Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen

NRW: Was können die Apotheken erwarten?

Berlin - 13.05.2022, 16:45 Uhr

Wahlkampf in NRW – wer wird die Nase vorn haben? Hier die Spitzenkandidat:innen: Hendrik Wüst (CDU), Thomas Kutschaty (SPD), Mona Neubaur (Grüne), Joachim Stamp (FDP), Markus Wagner (AfD) (v.l.). (Fotos: IMAGO / Panama Pictures, Revierfoto, Political-Moments)

Wahlkampf in NRW – wer wird die Nase vorn haben? Hier die Spitzenkandidat:innen: Hendrik Wüst (CDU), Thomas Kutschaty (SPD), Mona Neubaur (Grüne), Joachim Stamp (FDP), Markus Wagner (AfD) (v.l.). (Fotos: IMAGO / Panama Pictures, Revierfoto, Political-Moments)


FDP: Pharmaziestudium in Bielefeld

Welche Rolle spielen die Apotheken vor Ort in Ihrem Bundesland aus Sicht Ihrer Partei? Hat sich diese Sicht möglicherweise durch die Pandemie verändert?

Die inhabergeführten Apotheken vor Ort sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitswesens. Wir Freie Demokraten wollen die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten rund um die Uhr sowie die qualifizierte Beratung für Patientinnen und Patienten erhalten, die sich auch während der Pandemie bewährt hat. Zudem haben viele Apotheken während der Pandemie Testangebote aufgebaut, die eine fachlich qualifizierte Durchführung von Bürgertestungen gewährleisten. Wir wollen die inhabergeführten Apotheken vor Ort stärken, indem wir ihre besonderen Strukturen und Leistungen würdigen. Dazu wollen wir das „Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ novellieren, um pharmazeutische Dienstleistungen besser zu honorieren. Dazu zählen Leistungen wie die individuelle pharmazeutische Beratung im persönlichen Gespräch, die Herstellung von individuellen Rezepturen und die Versorgung mit Betäubungsmitteln. Wir wollen den Nacht- und Notdienstfonds zu einem Sicherstellungsfonds weiterentwickeln und eine Verordnungsfähigkeit für Notfallbotendienste in der ambulanten Notfallversorgung schaffen.

Joachim Stamp (51) tritt als FDP-Spitzenkandidat an. (Foto: IMAGO / Revierfoto)

Können Sie sich vorstellen, dass Apotheken künftig weitere Leistungen anbieten?

Apotheken können in einer vernetzten Versorgungslandschaft auch zusätzliche Aufgaben übernehmen. Dies ist z. B. mit der Einbindung in Impfkampagnen zu Grippe und Corona bereits erfolgt. Gerade im Hinblick auf die Sicherheit der Arzneimitteltherapie stellt die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern beim Medikationsplan eine wesentliche Verbesserung dar. Die Apotheker können dabei eine Steuerungsfunktion zum Nutzen der Patientinnen und Patienten übernehmen. Bei anderen Angeboten sollten wir jedoch auch überlegen, inwiefern diese zu der Qualifikation von Apothekern und den räumlichen Möglichkeiten in einer Apotheke passen.

Sehen Sie Möglichkeiten, unter Einbeziehung der Apotheken die Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Gebieten zu verbessern?

Wir stehen für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung, gerade auch im ländlichen Raum. Dazu wollen wir gemeinsam mit den Körperschaften die Rahmenbedingungen für innovative Versorgungsangebote und ortsnahe Kooperationsformen verbessern. Neben der ärztlichen Versorgung wäre dabei eine Einbindung von Apotheken sinnvoll.

Krankenhäuser sind Ländersache – was halten Sie davon, Apotheker:innen auf den Stationen zu etablieren, wie es Niedersachsen vorgemacht hat?

Stationsapotheker könnten die pharmazeutische Versorgung und den Umgang mit Arzneimitteln und Medizinprodukten in Krankenhäusern verbessern und auch zur Effizienzsteigerung beitragen. Allerdings wäre die Einführung von Stationsapothekern mit erheblichen Personalkosten verbunden, die die Krankenhäuser in einer Zeit finanzieller Unsicherheit im Nachgang der Pandemie zusätzlich belasten würden. Da noch keine bundesgesetzliche Finanzierungsregelung getroffen wurde, würden wir es deshalb für sinnvoll halten, zunächst die praktischen Erfahrungen aus Niedersachsen zu bewerten.

Wie stehen Sie zum Arzneimittelversandhandel?

Der Versandhandel und die damit verbundene Möglichkeit einer Online-Bestellung von Arzneimitteln hat sich bei bestimmten Zielgruppen etabliert wie z. B. bei chronisch Kranken, die ihre Medikamente möglichst unkompliziert ohne Weg zur nächsten Apotheke beziehen möchten, oder bei internet-affinen Menschen, die grundsätzlich den stationären Handel meiden und weitgehend alles online und mobil bestellen. Daher wollen wir nicht auf ein differenziertes Angebot verzichten, welches einerseits Patientinnen und Patienten die Nutzung digitaler Angebote ermöglicht, andererseits die durch die Apotheken vor Ort bisher sehr gut gewährleistete Versorgungsqualität sicherstellt. In dieser Hinsicht wäre ein pauschales Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln aus unserer Sicht nicht der richtige Weg, da es die Wahlfreiheit der Patientinnen und Patienten zu sehr einschränkt. Vielmehr treten wir für faire Wettbewerbsbedingungen bei der Versorgung mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln ein.

Zählen für Sie das Fremd- und eingeschränkte Mehrbesitzverbot bei Apotheken zu den Grundpfeilern der Versorgung – oder können Sie sich hier Aufweichungen vorstellen?

Die FDP hatte sich auf dem Bundesparteitag 2017 für Lockerungen beim Fremd- und Mehrbesitzverbot ausgesprochen, um Hemmnisse für den Marktzugang abzubauen. Im aktuellen Koalitionsvertrag auf Bundesebene ist allerdings keine konkrete Umsetzung vereinbart.

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Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Stellv. Bundesvorsitzende, FDP)

„Wir wollen keine Apothekenketten“

Die Apotheken klagen über Nachwuchsmangel. Wie könnte dem aus Ihrer Sicht entgegengewirkt werden? Wie stehen Sie zu dem Wunsch der Apotheker:innen, mehr Studienplätze für Pharmazie zu schaffen? 

Wir wollen die medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe weiter ausbauen, unter anderem durch die Schaffung eines Instituts für Pharmazie und die Einrichtung eines Studienangebots für Pharmazie als Ergänzung des Forschungs- und Lehrangebots an der Universität Bielefeld, um so das Innovations- und Gründungspotenzial in der gesamten Region weiter zu erhöhen sowie dem Apothekermangel vor allem im ländlichen Raum entgegenzuwirken. Zudem könnte eine durch leistungsgerechte Vergütungen und einen weiteren Abbau bürokratischer Regulierungen und Dokumentationspflichten gesteigerte Attraktivität des Berufsbildes junge Menschen dazu bewegen, ein Pharmaziestudium aufzunehmen und sich später als Apotheker niederzulassen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Was können die Apotheken erwarten

von Holger Rummel am 13.05.2022 um 18:13 Uhr

Nichts Gutes

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