Teurer Sprit

„Unser Rohertrag dürfte gewaltig leiden“

München - 17.03.2022, 16:45 Uhr

Die Logistikbranche , darunter auch der Pharmagroßhandel, leidet besonders unter den hohen Spritpreisen. (Foto: IMAGO / biky)

Die Logistikbranche , darunter auch der Pharmagroßhandel, leidet besonders unter den hohen Spritpreisen. (Foto: IMAGO / biky)


Politik ringt um Entlastung

Währenddessen diskutiert die Politik, wie Privatverbraucher und Unternehmen entlastet werden können. Der Vorschlag von Finanzminister Christian Lindner (FDP) eines Tankrabatts stößt dabei auf breite Kritik.

BGA-Präsident Janura verlangt, dass die Politik sich jetzt „nicht in populistischem Aktionismus verlieren“ dürfe, bei dem sich kurzfristige, aber unausgereifte Vorschläge überschlagen. „Wir brauchen stattdessen echte und dauerhafte Lösungen. Diese vermisse ich in der aktuellen Diskussion noch.“

Der BGA-Chef verweist auf eine kürzlich veröffentlichte Unternehmensumfrage, wonach für 83 Prozent der im Verband organisierten Unternehmen die Sicherung der Energieversorgung jetzt politische Priorität habe. Das bedeute auch, dass Energie bezahlbar bleiben müsse. „Damit ist klar, wo Politik jetzt gefordert ist. Die Preisspirale muss gestoppt werden.“

Konkret tritt Janura dafür ein, ein Bündel an Maßnahmen umzusetzen. Mit den Entlastungen im Jahressteuergesetz 2022 sei man auf dem richtigen Weg. Eine Anhebung des Grundfreibetrages, des Arbeitnehmerfreibetrages und der Pendlerpauschale wären wichtige Korrekturen. Angesichts der zwischenzeitlich eingetretenen massiven Erhöhungen gingen diese Entlastungen jedoch nicht weit genug und müssten nachjustiert werden. So wäre aus seiner Sicht die Absenkung der Mineralöl- beziehungsweise Energiesteuern ein transparenter und nachvollziehbarer Schritt. Außerdem begrüße der BGA die Abschaffung der EEG-Umlage, was einer langjährigen Forderung des Großhandels entspreche. Geboten wären außerdem weitere Entlastungen vor allem für den Bereich Transport und Logistik. Jandura abschließend. „Wir brauchen endlich wieder wettbewerbsfähige Energiepreise.“
 

Ölpreisrückgang zeigt sich nicht an Tankstellen

Bemerkenswert ist, dass die Ölpreise der Nordseesorte Brent von ihrem Hoch in den ersten Märztagen von 123 Dollar je Barrel mittlerweile wieder deutlich heruntergekommen sind; aktuell wird ein Barrel für rund 102 Dollar gehandelt. An den Tankstellen hat sich diese Entwicklung allerdings bislang nicht in diesem Maße niedergeschlagen; die Preise sind bisher nur marginal gesunken. In dem Zusammenhang weist der Automobilclub ADAC darauf hin, dass sich die Benzinpreise von den Ölpreisen abgekoppelt haben. „Dieses Geld wird irgendwo im Prozess zwischen Ölförderung und Tankstelle verdient“, sagte ADAC-Kraftstoff-Fachmann Jürgen Albrecht der Tageszeitung FAZ. Der gestiegene Benzinpreis könnte zu einem „erheblichen Teil“ den Mineralölgesellschaften zugutekommen, meint auch Monika Schnitzer, Wirtschaftsprofessorin in München und Mitglied im Wirtschaftssachverständigenrat. Auch von Lindners „Tankrabatt“ würden die Ölkonzerne wieder profitieren, weil sie durch Preiserhöhungen einen Teil des Rabatts für sich verbuchen könnten.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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