Von kostenlos bis 367 Euro

Was müssen Apotheken für die COVID-19-Impfschulungen bezahlen?

Stuttgart - 12.01.2022, 17:50 Uhr

Die Apothekerkammern bieten flächendeckend Impfschulungen an. (Foto: Prostock-studio/ AdobeStock)

Die Apothekerkammern bieten flächendeckend Impfschulungen an. (Foto: Prostock-studio/ AdobeStock)


Nachdem sich vergangene Woche die Bundesapothekerkammer mit der Bundesärztekammer auf ein Curriculum zur Durchführung von COVID-19-Schutzimpfungen durch Apothekerinnen und Apotheker einigen konnte, dürfen nun bundesweit Schulungen durchgeführt werden. In einigen Regionen wurden Approbierte bereits am vergangenen Wochenende theoretisch und praktisch fortgebildet, in anderen Bundesländern starten entsprechende Veranstaltungen erst im Februar. Bei den Kosten liegen die einzelnen Kammern gar nicht so weit auseinander. Gewerbliche Anbieter hingegen verlangen deutlich höhere Beträge von den Apotheken.

Um Impfungen gegen COVID-19 anbieten zu dürfen, müssen Apotheken einerseits über die passenden Räumlichkeiten verfügen, andererseits muss das Impfpersonal qualifiziert werden. Hierzu sollen Apothekerinnen und Apotheker ärztliche Schulungen durchlaufen und am Ende eine erfolgreiche Teilnahme  vorweisen. Fortbildungen im Rahmen der Modellvorhaben zu den Grippeimpfungen werden anerkannt. Ein entsprechendes Curriculum hat die Bundesapothekerkammer (BAK)  erarbeitet und mit der Bundesärztekammer vergangene Woche abgestimmt.

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„Die Apothekerkammern der Länder arbeiten bereits daran, schnell viele Berufsangehörige zu schulen“, erklärte BAK-Präsident Thomas Benkert am Donnerstag in der vergangenen Woche. Tatsächlich zeigt eine Anfrage der DAZ vom Anfang dieser Woche bei allen Landesapothekerkammern, dass offenbar in den meisten Bundesländern die Schulungen oder wenigstens deren Vorbereitungen auf Hochtouren laufen.

Die fünf Module des BAK-Curriculums

Modul 1: Selbststudium (2 x 45 Minuten)

Modul 2: COVID-19 – Theorie (2 x 45 Minuten)

Modul 3: Durchführung der Impfung – Theorie (2 x 45 Minuten)

Modul 4: Durchführung der Impfung – Praktische Übungen (mind. 4 x 45 Minuten)

Modul 5: Maßnahmen der Ersten Hilfe bei Impfreaktionen (mind. 2 x 45 Minuten), sofern der/die zu Schulende keinen gültigen Nachweis als Ersthelfer/in hat.

Bayern schult kostenfrei

Die Bayerische Landesapothekerkammer beispielsweise, der Benkert vorsteht, führte bereits am vergangenen Wochenende acht Kurse mit jeweils 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Schulungsinhalte waren die ärztlichen Praxisschulungen (Modul 4 des BAK-Curriculums). Weitere rund 28 Kurse sollen in den nächsten Wochen folgen, heißt es aus dem Freistaat. Das Angebot sei für die Mitglieder zudem kostenfrei.

BaWü: Theorie kostenlos

Im Nachbarbundesland Baden-Württemberg werden am übernächsten Wochenende die Schulungen starten. Die Theoriemodule 2 und 3 werden dabei über Videos in der LAK-Mediathek angeboten. Pro Videomodul ist eine Lernerfolgskontrolle online zu bearbeiten. Zum Modul 1 „Selbststudium“ werden den Teilnehmenden Arbeitshilfen bereitgestellt. Darüber hinaus werden landesweit die Präsenzmodule 4 und 5 angeboten. Vorerst sind 30 Termine mit jeweils 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geplant. Kostenfrei sind die Module 1 bis 3, für die Module 4 und 5 wird dagegen eine Gebühr fällig, sie beträgt 80 Euro pro Person.

