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Mein liebes Tagebuch

13.03.2022, 07:30 Uhr

Es muss ein Ruck durchs Land gehen, vor allem bei so manchen Apothekerverbänden... (Foto: Alex Schelbert)

Es muss ein Ruck durchs Land gehen, vor allem bei so manchen Apothekerverbänden... (Foto: Alex Schelbert)


11. März 2022

Apotheken-Plattformen sind das große Thema in pharmazeutischen Wirtschaftskreisen. Abwarten oder mitmachen und vor allem: Welcher Plattform soll man sich denn anschließen? Auf der Futurepharm, dem Zukunftskongress der Interpharm, unterhielten sich die beiden Apotheker Björn Schittenhelm und Gerrit Nattler auch mit Sören Friedrich, Chef der GEDISA, die für die Entwicklung eines Portals der Apothekerverbände zuständig ist, über den Nutzen und Sinn der großen Apotheker-Plattformen (sie wollen Gesundheits-Ökosysteme“ werden). Und natürlich sprachen sie auch über die Frage, abwarten oder mitmachen und wenn ja bei welcher Plattform. Die beiden Apotheker, die der Digitalisierung und den Plattformen aufgeschlossen gegenüberstehen, sind sich einig, dass solche Plattformen mit Sicherheit nicht mehr verschwinden, dass sie noch im  Entwicklungsstadium und noch lange nicht ausgereift sind und sich auf diesem Gebiet noch viel tun wird. Für den GEDISA-Chef Friedrich stellt sich die derzeitige Situation nicht unbedingt negativ dar, er sieht Chancen, das Verbändeportal zukunftsfest weiterentwickeln zu können, auch wenn sich noch ein Verband nicht angeschlossen hat. Ob es allerdings in Richtung eines „Gesundheits-Ökosystems“ gehen soll, wie es die beiden großen am Markt agierenden Plattformen derzeit vollmundig ankündigen, sei dahingestellt. Wohin die Richtung des Verbändeportals derzeit genau gehen soll, wollte oder konnte er noch nicht verraten – hier wollen sich die Verbände wohl nicht in die Karten schauen lassen. Die beiden Apotheker begrüßen auf alle Fälle ein apothekereigenes Portal, das von wirtschaftlichen Interessen und von großen pharmazeutischen Unternehmen unabhängig sein und agieren will. Die drei Gesprächsteilnehmer waren sich einig: Um Erfahrungen zu sammeln, ist es ihrer Ansicht nach keinesfalls verkehrt, jetzt bereits bei Portalen mitzumachen, eventuell sogar bei mehreren Portalen dabei zu sein – auf alle Fälle sollte das Verbändeportal im Portfolio der Apotheke dabei sein, freut sich Friedrich.

Mein liebes Tagebuch, das Verbändeportal hat da allerdings noch eine kleine Hürde zu nehmen, wie eine Diskussionsrunde des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) zeigte. Es ist nämlich genau dieser Verband, der bisher als einziger seine Zustimmung und seine Beteiligung am Verbändeportal verweigert. Sein Grund: Es fehlen ein Businessplan und ein finaler Gesellschaftervertrag. Immerhin veranschlagt die GEDISA derzeit einen Finanzbedarf von mindestens 35 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren. Der AVWL-Vorstandsvorsitzende Thomas Rochell spricht sogar von einem Bedarf bis 50 Millionen Euro. Und dennoch regen sich innerhalb des AVWL bereits zahlreiche Stimmen, die einen Beitritt zum Portal durchaus begrüßen würden, auch wenn dies einigen AVWL-Mitgliedern als ein unkalkulierbares, finanzielles Risiko erscheint. Mein liebes Tagebuch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Risiken gibt es bei solchen Entwicklungen natürlich immer, andererseits, das Verbändeportal arbeitet doch bereits: Die Ausstellung der Impfzertifikate läuft mit Erfolg und auch einige weitere Dienste arbeiten bereits. Zum Thema Businessplan ließ ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold auf der AVWL-Veranstaltung wissen, dass es praktisch unmöglich sei, für ein solches Vorhaben einen Businessplan aufzustellen: „Bill Gates hatte vor 25 Jahren auch kein Businessplan." Man könne bei solchen Projekten und Vorhaben die Entwicklungen wirklich nicht absehen und sie seien nicht prognostizierbar. Arnold wünscht sich bei Digitalprojekten offenbar mehr Flexibilität und Risikofreude im Berufsstand. Mein liebes Tagebuch, da kann man ihm nur zustimmen. Ohne Risikofreude wird es hier nicht gehen. Also, wenn man ein unabhängiges Portal aufbauen möchte, dann gibt es nur eins: Machen – die 50 Euro pro Monat muss man als Verbandsmitglied eben dafür abdrücken.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Kein Plan-Kein Ziel ?

