Serum Neurofilament Light Chain (sNfL)

Biomarker könnte individuellen MS-Verlauf voraussagen

Stuttgart - 03.03.2022, 09:15 Uhr

Mithilfe der sNfL-Perzentilen und Z-Scores könnte man einzelne MS-Patienten erkennen, die ein Risiko für einen nachteiligen Krankheitsverlauf haben. (s / Foto: freshidea / AdobeStock)

Mithilfe der sNfL-Perzentilen und Z-Scores könnte man einzelne MS-Patienten erkennen, die ein Risiko für einen nachteiligen Krankheitsverlauf haben. (s / Foto: freshidea / AdobeStock)


Antikörpertherapien senken sNFL-Z-Score auf Niveau von Gesunden

Sie nutzten dafür 7.769 Proben von 1.313 Personen mit MS: Bei MS-Patienten aus der Schweizer MS-Kohorte (SMSC) konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die normierten sNFL-Werte auf ein allmählich erhöhtes Risiko für zukünftige akute (z. B. Rückfälle und Läsionsbildung) und chronische Krankheitsaktivität (Verschlechterung der Behinderung) hinwiesen. Ein sNfL-Z-Score über 1,5 sei mit einem erhöhten Risiko für eine künftige klinische oder MRT-Krankheitsaktivität bei allen MS-Patienten verbunden – auch bei Patienten, die als stabil (ohne Anzeichen von Krankheitsaktivität) galten.

Krankheitsverlauf und Therapieansprechen erkennen

Eine longitudinale Auswertung (das heißt: Man erfasst die sNFL-Werte immer wieder über den Lauf der Zeit und kann den Verlauf von sNFL beobachten) der sNFL-Werte ergab – auf Gruppenebene der Patienten –, dass bei MS-Patienten unter monoklonalen Antikörpern (d. h. Alemtuzumab, Natalizumab, Ocrelizumab und Rituximab [off-Label]) die sNFL-Z-Score-Werte auf das Niveau der gesunden Kontrollgruppe sank. In geringerem Maß konnten die Wissenschaftler diesen Effekt auch bei den oralen Therapien (d. h. Dimethylfumarat, Fingolimod, Siponimod und Teriflunomid) beobachten, während unter Interferon und Glatirameracetat die sNFL-Z-Scores über die Zeit erhöht blieben. Diese Erkenntnisse konnten laut den Wissenschaftlern durch eine Validierungskohorte (n=4.341) aus dem schwedischen Multiple-Sklerose-Register „vollständig bestätigt“ werden. Man könne somit anhand der sNfL-Perzentilen und Z-Scores einzelne MS-Patienten erkennen, die „ein Risiko für einen nachteiligen Krankheitsverlauf und ein suboptimales Ansprechen auf die Therapie“ haben – und zwar über die klinischen und MRT-Messungen hinaus und insbesondere bei Menschen ohne Krankheitsaktivität.

sNFL könnte Identifizierung von Risikopatienten ermöglichen

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) fasst die Ergebnisse zusammen: „Die Studie konnte zeigen, dass die Bestimmung des ,normierten‘ sNFL die Identifizierung einzelner Personen mit Multipler Sklerose, bei denen ein Risiko für weitere Krankheitsaktivität besteht, ermöglichen kann. Insbesondere die longitudinale sNfL-Bestimmung unter Therapie kann auch als ein Baustein zur Evaluation des Therapieansprechens genutzt werden.“ Die DMSG sieht zudem die Option, dass sNFL künftig in Studien eine größere Rolle spielen könnte, um die Wirksamkeit verschiedener Arzneimittel besser miteinander zu vergleichen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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