Apobank-Studie Inside Heilberufe III

Finanzielle Sicherheit immer wichtiger

Traunstein - 27.04.2022, 15:15 Uhr

Die Apobank hat 100 Allgemeinärzte, 100 Fachärzte, 103 Zahnärzte, 100 Apotheker sowie 100 Studenten befragt. (s / Foto: polkadot / AdobeStock)

Die Apobank hat 100 Allgemeinärzte, 100 Fachärzte, 103 Zahnärzte, 100 Apotheker sowie 100 Studenten befragt. (s / Foto: polkadot / AdobeStock)


Wie ist die Stimmung der Heilberufler, wie sind ihre Werte, Ziele und Wünsche? Wie sehr hat sich die Corona-Pandemie auf die berufliche und private Situation ausgewirkt? Dazu hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) im Februar 2022 mehr als 500 Heilberufler und Studenten befragt. Dabei zeigt sich, dass insbesondere das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit zugenommen hat und den Befragten mittlerweile (fast) genauso wichtig ist wie das Familienleben. 

Bereits zum dritten Mal – nach 2016 und 2019 ­– hat die Apobank Heilberufler im Rahmen der Studie „Inside Heilberufe III“ nach ihrem privaten und beruflichen Alltag befragt. 100 Allgemeinärzte, 100 Fachärzte, 103 Zahnärzte, 100 Apotheker sowie 100 Studenten der Heilberufe ab dem 6. Semester – darunter 30 Pharmaziestudenten – nahmen an der Online-Befragung teil.

Was ist den Heilberuflern wichtig im Leben? An erster Stelle steht hier im Durchschnitt von allen Befragten mit 92 Prozent nach wie vor das Familienleben. Zunehmend wichtiger wurde in den letzten Jahren die finanzielle Sicherheit: Im Jahr 2016 wurde diese von 85 Prozent als wichtig erachtet, 2022 waren es schon 91 Prozent. Dem entspricht, dass materielle Aspekte deutlich an Relevanz gewonnen haben: hohes Einkommen und Lebensstandard (von 58 Prozent auf 65 Prozent), Eigentum (von 56 Prozent auf 64 Prozent) oder Vermögensbildung (von 55 Prozent auf 64 Prozent).

Bemerkenswert ist, dass den befragten Apothekern die materielle Sicherheit mit 93 Prozent sogar geringfügig wichtiger ist als das Familienleben (92 Prozent). An dritter Stelle steht „Menschen helfen/heilen“ (87 Prozent), gefolgt von „gesunde Lebensweise/persönliche Fitness“ (78 Prozent) und „Freizeit“ (75 Prozent). Deutlich wichtiger als in den Vorjahren sind den Apothekern „technologischer Fortschritt/Innovationen“ (65 Prozent) sowie „gesellschaftlicher Status/berufliche Anerkennung“ (64 Prozent) – gut möglich, dass dies eine Folge ist der zusätzlichen Aufgaben, die die Apotheken im Zuge der Corona-Pandemie bewältigt haben.

Unter der Pandemie hat vor allem das Privatleben gelitten

Wie nicht anders zu erwarten, hat bei den Heilberuflern unter der Pandemie vor allem das Privatleben gelitten: Die Befragten sehen sich beim Reisen (82 Prozent), in ihrer Freizeit (60 Prozent), in Sachen gesunde Lebensweise und Fitness (37 Prozent) sowie beim Familienleben (31 Prozent) beeinträchtigt. Negative Auswirkungen auf ihre berufliche Karriere nennen lediglich 9 Prozent. Dass die Pandemie sich dennoch auf die berufliche Situation ausgewirkt hat, zeigt die an anderer Stelle abgefragte Berufszufriedenheit: Diese hat deutlich abgenommen (siehe nächste Seite). 