von Reinhard Rodiger am 13.03.2022 um 17:27 Uhr

Bill Gates war innovativ , Visionär und hatte Glück, Das trifft auf uns nicht zu. Das Fehlen eines Plans nur eine Annahme.Es gehört schon viel Ignoranz dazu, ihn als Entschuldigung für Unfähigkeit zu benutzen.
All das, was an praktischer Erfahrung ´ nötig ist liegt
aus vielen Ländern vor.Bessere Planungsgrundlagen sind selten. Ihre Nutzung ist nicht sichtbar.Sicher ist nur, es ist planbar.In der realen Welt ist ein Plan, also nachvollziehbare Schritte mit Zielangaben zwingend , um Geld zu generieren.’´Niemand außer uns zahlt ohne Plan.
Dabei ist ein Plan die Voraussetzung für Ueberlebensfähig’keit. Keinen Plan zu erstellen ist eine Bankrotterklärung..Nichts anderes. Kein Geheimnis ist so groß, um das lebensnotwendige zu unterlassen bzw. zur Voraussetzung zu machen. Alles Wesentliche ist ja bekannt.
Das Prozedere der Planerstellung wird noch viel wichtiger, wenn es um Geldforderungen geht.Schließlich liegen die Karten auf dem Tisch.
Geld wird knapp ohne Begründung.Wie die Erfahrung schon lehrte.
Es gilt also , ohne Plan - sprich nachvollziehbare Zielsetzung und Begründung- läuft nichts. Oder eben Zufällig..Das ist zu wenig.

Wer Planung nicht will oder kann, ist fahrlässig und/oder jenseits der Realität.Milde gesagt. Das gilt auch für die, die damit zufrieden sind.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ein Tipp an die Kollegen aus Nordrhein bzw. Sachsen...

von Michael Reinhold am 13.03.2022 um 12:57 Uhr

Ich fasse das mal zusammen, so als Tipp: Als angestellter Apotheker oder als PTA lässt man sich in Nordrhein und in Sachsen künftig folgenden Satz in den Arbeitsvertrag reinschreiben:

"Es gilt der Tarifvertrag, der zwischen ADA und ADEXA für das Gebiet außerhalb Nordrhein/Sachsens abgeschlossen wurde."

Und falls der Arbeitgeber das nicht reinschreiben möchte, bewirbt man sich halt einfach woanders.

Das ist ja ein Trauerspiel, was die Selbstständigen hier in Nordrhein und in Sachsen veranstalten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Ein Tipp an die Kollegen aus Nordrhein

von Gert Müller am 13.03.2022 um 16:27 Uhr

Ein typischer Reinhold

AW: Ein Tipp an die Kollegen aus Nordrhein

von Michael Reinhold am 13.03.2022 um 23:52 Uhr

@GertMüller: Ein typischer GertMüller.

Ein Post ohne Substanz und völlig ohne Inhalt. Keinerlei Bereitschaft eine These einfach zu vertreten und/oder durch Argumente zu verteidigen. Einfach nur: "Ich bin dagegen."

Gedisa

von Friedemann Ahlmeyer am 13.03.2022 um 10:25 Uhr

Wer investiert denn blind in ein Projekt, bei dem zu einer Beschlussfassung keine Zahlen vorgelegt werden können. Wenn die Gedisa Macher das nicht können, habe ich erhebliche Zweifel, ob sie überhaupt ein solches Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen vermögen. Und 600 € sind zwar keine weltbewegendes Summe, aber halt auch jährlich zu zahlen. Und wenn erst mal x Millionen verbraucht sind, heisst es am Ende eventuell nochmals Geld hinterher zu schießen, damit es überhaupt läuft. Wer Investoren Ernst nimmt, legt ihnen belastbare Zahlen vor. Bei dilettantischer Vorbereitung muss man sich nicht über eine Ablehnung wundern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Bill Gates

von Dr.Diefenbach am 13.03.2022 um 9:50 Uhr

...diese Aussage von Herrn Arnold ist so ein typisches Beispiel für Überheblichkeit und Arroganz.
Es braucht sich doch in der Spitze keine(r) zu wundern ,nach Allem was in der Vergangenheit
angestossen wurde, dann immense Kosten verursachte und ggf wieder verschwunden ist,wenn nach einer gescheiten Planung gerufen wird.Das macht letztendlich jeder Betrieb der auf Geld achten muss!!Einen Vergleich mit Bill Gates und keinem Businessplan:Herr Arnold startet mit einem Formel V in der Königsklasse,
im Übrigen stimme ich Herrn Ströh zu!!
Dazu kommt:Die Finanzlagen werden sich doch drastisch ändern, nicht nur wegen des Ukraine Terrors ,sondern man sehe sich die Sachlage der FINANZEN der GKV an.Da kommt was auf die KollegInnen zu!!Auch deswegen schon jetzt die Bitte an die ABDA Präsidentin:Achten Sie auf die KOSTEN der Berliner Dependance!!!Die Praktiker draussen können nicht immer weiter zahlen!!

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Bill Gates und die GEDISA !

von Ulrich Ströh am 13.03.2022 um 8:40 Uhr

Den Namen Bill Gates mit einem Verbändeprojekt namens GEDISA in Vergleich zu bringen, ist schon krass…

Na denn: Wer und wo ist der Bill Gates der GEDISA ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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