschen gegen Grippe zu impfen. Sehr schön, mein liebes Tagebuch, die bereits in Modellprojekten impfenden Apotheken haben die Öffentlichkeit, den Bundestag überzeugt, dass das Impfen in Apotheken sinnvoll und sicher ist. Was jetzt folgt, ist der wohl härtere Teil der neuen Vorschrift: GKV-Spitzenverband, der Verband der privaten Krankenversicherung und der Deutsche Apothekerverband müssen Vergütung und Abrechnung der apothekerlichen Leistungen aushandeln, wofür sie zwei Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes Zeit haben. Kommt keine Einigung zustande, landet das Thema – sie ahnen es schon – vor der Schiedsstelle. Nun ja, mein liebes Tagebuch, wir werden sehen, wie es diesmal laufen wird. Übrigens, auch Apotheken in Thüringen werden wohl Grippeimpfungen anbieten dürfen, auch ohne dass dort das Berufsrecht entsprechend geändert wird. Denn im Gesetzestext steht nichts davon, dass Berufsordnungen ausdrücklich angepasst werden müssten. Aufmunternde Worte an Apotheken, in Zukunft zu impfen, kommen von Dirk Heidenblut, Berichterstatter für Apotheken in der SPD-Bundestagsfraktion. Für ihn sind Impfungen in Apotheken „eine tolle Sache“. Er lässt wissen: „Ich würde mich freuen, wenn das Vertrauen in die Kompetenz von Apothekerinnen und Apothekern weiter die Impfbereitschaft fördert“. Und auch die ABDA ist nun endgültig auf der Pro-Impfen-in-Apotheken-Seite angekommen. Die Apotheken in Deutschland stünden bereit, verkündete ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, „die Impfangebote in den Haus- und Facharztpraxen ab der kommenden Grippesaison zu ergänzen“. Sie ist überzeugt, beim jährlichen Grippeschutz seien „zusätzliche Angebote dringend erforderlich, da die Impfquote trotz aller Angebote und Kampagnen viel zu niedrig ist.“ Mein liebes Tagebuch, also, auf geht’s. Seien wir gespannt auf die nächste Grippesaison und wie viele Apotheken letztlich impfen werden. Ich jedenfalls freue mich schon, im Herbst in eine Apotheke gehen zu können, um mich dort gegen Grippe impfen zu lassen.

 

Kennen Sie schon den Referenzvalidator? Nein, sollten Sie aber zumindest mal gehört haben! Hinter diesem etwas sperrigen Begriff aus dem Digitalisierung-Wortschatz versteckt sich ein neues Tool, das bei E-Rezepten überprüfen soll, ob der erzeugte Datensatz korrekt ist. Nur korrekt ausgestellte E-Rezepte sollen in den Fachdienstserver gelangen. Wie bitte, mein liebes Tagebuch, sollte so ein Tool denn nicht schon längst im gesamten Software-Kladderadatsch enthalten sein? Genau so eine Funktion sollte doch ein Vorteil für die Apotheken sein, damit formale Fehler beim E-Rezept nicht mehr möglich sind. DAZ.online fragte beim Produktmanager für das E-Rezept der Gematik, Hannes Neumann, nach. Keine Sorge, meint er, in der Tat ist es schon jetzt nicht möglich, ein E-Rezept in den Fachdienst zu stellen, bei dem zum Beispiel die Signatur des Arztes oder die Dosierungsanweisung fehlt. Das werde bereits geprüft. Automatisch. Der Referenzvalidator hat eine darüber hinaus gehende Funktion: Er gleich ab, ob der erstellte Datensatz mit den Vorgaben der kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem GKV-Spitzenverband zu den Verordnungsdaten sowie den Vorgaben des Deutschen Apothekerverbandes und des GKV Spitzenverbands zu den Abgabedaten auf technischer Ebene übereinstimmt. Neumann wörtlich: „Der Referenzvalidator ist sowas wie ein Schiedsrichter, eine unabhängige Instanz, die entscheidet: dieser Datensatz entspricht den Vorgaben oder eben nicht.“ Puh, kompliziert, aber wichtig. Wie Neumann aussagte, kann man mit dem Referenzvalidator im Prinzip jedes Rezept individuell prüfen, aber eigentlich ist dieses Tool eher für die Entwicklungsebene gedacht. Einsatzbereit ist der Referenzvalidator übrigens noch nicht, dies wird voraussichtlich erst im November der Fall sein. Mein liebes Tagebuch, dann hoffen wir, dass die normalen Prüffunktionen die Apotheken wirklich vor Retaxationen schützen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Ewiggestrig

von Holger am 23.05.2022 um 9:58 Uhr

Die Apothekerschaft als Lordsiegelbewahrer des Ewiggestrigen?? Klar kann man sich fragen, was das Internet uns alles/allen bringt. Aber wenn ich mich als bisheriger Monopolist dermaßen bockig anstelle, darf ich mich doch nicht wundern, wenn "die Kundschaft" und andere Stakeholder mir in Scharen davonlaufen???

Das Internet ist DA, es funktioniert im Wesentlichen und es wird auf absehbare Zeit auch nicht von alleine verschwinden oder verboten werden. Ein Unternehmen wie Amazon gehört zu den wertvollsten Firmen der Welt. Da sollten sich die Präsenzapotheken mit dem Gedanken digitaler Kanäle langsam anfreunden. Die Frage "und was bringt MIR das?" führt nur in den Untergang. Die Frage müsste eher lauten: "Was kann bzw. muss ICH tun, um davon möglichst zu profitieren?"

