„Intern, nicht autorisiert“

Mayd erklärt die Präsentation: Diese Version sollte nicht nach außen gehen

Stuttgart - 22.02.2022, 15:15 Uhr

Mayd bedauert, dass eine nicht autorisierte Präsentation Apotheken in ein schlechtes Licht rückt. (c / Foto: Mayd) 

Mayd bedauert, dass eine nicht autorisierte Präsentation Apotheken in ein schlechtes Licht rückt. (c / Foto: Mayd) 


Eine Präsentation des Plattform-Anbieters Mayd, die der DAZ vorliegt, rückt die Apotheken, mit denen das Start-up ja zusammenarbeitet, in kein gutes Licht. Diese beschäftigten „mostly uneducated Sales-People instead of medical Advisors”, heißt es dort unter anderem. Auf Nachfrage erklärt Mayd nun, dass es sich bei der Präsentation um eine interne, nicht autorisierte Version handele, und bedauert, dass diese in einem Einzelfall fälschlicherweise extern geteilt worden sei. Man habe in Wahrheit eine sehr hohe Meinung von der Ausbildung und der Kompetenz der Apotheken.

Lieferplattformen wie First A oder Mayd sind auf die Zusammenarbeit mit den Apotheken vor Ort angewiesen. Die Start-ups stellen mit der Bestellplattform die technische Infrastruktur und den Lieferdienst, die Apotheken steuern die Arzneimittel und die Beratung bei. Vor diesem Hintergrund musste man sich über die Aussagen von Mayd in einer Präsentation für potenzielle Investoren sehr wundern. Denn die Folien rückten die Apotheken und insbesondere ihre Beratungsleistung, auf die Mayd zurückgreift, in kein besonders gutes Licht. So heißt es unter anderem, dass die Beratungsleistung mangelhaft sei, weil es ungelerntes Verkaufspersonal statt medizinischer Berater gebe. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht stimmt, passt es aber auch nicht zum Geschäftsmodell.

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Wie Mayd auf Nachfrage der DAZ erklärt, ist hier ein Fehler passiert: „Dem Vorwurf falsche Fakten zu kommunizieren, möchten wir hiermit ausdrücklich widersprechen. Bei der vorliegenden Präsentation handelt es sich um eine interne, nicht autorisierte Version aus Q2 2021, die von uns längst korrigiert wurde. Wir bedauern, dass diese in einem Einzelfall fälschlicherweise extern geteilt worden ist.“

Dass die kritischen Charts nie präsentiert worden seien, behauptet Mayd allerdings nicht. In der Stellungnahme gegenüber der DAZ ist auch von einer „unautorisierten, fehlerhaften und nicht mehr verwendeten Version“ die Rede. Ausdrücklich distanziert sich das Start-up nun aber von der Formulierung der „uneducated Sales-People“ – sie sei abstrus und falsch. Mayd betont vielmehr, dass das Unternehmen großen Wert auf die Zusammenarbeit und den konstruktiven Dialog mit Vor-Ort-Apotheken lege. Zusammen mit den Partnern schaffe man so für die Kunden die in den eigenen Augen bestmögliche pharmazeutische Dienstleistung bestehend aus Beratung und Lieferung.

Mayd: Die Beratungsqualität ist das wesentliche Unterscheidungskriterium

Mayd betont, dass es gerade die Beratungsqualität der Vor-Ort-Apotheken sei, welche das Unternehmen als wesentliches Unterscheidungskriterium seiner Dienstleistung begreife: „Ganz bewusst wählen wir unsere Partner u. a. nach der Beratungsqualität aus und erhalten enorm positives Kundenfeedback genau für eben jene Beratungsqualität“, so das Start-up gegenüber der DAZ.

Eine Wette aufs E-Rezept

Mit seinem Geschäftsmodell liegt Mayd voll im Trend: Derartige Lieferplattformen schießen aktuell gefühlt wie Pilze aus dem Boden und wollen für Arzneimittel das aufbauen, was beispielsweise Lieferando für Essen aus dem Restaurant bietet und Gorillas für Lebensmittel. First A, Cure, Kurando sind weitere Beispiele. Neben Partnerapotheken brauchen die Unternehmen vor allem Geld für ihre ambitionierten Pläne. So will Mayd beispielsweise Mitte des Jahres laut Mitgründer Hanno Heintzenberg in rund 50 Städten vertreten sein. In einer ersten Finanzierungsrunde sammelten die Mayd-Gründer 3 Millionen Euro von 468 Capital ein, im Herbst folgte eine weitere Finanzierung über 10 Millionen Euro, die im Wesentlichen von den Geldgebern Early Bird und Target Global getragen wurde. Darüber hinaus sollen verschiedene Business Angels beteiligt sein. Im Januar 2022 sicherte sich das Unternehmen dann weitere 30 Millionen Euro.

