Lukas-Apotheke in Karlsruhe

Wegen mangelnder Nachfrage Impfstart verschoben

Karlsruhe - 08.02.2022, 17:50 Uhr


Dienstagvormittag in der Karlsruher Heidenstückersiedlung: Apothekerin Jutta Thöle hat schon vor einigen Tagen das Plakat „Deine Apotheke impft.“ an die Tür gehängt. Ab heute darf sie ganz offiziell gegen Corona impfen – noch hat sie aber keinen Impfstoff bestellt, es gab noch nicht ausreichend Nachfrage. Wir haben mit ihr gesprochen. 

Die Lukas-Apotheke in Karlsruhe-Grünwinkel ist eine kleine Stadtteil-Apotheke. Die Siedlung, in der sich die Apotheke befindet, ist charakterisiert durch 1960er-Jahre-Bauten. Direkt nebenan: die Kindertagesstätte Bernstein. Ihr Klientel, so die Inhaberin Jutta Thöle, seien hauptsächlich Stammkunden aus der umliegenden Heidenstückersiedlung. Die meisten davon seien Ältere, doch es kämen auch immer wieder junge Familien nach. Laufkundschaft sei aufgrund der Lage äußerst selten.

Dienstleistungen für die Kunden im Vordergrund

Die Apothekerin hat die Apotheke mit vier Mitarbeiterinnen vor fünf Jahren von ihrem Vorgänger übernommen. Einen besonderen Schwerpunkt gibt es nicht. „Wir machen alles!“, so Thöle. Die ältere Kundin, die Pflegehilfsmittel für Angehörige abholen möchte, der Student in der Prüfungsphase, der sich mit Koffeintabletten über Wasser halten muss, die junge Mutter mit den Rezepten vom Kinderarzt und vieles mehr – Alltag in den meisten Apotheken und eben auch in der Lukas-Apotheke. Daneben werden noch Kompressionsstrümpfe angemessen, es werden Corona-Schnelltests und PCR-Tests gemacht und die Inkontinenzversorgung von Versicherten der AOK und Techniker Krankenkasse angeboten. Alle Hände voll zu tun für eine vergleichsweise kleine Apotheke.

Corona-Impfungen – ihr Beitrag zur Pandemiebekämpfung

Auf die Frage, wieso sie das Impfen in der Apotheke anbieten möchte, antwortet Thöle wie aus der Pistole geschossen: „Weil ich raus möchte aus der Pandemie!“ Das sei für sie der Hauptgrund. Außerdem möchte sie für die Menschen in ihrer Siedlung ein niederschwelliges Angebot schaffen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Vor allem Erstimpfungen erhofft sich die Approbierte. Bedenken, den Ärzten „ins Handwerk zu pfuschen“ hat sie nicht. Sie, so Thöle, habe das Glück, dass die Mediziner, mit denen sie zusammenarbeitet, alle sehr aufgeschlossen gegenüber dem Impfen in den Apotheken seien. Im November, als die Wartelisten für Impftermine lang und die Nachfrage groß waren, wurde sie sogar selbst von einem Arzt angesprochen, ob sie nicht „mitimpfen“ könnte.

Grippe- und Coronaimpfung bald „normale Dienstleistung“ in Apotheken

Neben ihrem Idealismus etwas zur Pandemiebekämpfung beizutragen, hat Jutta Thöle auch den Gedanken, Corona- und vielleicht bald auch Grippeimpfungen als ganz normale Dienstleistungen in der Apotheke mit anzubieten. Im großen Stil möchte sie die Impfungen aber nicht durchführen. Dafür habe sie einfach nicht die Kapazitäten. „Ich habe drei Kinder, einen Hund, einen Haushalt und ich mache gelegentlich ganz gerne mal Sport. Ich muss also nicht meine ganze freie Zeit in der Apotheke verbringen“, so Thöle. Aber für ihre Kunden und im Rahmen ihrer Möglichkeiten habe sie sich dann gemeinsam mit ihrem Mann, der auch Apotheker ist, für die Schulung bei der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg entschieden.

