Kammerversammlung Hessen

Funke: „Apotheken sind nicht die Melkkuh für Sparmaßnahmen“

Berlin - 23.03.2022, 15:15 Uhr

Die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke hält nichts von Cannabis zu Genusszwecken aus der Apotheke. (c / Foto: ABDA)

Die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke hält nichts von Cannabis zu Genusszwecken aus der Apotheke. (c / Foto: ABDA)


Apotheken als Edel-Drugstores?

Zudem widmeten sich die Delegierten ausführlich dem Thema Cannabis zu Genusszwecken. Erst kürzlich hatte sich die drogenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Kristine Lütke, im Interview mit der DAZ zu der Frage positioniert, ob Cannabis für den Freizeitgebrauch auch in Apotheken abgegeben werden sollte. Die Abgeordnete stellte im Gespräch mit der Redaktion klar, dass sich im Zuge der Entkriminalisierung auch Apotheken um Lizenzen als Verkaufsstellen bewerben dürfen sollen. Darauf nahm Funke Bezug bei ihren Ausführungen.

Die Kammerpräsidentin sieht den Verkauf von Cannabis in den Offizinen eher kritisch. „Der Charakter einer Apotheke wird sich dadurch komplett ändern“, befürchtet sie. In den USA und Kanada werde Cannabis in „edlen Shops“ vertrieben, die eine riesige Auswahl an Sorten und Darreichungsformen böten. Das sei für die Apotheken hierzulande nicht denkbar. „Wir wollen nicht zu Edel-Drugstores werden“, betonte Funke. Apothekenexklusivität könne man sich ohnehin „abschminken“. Das sei aus den Äußerungen Lütkes deutlich geworden. Funke plädiert daher für eine klare Trennung – auch deshalb, weil sonst möglicherweise andere Geschäfte, die Cannabis verkauften, auf die Idee kämen, bisher apothekenpflichtige Ware in ihr Sortiment aufzunehmen zu wollen.

Es kamen aber auch Delegierte zu Wort, die den Verkauf von Cannabis in den Offizinen nicht grundsätzlich ablehnen. „Wenn die Politik es von uns wünscht, sollten wir nicht pauschal Nein sagen“, meint etwa Apotheker Erik Modrack. Ein spontan abgefragtes Stimmungsbild zeigt: Zumindest unter den Delegierten der Apothekerkammer Hessen ist zwar die Mehrheit (zehn Stimmen) gegen die Abgabe von Cannabis in den Apotheken, es gibt aber durchaus Kolleginnen und Kollegen, die dem offen gegenüberstehen (vier Stimmen) oder sich weder für noch gegen den Verkauf in den Offizinen positionieren wollten (vier Enthaltungen).



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Die ABDA Präsidentin

von Dr.Diefenbach am 24.03.2022 um 9:44 Uhr

...hat bei unserer gestrigen DV im zweiten Teil ihres Vortrages wenigstens Zahlen bzgl. Haushalt
oder der sich verändernden Apothekensituation genannt und auch mal Dinge eingeräumt(Energie-
problematik in der Zukunft),die bisher noch nicht behandelt wurden/werden(allerdings kann auch diese Organisation nicht sämtliche Felder zur gleichen Zeit angehen).Insofern ist die Veranstaltung
durchaus informativ bzgl. unseres Gastes verlaufen und Frau Overwiening hat ja wohl allerlei
Ideen mitgenommen!!

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