Nordrhein startet am morgigen Donnerstag 

Die Apothekerkammer Nordrhein startet am morgigen Donnerstag mit den Schulungen interessierter Mitglieder – und die Planung hält man dabei so großzügig wie möglich. „Wir bieten so viele Schulungen an, wie benötigt werden. Bis Ende Januar sind bisher bereits für 1.400 Apothekerinnen und Apotheker Plätze in Schulungen geplant. Rund 1.000 Kolleginnen und Kollegen erfüllen die formalen Voraussetzungen bereits, weil sie an Schulungen im Modellprojekt Grippe-Schutzimpfung teilgenommen haben“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage der DAZ. Die weiteren Planungen seien abhängig von der Nachfrage der Kolleginnen und Kollegen. „Unser Ziel ist es, jedem Interessenten möglichst schnell einen Platz zur Verfügung zu stellen“, heißt es weiter. Wie in Bayern sind auch in Nordrhein die Schulungen kostenlos.

Bremen hat schon begonnen, Niedersachsen folgt demnächst

Deutlich weiter im Norden ist man auch deutlich weiter mit den Schulungen. „Wir haben am vergangenen Wochenende vier Schulungszyklen des praktischen Schulungsteils‚ Durchführung der Impfungen in den Apotheken sowie ‚Erste-Hilfe bei Impfreaktionen‘ für unsere Mitglieder angeboten. Insgesamt 100 Teilnehmer, 80 Euro pro Person“, hört man aus der Apothekerkammer Bremen. Je nach Bedarf sollen zwei weitere Schulungszyklen bis Ende Januar folgen.

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Bis Ende Januar könnten 4.000 Apotheker:innen in NRW impfbereit sein

Große Nachfrage nach COVID-19-Impfschulungen in Nordrhein

Die Apothekerkammer Niedersachsen startet am 23. Januar mit der Qualifikation interessierter Mitglieder. Geplant sind laut einer Sprecherin zehn Fortbildungstermine für die praktische Schulung. Apothekerinnen und Apotheker, die sich für die Praxis-Seminare anmelden, erhalten automatisch den Link für die Videoaufzeichnungen der BAK und die entsprechenden Lernerfolgskontrollen. An den Präsenzschulungen können jeweils 25 Apothekerinnen und Apotheker teilnehmen. Sollten die angebotenen Veranstaltungstermine nicht ausreichen, sollen weitere Schulungstermine für die Praxis-Seminare anbieten. Über die Kosten für die Apotheken ist bislang nichts bekannt.

In Mecklenburg-Vorpommern ab Mitte Februar

Auch die Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern wird entsprechende Seminare anbieten. Für den Praxis-Teil sollen dann voraussichtlich 60 Euro erhoben werden. „Nach Planungsstand heute werden wir ab Mitte Februar praktische Schulungen anbieten können“, erklärt die Kammergeschäftsstelle. Die Anzahl der Schulungen, jeweils für bis zu 25 Teilnehmer, richte sich nach der Nachfrage bei den Mitgliedern. Auf Basis einer Abfrage zu Schulungsinteressenten sollen vorerst zwei Termine angeboten und gegebenenfalls zeitnah um weitere Termine ergänzt werden.

Noch nichts Konkretes aus Berlin und Brandenburg

Die Kammern Berlin und Brandenburg konnten zum Anfang dieser Woche noch keine konkrete Aussage zu einem Schulungsangebot tätigen. Auf Landesebene würden derzeit alle erforderlich rechtlichen, fachlichen und organisatorischen Abstimmungen stattfinden, um den zeitnahen Einstieg der Apotheken in die nationale Impfkampagne zu ermöglichen, hörte man aus Brandenburg. „Wir befinden uns dazu in einer intensiven Absprache mit der Landesärztekammer für ein Schulungsprogramm.“ Genaueren Informationen zum Umfang oder eventuellen Kosten könnten daher aktuelle nicht gegeben werden. „Wir sind aber bemüht, unseren Mitgliedern zeitnah ein entsprechendes Angebot machen zu können.“

