„Auf Schwarzmarktniveau“

Cannabis-Anbieter startet Preisoffensive

Stuttgart - 25.02.2022, 07:00 Uhr

Adjupharm will den Endverbrauchern Medizinalcannabis auf Schwarzmarktpreisniveau zugänglich machen. (Screenshot: adjupharm.de / DAZ)

Adjupharm will den Endverbrauchern Medizinalcannabis auf Schwarzmarktpreisniveau zugänglich machen. (Screenshot: adjupharm.de / DAZ)


Versorgungssystem in Israel als Vorbild

Dass die Offensive zu dauerhaften Niedrigpreisen auf dem deutschen Cannabis-Markt führen wird, hat man bei IMC/Adjupharm offenbar einkalkuliert und wird von der israelischen Muttergesellschaft laut Marketingdirektorin Taranko unterstützt. Überhaupt sei das Versorgungssystem in Israel ein mögliches Vorbild. Dort liege die gesamte Verantwortung beim Umgang mit Cannabis – von der ärztlichen Verordnung über die Selbstmedikation bis hin zum Genuss – in den Händen von Heilberuflern, nämlich den Apotheken. Ein Schwarzmarkt sei deshalb, so Taranko, praktisch nicht existent.

Dass die aktuelle Kampagne auch dazu dient, sich im deutschen Markt weiter zu etablieren und aus dem Windschatten der großen kanadischen Cannabis-Anbieter wie Canopy Growth, Aurora oder Tilray endlich hervorzutreten, werden aufmerksame Beobachter sicher auch nicht ignorieren können. Inwiefern die Aktion für IMC/Adjupharm einen Erfolg bedeutet, bleibt offen. Nicht unwahrscheinlich ist es dagegen, dass sich die Krankenkassen bald für eine Neuverhandlung der Hilfstaxe einsetzen werden, um von den realen Marktpreisen ebenfalls zu profitieren.

Seit 2008 ist IMC („International Medical Cannabis“) eigenen Angaben zufolge mit einer breiten Palette medizinischer Cannabis-Sorten im israelischen Markt etabliert. Durch Anbaulizenzen in Portugal und Griechenland sowie Lieferverträge mit verschiedenen Herstellern in Süd- und Westeuropa vollzieht das Unternehmen aktuell eine Expansion auf europäischen Märkten. Dazu wurde im Jahr 2020 die Marke der IM Cannabis Corp. über ihre Tochtergesellschaft, die Adjupharm GmbH mit Sitz in Bad Oldesloe, in Deutschland eingeführt. Aus Apothekenperspektive war IMC bereits 2020 durch Vertriebsverträge mit der Zur Rose GmbH und mit Focus Medical Herbs Ltd. aufgefallen. Mit Wirkung zum 30. März 2021 wurde der Vertrag zwischen IMC und der Zur Rose GmbH allerdings ohne Angabe von Gründen wieder gekündigt.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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