Gegen Off-Symptome bei Parkinson

Inbrija – erstes Levodopa zur Inhalation auf dem Markt

Stuttgart - 12.05.2022, 12:15 Uhr

Inbrija ist das erste inhalative L-Dopa-Präparat, das auf den deutschen Markt kommt. Es soll Parkinsonpatienten als Zusatztherapie zu oralem Levodopa bei Off-Symptomen rasch helfen. (s / Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)

Inbrija ist das erste inhalative L-Dopa-Präparat, das auf den deutschen Markt kommt. Es soll Parkinsonpatienten 
als Zusatztherapie zu oralem Levodopa bei Off-Symptomen rasch helfen. (s / Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)


Monotherapie mit Levodopa – wie ist das möglich?

Die oralen Levodopa-Präparate kombinieren stets einen Dopa-Decarboxylasehemmer. Der Grund: Bei einer oralen Levodopa-Monotherapie gelangen nur geringe Wirkstoffmengen ins Zentralnervensystem, da mindestens 95 Prozent des L-Dopas in Darm, Leber, Niere, Herz und Magen zu Dopamin decarboxyliert werden – was die Wirkung im ZNS schwächt, da Dopamin nicht ins ZNS penetriert, und die extrazerebralen unerwünschten Wirkungen erhöht. Die Kombination mit beispielsweise Benserazid verhindert die periphere Decarboxylierung, vor allem in der Darmschleimhaut, nahezu vollständig.

Bei Inhalation umgeht der Wirkstoff den Gastrointestinaltrakt und gelangt direkt von der Lunge ins Blut und sodann ins ZNS, was eine zusätzliche Dopa-Decarboxylasehemmung überflüssig macht.

Wie wirksam ist Inbrija?

Die Zulassung von Inbrija® stützt sich auf eine zwölfwöchige klinische Studie (placebokontrolliert, doppelblind, randomisiert), ausgewertet mit 114 Patienten in der Inbrija®-Gruppe und 112 Patienten in der Placebogruppe, veröffentlicht 2019 in „The Lancet Neurology“ („Safety and efficacy of CVT-301 (levodopa inhalation powder) on motor function during off periods in patients with Parkinson's disease: a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial“). Die Parkinsonpatient:innen erhielten Inbrija® oder Placebo als Zusatz zu einer dopaminergen Hintergrundtherapie (maximal 1.600 mg Levodopa/ Tag), den sie bei Off-Symptomen im Bedarfsfall bis zu fünfmal täglich anwenden konnten (maximal 330 mg Inbrija®). Bei Studienbeginn waren die Patient:innen täglich mindestens zwei Stunden in der Off-Phase. Die Wirksamkeit der Behandlung analysierten die Studienärzt:innen anhand eines Scores – „Unified Parkinson’s Disease Rating Scale“ (UPDRS) –, mittels dem der Schweregrad des Morbus Parkinson (Tremor, Rigor, Bradykinesie, posturale Instabilität) anhand von Punkten zu bestimmen ist. Den UPDRS-Score beurteilten die Studienautor:innen in der Off-Phase, je 30 Minuten vor und 30 Minuten nach Akutmedikation. Wie verbesserte sich der UPDRS-Score mit Inbrija® und mit Placebo?

Parkinson-Symptome bessern sich

Mit inhalativem Levodopa verbesserte sich die Parkinson-Symptomatik um 9,83 Punkte bei einem Ausgangswert von 32,1 Punkten vor Inhalation, während Placebo zu einer Verbesserung von 5,91 Punkten bei einem Ausgangswert von 29,0 führte. Anhand der „Patient Global Impression of Change Scale“ konnten die Patient:innen zudem ihre subjektive Wahrnehmung einer möglichen Symptomverbesserung bewerten (sekundärer Endpunkt). Hier gaben 46,4 Prozent unter Placebo eine viel bessere, bessere oder wenig bessere Symptomkontrolle an, mit Inbrija® waren es 71,4 Prozent.

Kein Unterschied bei täglichen Off-Zeiten

Zudem interessierten sich die Studienautor:innen als sekundären Endpunkt dafür, um wie viele Minuten sich unter inhalativem Levodopa und unter Placebo die tatsächliche Off-Zeit am Tag reduzierte. Bestimmt wurde dies an je drei aufeinanderfolgenden Tagen vor Studienbeginn und zum Ende der Studie. Diese Werte wurden sodann miteinander verglichen. In der Tat zeigten sich hier zwischen Placebo und Levodopa inhalativ mit einer je halbstündlichen Verbesserung keine Unterschiede: Inbrija® verkürzte die Off-Zeit um 0,47 Stunden (Ausgangswert 5,35 Stunden), Placebo um 0,48 Stunden (Ausgangswert 5,59 Stunden).

Die häufigsten Nebenwirkungen von Inbrija

Sehr häufig kommt es bei Anwendung von Inbrija® zu Husten, meist leichter bis mittelschwerer Natur und in der Regel in den ersten 30 Behandlungstagen. Husten führte bei zwei von 100 Studienteilnehmern zum Abbruch der Therapie. Zusätzlich ließen sich häufig Infektionen der oberen Atemwege, Rachenreizung sowie Übelkeit, Erbrechen und Stürze beobachten. Kurz nach Inhalation beschrieben Studienpatient:innen zudem ein Erstickungsgefühl.



Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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