Neuer Kompromiss

Lauterbach glaubt an Bundestagsmehrheit für Impfpflicht ab 60 Jahren

Berlin - 06.04.2022, 15:15 Uhr

Bis 1. Oktober sollen alle Über-60-Jährigen nachweisen, dass sie vollständig gegen COVID-19 geimpft sind. (x / Foto: Rido / StockAdobe)

Bis 1. Oktober sollen alle Über-60-Jährigen nachweisen, dass sie vollständig gegen COVID-19 geimpft sind. (x / Foto: Rido / StockAdobe)


CDU-Chef Merz: Verkorkste Kompromisse

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, beklagte sich allerdings umgehend, dass die Union nicht informiert und nicht in die Gespräche einbezogen worden sei. „Dieses politische Gefeilsche in sprichwörtlich letzter Minute wird der Komplexität des Themas nicht ansatzweise gerecht.“ Der Vorschlag sei überdies eine Mogelpackung, so der CDU-Politiker. „Es geht der Gruppe darum, bereits jetzt eine Impfpflicht ab 60 auf Vorrat, also Monate im Voraus, zu beschließen und im Herbst womöglich auf alle Erwachsenen auszuweiten“, so Sorge. Dem könne die Union nicht zustimmen.

CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich ebenfalls ablehnend: „Diese Art der Politik – rein und raus, vor und zurück, über Talkshows anzukündigen, was man macht und was man zwei Tage später wieder nicht macht – den Weg gehen wir nicht mit“, sagte er. „Hier geht es um verkorkste Kompromisse, die die Koalition machen muss, weil sie sich untereinander nicht einig ist.“

Lauterbach bleibt zuversichtlich

Gesundheitsminister Lauterbach ist jedoch zuversichtlich, dass der Kompromissvorschlag im Bundestag eine Mehrheit findet. „Mit großer Wahrscheinlichkeit kriegen wir das durch“, sagte der SPD-Politiker gestern in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Er betonte, dass 90 Prozent der Corona-Sterbefälle auf Menschen ab einem Alter von 60 Jahren entfielen. Es sei daher schon viel erreicht, wenn diese Gruppe geimpft sei – überdies bestehe ja die Option, die Impfpflicht im Herbst doch auf alle Volljährigen auszuweiten.

SPD-Chef Lars Klingbeil verteidigte den neuen Vorstoß ebenfalls. „Diese Impfpflicht ab 60 wird uns helfen, in Freiheit auch durch den Herbst zu kommen“, sagte Klingbeil bei, „RTL Direkt“. In Richtung Union erklärte er: „Und deswegen nochmal der Appell an die Vernunft und die Verantwortung auch der Union, sich nicht bockig zu stellen, sondern zu sagen: Wir gehen diesen Weg mit.“

Der FDP-Gesundheitsexperte Ullmann erklärte, er könne mit dem Kompromiss „sehr gut leben“. Das Ergebnis habe aber nicht alle Unterstützer seiner Gruppe überzeugt, sagte er dem „Handelsblatt“ am Dienstagabend. Er äußerte die Hoffnung, „dass wir im Sommer eine so hohe Impfquote erreicht haben, dass die Impfpflicht nicht mehr nötig ist und sie im Bundestag wieder ausgesetzt wird, wie es der Kompromiss ermöglicht“.



Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Impfpflicht mit 60

von Conny am 07.04.2022 um 12:59 Uhr

Glauben kann Lauterbach in der Kirche. Was für eine Klatsche. Super vorbereitet.

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