Thüringen setzt auf Schulungen in Praxen

In Thüringen hat man sich dazu entschieden, dass eine Vor-Ort-Fortbildungsveranstaltung mit bis zu 25 Teilnehmenden „keine wirklich gute Option“ ist. Die alternativ gleichwertige Möglichkeit eines „Praktikums“ in einer ärztlichen Praxis, einem Impfzentrum oder in einem mobilen Impfteam sei aus Infektionsschutzgründen deutlich zu bevorzugen. In einem selbstorganisierten Praktikum sieht die Apothekerkammer darüber hinaus den großen Vorteil, dass die Situation vor Ort die Grundlage für das partnerschaftliche Handeln zwischen den Berufsgruppen bildet. „Aus Sicht der Landesapothekerkammer und auch der Landesärztekammer Thüringen sollten beide Berufsgruppen gemeinsam und mit ganzer Kraft die Maßnahmen unterstützen, die notwendig sind, die SARS-CoV-2 Pandemie einzudämmen und zu bewältigen“, erklärt die Kammer auf DAZ-Anfrage.

 

Bei kommerziellen Anbietern wird es teurer

Gemeinsam mit dem Kammerbezirk Nordrhein hatte die Apothekerkammer des Saarlandes bereits 2019/2020 mit Grippe-Impfungen in Apotheken angefangen. Von 280 saarländischen Apotheken nehmen knapp 60 an dem Modell teil, damit seien insgesamt 120 Apothekerinnen und Apotheker ausgebildet. Am kommenden Sonntag sollen nochmals 50 Approbierte für Grippe-Impfungen ausgebildet werden, die dann auch Corona-Impfungen für über 18-Jährige durchführen dürften. „Da nicht absehbar war, wann das Corona-Curriculum veröffentlicht wird, haben wir uns dazu entschieden, zumindest weitere Grippe-Impfschulungen anzubieten“, sagt Kammergeschäftsführer Carsten Wohlfeil. Ende Januar sollen dann weitere 50 Apothekerinnen und Apotheker reine Corona-Impfschulungen durchlaufen, die dann aber keine Grippeimpfungen machen dürfen, weshalb die Mitglieder eher die Grippeimpfschulungen bevorzugen würden. Damit stünden zum Ende des Monats 220 ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker zur Verfügung. Bei der Kalkulation der Kosten unterscheidet sich das Saarland deutlich vom Rest der Republik. Für die Grippeimpfschulungen liege man nun erstmalig bei 238 Euro, nachdem bis dato diese Kurse kostenlos angeboten wurden. Die Ende Januar stattfindenden Corona-Impfschulungen seien noch nicht bepreist, sollen aber in einer ähnlichen Preiskategorie liegen.

Ravati, Semedi und Co. 

Die Apothekerkammern in den einzelnen Bundesländern sind somit offenbar startklar für die Schulungen ihrer Mitglieder in Sachen „COVID-19-Schutzimpfungen“. Doch auch private beziehungsweise gewerbliche Anbieter haben sich positioniert und richten sich mit entsprechenden Angeboten an die Zielgruppe. „Ravati Seminare“, ein Unternehmen aus der ABDA-Avoxa-Gruppe, bietet den Apothekerinnen und Apotheker die Theoriemodule 2 und 3 für 115 Euro an. Die praktischen „Fertigkeiten“ (Teil 4 und ggf. Teil 5) fehlen allerdings in dem Angebot und müssten zusätzlich absolviert werden. Für das Selbststudium (Teil 1) werden geeignete Unterlagen nach Anmeldung zum Online-Seminar per E-Mail zur Verfügung gestellt.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgten die Hexental-Apotheke und die Anästhesie-Praxis Dr. Schmitz-Buchholz im baden-württembergischen Merzhausen. Am heutigen Nachmittag wurde eine Theoriefortbildung online für 95 Euro angeboten. Zuvor wurde auf Apothekenportalen dafür geworben.

Bei „Semedi - medizinische Seminare“ wird der Theorieteil für 107,10 Euro und der Praxisteil für 260,61 Euro angeboten.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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