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Ewiggestrig

von Ed am 23.05.2022 um 11:04 Uhr

Es muss ja unheimlich schwierig sein für die junge Generation
Texte inhaltlich zu verstehen.
Das permanente (falsche) Wiedeholen, dass Kollegen Dinosaurier sind, wenn sie sich kritisch äußern, nervt nur noch.
Diese bedingungslosen Glaübiger sind wohl ehr die echte Gefahr für unseren Berufsstand

AW: Ewiggestrig

von Holger am 23.05.2022 um 11:16 Uhr

Vielen Dank für die Blumen, aber altersmäßig gehöre ich wohl eher zu den Dinosauriern unseres Berufsstands, befinde ich mich doch bereits in der letzten Dekade meines Erwebslebens - hoffentlich :)

Sich kritisch zu äußern ist nie verboten - Ihnen nicht, mir auch nicht. Aber sich gegen die Einflussfaktoren des Internets wehren zu wollen - da ist Ihr Vergleich mit den Dinosauriern wohl korrekt, denn die sind auch ausgestorben. Das gleiche Schicksal könnte (Konjunktiv!) den Apothekern auch drohen, wenn sie sich da einmauern. Wo bin ich denn "bedingungslos Gläubiger"?? Das müssten Sie bitte belegen.

Elfenbeinturm

von C.L. am 22.05.2022 um 8:44 Uhr

Das Tagebuch ähnelt immer mehr der Bundespoltik. Es hat sich in seinen Elfenbeinturm zurückgezogen und sich von der Realität verabschiedet.

» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten

AW: Elfenbeinturm

von Gert Müller am 22.05.2022 um 10:01 Uhr

Die Ärzte sind vernüftig. Herr Ditzel sollte mit seinem Tagebuch in Rente gehen.

AW: Elfenbeinturm

von P.R. am 22.05.2022 um 14:23 Uhr

Ich glaube Herr Ditzel ist da moderner, aufgeschlossener und fortschrittlicher unterwegs als mancher Apotheker:innen-Kollege. Die Frage warum Deutschland seit Jahren die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen nicht hinbekommt ist mehr als berechtigt

AW: Elfenbeinturm

von Ed am 22.05.2022 um 15:45 Uhr

Klar
Moderner ist heute Jemand der ( die, das) mit vielen Sternchen und Doppelpunkten Texte oder Sprache verunstaltet ( übrigens wissentlich entgegen dem Willen der Mehrheit) und Digitalisierung per se ohne Nachweis als Fortschritt deutet. Jeder der da mal reflektiert, dem wird von der „Fortschrittfraktion“ mit Abschalten seines Faxgerätes gedroht.
Mir erschließt es sich nicht, was für Apotheker ( in Deutschland) zur Zeit der Vorteil eines E Rezeptes sein soll. Die Bedrohung durch den Versand wird massiv gesteigert ( jede Meldung pro E-Rezept steigert deren Aktienkurse und umgekehrt) ,ich sehe keine verbesserten Arbeitsabläufe und die Speicherung der Rezepte auf zentralen Servern verschlechtert die Versorgungssicherheit. Und es wird, das steht fest wie das Amen in der Kirche zu Angriffen kommen, die das System lahm legen.
Auch interessant. Offensichtlich verhindern zur Zeit die Versandhändler aus dem Ausland, dass die Speicherung des Rezeptes auf der Gesundheitskarte möglich ist. Ein „schönes“ Beispiel, welchen Einfluss die schon haben.
Ich habe nichts gegen Digitalisierung
Sie sollte aber erkennbare Vorteile gegenüber dem bestehenden System haben.
Und im speziellen sollte sie nicht meine Existenz bedrohen

AW: Elfenbeinturm

von P.R. am 22.05.2022 um 17:23 Uhr

Wer glaubt denn im Ernst, dass das jetzige System, bei dem der Arzt digitale Daten aus seiner EDV auf ein Stück Papier überträgt, dass dann in der Apotheke digital bearbeitet und mit weitern aufgedruckten Daten versehen wird, dann im Rechenzentrum wieder in einen digitalen Datensatz umgewandelt wird, der den Kassen zugeleitet wird, dass dieses System zukunftsfähig ist?
Impfungen, pharm. Dienstleistungen dies alles kann doch auch nur digital dokumentiert und abgerechnet werden. Die Apotheken waren mal Vorreiter in Sachen EDV-Anwendungen und jetzt wollen einige auf Krampf an alten Systemen festhalten? Fortschrittlich denkende Menschen schauen nach den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bieten kann und nutzen diese für Ihre Betriebe und Prozesse. Ja, das bringt Veränderungen mit sich und man muss lernen damit umzugehen und man muss sich damit auseinandersetzen, aber aufhalten kann man es nicht.

AW: Elfenbeinturm

von Ed am 22.05.2022 um 19:14 Uhr

Schön mal einen Text zu lesen der frei von Sternen und Doppelpunkten ist. Aber was sagt die Ärztin und die Diversen dazu? Ist doch etwas anstrengend, dass durchzuhalten? Ehrlicherweise sind mir Leute sympathischer, die eine Ansicht konsequent vertreten, auch wenn sie mir nicht gefällt, als Mitläufer.
Ansonsten auch Stereotypen:
Man hat etwas gegen ein bestimmtes Verfahren, aber pauschal ist man dann gegen Digitalisierung.
„Krampf, Alt, nicht fortschrittlich denkend“
Sorry : Wenig überzeugend und ehr besorgniserregend auf welch triviale Ebene sich hier Akademiker mittlerweile begeben
Ach nee, der Fortschritt läßt sich nicht aufhalten?
Hätte ich nie gedacht. Aber darf ich den mit gestallten?
Im Laufe der Jahre , haben mir schon viele ( „wichtige“) Leute erzählt, was sein muss
90 % waren Nonsens



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