BfR sieht Risiken einer erhöhten Bioverfügbarkeit

Curcumin-Nahrungsergänzungsmittel besser ohne Piperin?

07.02.2022, 09:15 Uhr

Aufgrund einer postulierten Cholesterol-senkenden, antioxidativen, antiinflammatorischen, antikanzerogenen und neuroprotektiven Wirkung erfreuen sich Curcumin-haltige Nahrungsergänzungsmittel großer Beliebtheit. (Foto: ThamKC / AdobeStock)

Aufgrund einer postulierten Cholesterol-senkenden, antioxidativen, antiinflammatorischen, antikanzerogenen und neuroprotektiven Wirkung erfreuen sich Curcumin-haltige Nahrungsergänzungsmittel großer Beliebtheit. (Foto: ThamKC / AdobeStock)


Bundesinstitut für Risikobewertung: NEM unterscheiden sich stark in der Zusammensetzung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung beschäftigt sich in einer Stellungnahme vor allem mit Curcumin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln, denen Piperin zugesetzt wurde. Der­artige Produkte unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung stark. Daher ist eine allgemeingültige Bewertung nicht möglich, sondern kann nur für ein bestimmtes Produkt erfolgen.

Zu derartigen Nahrungsergänzungsmitteln gibt es Fallberichte mit Hinweisen auf eine mögliche leberschädigende Wirkung. Allerdings enthielten die Produkte auch weitere Bestandteile, die ebenfalls für eine toxische Wirkung relevant sein könnten. Meistens war die tägliche Aufnahme von Curcumin höher als die akzeptable tägliche Aufnahmemenge, doch es sind auch einige Fälle bekannt, bei denen die Dosen im Bereich der akzeptablen täglichen Aufnahmemenge lagen. Ein Kausalzusammenhang zwischen der Aufnahme von Curcumin und der Wirkung lässt sich auch hier nicht belegen. Viele Personen, die ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, nehmen Curcumin außerdem über die Nahrung auf und erhöhen so zusätzlich die tägliche Einnahmemenge.

Präparate sollten einzeln bewertet werden

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schlägt vor, dass die Gesamtmenge an Curcumin die akzeptable tägliche Aufnahmemenge der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit nicht überschreiten sollte, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Bei Produkten mit verbesserter Bioverfügbarkeit ist die akzeptable tägliche Aufnahmemenge möglicherweise kein ausreichendes Kriterium, da im Körper mehr Curcumin zur Verfügung steht. Deswegen sollte für jedes Präparat untersucht werden, ob die tägliche Aufnahmemenge geringer sein sollte. Die mögliche lebertoxische Wirkung Curcumin-haltiger Produkte mit verbesserter Bioverfügbarkeit sollte nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung weiter erforscht werden.

„Kein Hinweis auf eine erhöhte Toxizität“

Ein Hintergrundgespräch zum Einfluss von Piperin auf die Sicherheit von Curcumin finden Sie in der aktuellen Ausgabe der DAZ. 

Prof. Dr. Jan Frank ist Leiter des Fachgebiets für Biofunktionalität der Lebensmittel an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Außerdem ist er als wissenschaftlicher Berater für eine Firma tätig, die mizellares Curcumin herstellt. Im DAZ-Interview erklärt er, dass er keine Daten kenne, die auf eine erhöhte Toxizität von Curcumin hinweisen, wenn dieses besser bioverfügbar ist. 

Literatur

[1] Curcumin in Nahrungsergänzungsmitteln: Gesundheitlich akzeptable tägliche Aufnahmemenge kann überschritten werden, Stellungnahme Nr. 040/2021 des BfR vom 14. Dezember 2021, DOI: 10.17590/20211214-121912

[2] Community herbal monograph on Curcuma xanthorrhiza Roxb. (C. xanthorrhiza D. Dietrich), rhizoma, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 28 January 2014, EMA/HMPC/604600/2012

[3] European Union herbal monograph on Curcuma longa L., rhizoma, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 25 September 2018, EMA/HMPC/329755/2017

[4] Garg SK et.al. Curcumin for maintenance of remission in ulcerative colitis, Cochrane Database of Systematic reviews, 17 October 2012, doi: 10.1002/14651858.CD008424.pub2

[5] Schiborr C et al. The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes, Mol. Nutr. Food Res. 2014, 58, 516–527, doi: 10.1002/mnfr.201300724



Apothekerin Dr. Karin Krämer
redaktion@daz.online


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