Wünsche an den beruflichen Alltag: Mehr Geld und flexible Arbeitszeiten

Welche Wünsche haben die Heilberufler an den beruflichen Alltag? An erster Stelle steht ein höheres Einkommen (74 Prozent, Apotheker: 71 Prozent). Dieser Wunsch wird von den Angestellten mit 83 Prozent deutlich häufiger geäußert als von den Selbstständigen mit 63 Prozent. An zweiter Stelle stehen flexible Arbeitszeitgestaltung (65 Prozent, Apotheker: 68 Prozent) und mehr Zeit für
Kunden oder Patienten (65 Prozent, Apotheker: 65 Prozent). Fast alle Befragten wünschen sich auch 2022 weniger Dokumentation und Verwaltungsarbeit. Stark zugenommen seit der letzten Umfrage hat aufgrund der Pandemie der Wunsch nach mehr Austausch mit Kollegen (von 44 Prozent auf 56 Prozent) sowie nach mehr Fort- und Weiterbildung (von 46 Prozent auf 58 Prozent). Dabei ist bei den Apothekern der Wunsch nach mehr Fort- und Weiterbildung mit 62 Prozent besonders stark ausgeprägt.

Gut jeder fünfte angestellte Heilberufler plant baldige Selbstständigkeit

Doch wie sieht der Blick in die Zukunft aus? Gefragt nach den Vorhaben für die nächsten drei Jahre, nennen 22 Prozent der angestellten Heilberufler die Niederlassung beziehungsweise Selbstständigkeit, insgesamt planen 32 Prozent einen Stellenwechsel beziehungsweise Karrieresprung, für ein Drittel steht aber auch Kindererziehung auf der Agenda. Anders der Fokus bei den im Schnitt älteren niedergelassenen Heilberuflern: Für 29 Prozent steht die Vorbereitung auf den Ruhestand an, für 26 Prozent die Aufgabe der eigenen Praxis oder Apotheke.

Bei den Apothekern nennen 11 Prozent der Befragten die Selbstständigkeit als Ziel. Allerdings wird hier aufgrund der zu kleinen Stichprobe nicht nach Selbstständigen und Angestellten differenziert, sodass dies kaum aussagekräftig ist. Mit 38 Prozent steht bei den Apothekern eine Zusatzausbildung an erster Stelle der beruflichen Vorhaben.  

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Gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels ist es eine spannende Frage, wie zufrieden die Heilberufler mit ihrer beruflichen Situation sind. Hier „herrscht Handlungsbedarf“, heißt es in der Pressemeldung: Seit 2016 ist die Zufriedenheit kontinuierlich abgesunken, der Anteil der Zufriedenen ist in dieser Zeitspanne um elf Prozentpunkte auf 51 Prozent gefallen. So richtig zufrieden sind nur noch 7 Prozent, allerdings blieb der Anteil der ausdrücklich Unzufriedenen seit drei Jahren mit 15 Prozent unverändert, während die Gruppe der Unentschiedenen stetig zugenommen hat. Bei den Apothekern sieht es sogar noch etwas schlechter aus, nur 48 Prozent sind zufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Bei dieser Entwicklung spielt die Pandemie eine große Rolle: Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass Corona die berufliche Zufriedenheit stark bis sehr stark beeinträchtigt hat.

Nur 40 Prozent der Apotheker halten ihren Beruf für empfehlenswert

Dennoch wirkt sich die persönliche Zufriedenheit sehr unterschiedlich darauf aus, ob der eigene Beruf weiterempfohlen wird: Bei den Allgemeinärzten machen dies 64 Prozent, bei den Apothekern lediglich 40 Prozent. Unentschlossen sind 23 Prozent der Allgemeinärzte und 36 Prozent der Apotheker. Für nicht empfehlenswert halten ihren Beruf nur 13 Prozent der Allgemeinärzte, aber 24 Prozent der Apotheker. Dabei ist der Anteil derjenigen, die den Apothekerberuf gar nicht empfehlen würden, mit den Jahren kleiner geworden. Dennoch ist es vor diesem Hintergrund wenig verwunderlich, dass immer mehr Apotheker Probleme haben, einen Nachfolger für ihre Apotheke oder approbierte Angestellte zu finden. 



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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