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Das Ganze ist vor allem eine Wette aufs E-Rezept, denn aktuell ist das Angebot der Lieferplattformen auf nicht Verschreibungspflichtiges beschränkt. Hintergrund ist, dass das Rezept in der Apotheke vorliegen muss, bevor die Arzneimittel an den Radfahrer übergeben werden, der wie bei Lieferando und Co. die Auslieferung übernimmt. Die Verheißungen der elektronischen Verordnungen, zum  Beispiel der Zugriff auf den milliardenschweren Rx-Markt, sorgen ebenso wie bei den Arzneimittelversendern für Goldgräberstimmung – die Mayd-Gründer sprechen von einer „20 Billions Opportunity“.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

Opportunity

von Dr. Ralf Schabik am 27.02.2022 um 9:30 Uhr

opportun => zeitgemäss, bequem ... das ist es. Diese Lieferdienste boomen, weil diejenigen, die sie in Anspruch nehmen, keine Sekunde darüber nachdenken, dass Dienstleistung KOSTET. Entweder Geld (des Kunden, weil kein Geschäft kann auf Dauer vom Verschenken leben) oder Lebensqualität (hier: des 2-Euro-Boten). Wenn ich dann lese, dass diese Lieferdienste insbesondere in den Großstädten etabliert werden, dann frage ich mich, ob die vollverblödeten Opportunisten jemals darüber nachgedacht haben, dass es nicht zusammen passt, in der Metropole solche Dienste zu etablieren, gleichzeitig aber über die hohen Lebenshaltungskosten (Mieten etc.) zu lamentieren.
Da lobe ich mit dann doch das System, das wir über Jahre bei uns in der Kleinstadt etabliert haben: Da liefert die vor-Ort-Apotheke mit fair entlohnten Menschen ans Bett des Patienten. Ohne, dass irgendwelche Shareholder befriedigt werden müssen und wir dazu irgendwelche windigen Start-Ups- brauchen.

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Heirat

von Thomas Kerlag am 23.02.2022 um 7:23 Uhr

Jeder hat ja die Wahl mit welchem Mitesser er sich verheiratet

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Alle Achtung

von Schmerzgel am 23.02.2022 um 0:19 Uhr

Ich finde es höchst bemerkenswert, wie man mit einer ausgelutschten Idee (Lieferdienste gibt es en masse, Botendiesnste mit 2 Stunden Zeitfenster bietet fast jede Apotheke an) Investoren zu einer Zahlung von mehreren Millionen bewegen kann UND dabei auch noch den eigentlichen Leistungserbringer Apotheke öffentlich diskreditiert. Die Chuzpe muss man erst mal haben. Als Investor würde ich mir den Businessplan jetzt einmal genau anschauen. Und dann mit den einfachsten Rechenregeln (Anzahl der Lieferungen × erwartbarer Ertrag - Kosten) überschlagen, ob sich das Invest rechnet. Ich wette, dass es sich nicht rechnet.Der OTC- Markt in Deutschland beträgt rund 5 Mrd. €. Spanne höchstens 50%, Korbumsatz hoch gegriffen 20 €. Bedeutet bei 100% Marktanteil 250 Millionen Lieferungen mit einem Errtag von 2,5 Mrd. €. Da die Apotheke den Großteil der Arbeit leistet, bleiben höchstens 30% des Ertages bei dem Lieferdienst. Da bleiben nur 3 € pro Lieferung. Selbst bei Mindestlohnzahlung bedeutet dies 5 Auslieferungen pro Stunde, nur um die Lohnkosten zu decken. Und er Wasserkopf und die Investorwn wollen auch noch bezahlt werden. Ich schüttele nur den Kopf, wie man in so ein Projekt sein Geld investieren kann.

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von Anita Peter am 22.02.2022 um 17:21 Uhr

Ach Mayd, ihr müsst euch doch für nichts entschuldigen. Ich finds klasse wenn die Menschen wieder mehr sagen was sie wirklich denken. Ohne Gender- Haltungs- und sonstigen political correctness Quatsch.
Ihr denkt die Apotheker sind alle Vollidioten und den größten Vollidioten unter den Vollidioten wollt ihr zukünftig das Geld abnehmen.
Nun zu behaupten, die Apotheker sind alle hochintelligent, beraten einsame spitze, und unter dieser Elite sucht ihr euch auch noch die handverlesene Spitzenelite raus, nimmt euch doch sowieso keiner ab. Obwohl, manche von uns glauben wirklich jeden Scheiss den man ihnen erzählt.
Ihr wollt das neue Liferando werden? Die planen jetzt erst ab 2030 schwarze Zahlen. Das Geschäft funktioniert nicht. Wer liefert denn ne Pizza für 6 Euro für lau? Das sind die abgeranzten Pizzabuden mit Analogkäse, bei denen der Pakistani für 2 Euro Stundenlohn die Lieferung übernimmt. Sicher nicht der gute Italiener vor Ort.

Aber ich seh euch in einem echt als Vorreiter -> Wieder mehr sagen was man wirklich denkt.

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AW: Ehrlichkeit

von Roland Mückschel am 22.02.2022 um 17:31 Uhr

Frau Peter, auch ich war von solcher Ehrlichkeit wirklich
positiv überrascht.
Alle Hochachtung!
Dass wir so scheisse sind wurmt mich natürlich.
Aber, was solls.

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