In Lebensmitteln verboten, in Arzneimitteln erlaubt

Kosmetik wie Zahnpasta – besser ohne Titandioxid?

Stuttgart - 17.02.2022, 13:44 Uhr

Ob Sonnencreme zum Sprühen oder Zahnpasta – in beiden Kosmetikprodukten ist das Risiko von möglicherweise enthaltenem Titandioxid nicht ganz klar. (Foto: ggala / AdobeStock)

Ob Sonnencreme zum Sprühen oder Zahnpasta – in beiden Kosmetikprodukten ist das Risiko von möglicherweise enthaltenem Titandioxid nicht ganz klar. (Foto: ggala / AdobeStock)


Dem BfR fehlen Daten zu Zahnpasta

Noch leichter verschluckt als aufgetragene Lippenpflegestifte wird wohl Zahnpasta. Die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe hat sich nun zum Thema Titandioxid und Zahnpasta geäußert. Titandioxid sei auch als weißes Farbpigment (CI 77891) in Zahnpasten enthalten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung, allerdings müsse noch geklärt werden, ob die Risikobewertung von E 171 auch für das kosmetische Farbpigment CI 77891 gilt. „Derzeit gibt es laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung noch keine Hinweise, dass Titandioxid in kosmetischen Produkten wie Zahnpasta gesundheitsschädlich ist. Zumal Zahnpasta üblicherweise ausgespuckt und die Mundhöhle ausgespült wird“, erklärt Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe in der Mitteilung. Prof. Dr. Stefan Zimmer, Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Fakultät für Gesundheit, meint zudem, dass es dennoch viele gute und sehr gute Zahnpasten ohne Titandioxid gebe. 

Doch: „Wer vorsichtshalber die Zahnpasta wechseln möchte, der sollte dabei unbedingt darauf achten, dass die enthaltene Fluoridmenge ausreicht und der Altersgruppe entspricht“, gibt Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, zu bedenken.

Weitere Bewertung von CI 77891 notwendig

Das BfR selbst erklärte im Mai 2021, dass ihm derzeit keine Daten zu Gehalten und Spezifikationen von Titandioxid in Zahnpasta vorliegen. In Zahnpasta werde ein Titandioxid-Pigment mit Namen CI 77891 eingesetzt, doch das BfR könne nicht beurteilen, ob die Bewertung der EFSA zu E 171 auf dieses Pigment übertragbar ist. „Das BfR hat den zuständigen Behörden des Risikomanagements empfohlen, den wissenschaftlichen Ausschuss ‚Verbrauchersicherheit‘ (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) mit einer Risikobewertung zu mandatieren“, heißt es.

In der Natur kommt Titandioxid „in den drei Modifikationen Anatas, Rutil und Brookit vor. E171 besteht aus Anatas und/oder Rutil. Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Titandioxid als möglicherweise karzinogen für den Menschen (Gruppe 2B) ein.“ 

Quelle: DAZ 32/2021

Wer nun in der Apotheke auf der Suche nach Produktbeispielen ist, wird meist bei Ökotest fündig, allerdings wurde Titandioxid im Oktober 2021 von Ökotest in Zahnpasta noch nicht negativ bewertet. Bislang hilft also nur der Blick auf die Inhaltsstoffliste.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Zahnpaste verschlucken

von Constanze Schäfer am 18.02.2022 um 7:24 Uhr

Nach dem Putzen, dem Auftrag des Fluorids, soll nur ausgespuckt und nicht zusätzlich gespült werden, da sonst das wertvolle Fluorid zum Teil auch wieder weggespült würde. Dass zudem vor allem bei Kindern davon ausgegangen wird, dass Zahnpaste verschluckt wird, zeigen u.a. die Diskussionen zur Zahnpflege im Kleinst- und Kleinkindalter. Die Eltern sollen regelmäßig "mitputzen", die Menge der Zahnpaste auf der Bürste maximal erbsengroß sein und vor allem bei Kindern, die noch nicht ausspucken können, sei der besonders sparsame Umgang mit der Zahnpaste notwendig.
Einfach nicht mehr die Zähne zu putzen - ein guter Vorschlag, wenn wir alle verarbeiteten Lebensmittel komplett streichen. Oder doch zumindest wirklich alles, was zugesetzte kariogen wirksame Zucker enthält. Sonst sind Zahnlosigkeit wegen massiver Karies wieder an der Tagesordnung. Karies ist eine chronische Erkrankung. Das wird leider allzuoft übersehen. Deshalb mit unsemrem aktuellen Wissen am besten titanoxidfreie Zahnpasten empfehlen und vor allem junge Eltern dazu ansprechen.

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Titandioxid

von Bernd Küsens am 17.02.2022 um 22:31 Uhr

Wem das Risiko zu hoch ist, sollte doch das Zähneputzen sein lassen. Seit 100 000 Jahren konnte man auch ohne Zähneputzen auskommen.

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