Impfdummies und Kochsalzlösung: die Praxisschulung

Die erste Hürde in der praktischen Schulung sei für die Apothekerin die richtige Haltung der Spritze gewesen. „Wie nehme ich die Spritze in die Hand? Wie muss ich sie halten? Wie drücke ich so auf den Kolben, dass der ganze Inhalt rauskommt?“, das seien ihre Gedanken während der Schulung gewesen. „Nach ein paar Trockenübungen ging es dann los: „Ärmel hoch und rein damit“, berichtet Thöle, sichtlich lächelnd unter der FFP-2-Maske. Es habe weniger Überwindung gekostet, als sie dachte. „Mein Glück war, dass ich mit meinem Mann zusammen da war, so konnten wir gegenseitig an uns proben“, so die Apothekerin. Beim ersten Mal sei sie noch zu vorsichtig gewesen und habe nicht tief genug gestochen. Das habe der schulende Arzt aber gleich korrigiert. „Ich denke, wenn ich dann hier stehe und den ersten richtigen Impfling vor mir habe, wird mein Händchen doch ein bisschen zittern, aber das kriege ich auch noch hin“, schmunzelt die Apothekerin.

Bald geht es los

Theoretisch dürfte Jutta Thöle ab heute impfen. Die Vorbereitungen in der Lukas-Apotheke sind inzwischen abgeschlossen, die Apotheke für das Impfen angemeldet.

Wann sie die erste Spritze setzen wird, weiß Jutta Thöle aber noch nicht. Denn erst müssen sich genügend Impfwillige anmelden. Mindestens sechs, damit die Apothekerin das erste Vial mit Impfstoff anbrechen kann. Jedes beinhaltet sechs Impfdosen, die unmittelbar verbraucht werden müssen. Deshalb sammle sie gerade noch Anmeldungen, um dann auch ihre erste Impfstoff-Bestellung abzusetzen.

Impfen werden Jutta Thöle oder ihr Mann außerhalb der Öffnungszeiten am Mittwochnachmittag und Samstagnachmittag in einem kleinen, vom Verkaufsraum abgetrennten Eckzimmer in der Lukas-Apotheke. Eine ausklappbare Liege steht dort bereit, ein Sessel, ein Tisch und Desinfektionsmittel. Hier können sich die Geimpften nach der Injektion auch die 15 Minuten zur Beobachtung aufhalten. Einzig ein paar Stühle möchte die Apothekerin noch anschaffen.

Impfen ist Chefsache, außerhalb der Öffnungszeiten

„Ich denke, ich werde mein Personal da komplett raushalten. Ich habe mich auch dazu entschieden, das außerhalb der Öffnungszeiten zu machen, damit sich die Leute in Ruhe hinsetzen können, ohne vom Gewusel im Backoffice etwas mitzubekommen. Auch ich selbst möchte nicht vom Impfen weggerufen werden. Das werden wir innerhalb der Familie regeln“, berichtet Thöle. Das Terminmanagement macht die Apothekerin zunächst einmal händisch. Sollte die Nachfrage steigen, möchte sie die Terminvergabe über ihre Apothekenwebsite steuern, wie schon die Termine für die Corona-Testung. Dann können sich die Impfwilligen auch den Anamnese-Bogen vorab herunterladen und in Ruhe ausfüllen.

Und was ist mit der „Impfpflicht“?

Das Thema Immunisierung gegen Masern, Hepatitis und COVID-19 des Apothekenteams, das in den vergangenen Wochen für Wirbel gesorgt hat, beunruhigt die Apothekerin nicht. Sie selbst habe alle erforderlichen Impfungen und würde da auch bei ihrem Team ein Auge drauf haben. „Da wir ab und zu Blutzuckermessungen durchführen, möchte ich meine Mitarbeiterinnen natürlich so gut es geht, schützen“, erklärt Thöle.

„Die Älteren sind vorbildlich“

Eigentlich hatte sich Jutta Thöle erhofft, dass Kandidaten für die Erstimpfung das niederschwellige Angebot der Impfung in der Apotheke nutzen und sie so einen Beitrag zur Schließung von Impflücken leisten könne. Tatsächlich sei es aber so, dass sie für die nächste Woche vorwiegend Anfragen für noch ausstehende Boosterimpfungen und vierte Auffrischungsimpfungen älterer Kundinnen und Kunden habe. „Ich finde es löblich, dass jetzt wirklich die Älteren kommen und sich ihre vierte Spritze abholen. Aber genauso wichtig wäre es ja, die Menschen anzusprechen, denen die ersten beiden Impfungen noch fehlen“, so Thöle. Sie jedenfalls stünde bereit.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Endlich!

von Reinhild Berger am 08.02.2022 um 20:38 Uhr

Danke für den Bericht! Viel Erfolg!

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