Antikörper in „Klein“ (Teil 2 von 2)

Nanobodies – sind die „Lama-Antikörper“ auch bei COVID-19 eine Option?

Stuttgart - 07.01.2022, 16:35 Uhr

Der Vorteil von Nanobodies bei COVID-19: Sie könnten inhaliert werden und das SARS-CoV-2 direkt in den Atemwegen und der Lunge bekämpfen. (Foto: IMAGO / Science Photo Library)

Der Vorteil von Nanobodies bei COVID-19: Sie könnten inhaliert werden und das SARS-CoV-2 direkt in den Atemwegen und der Lunge bekämpfen. (Foto: IMAGO / Science Photo Library)


Deutlich weniger Virus in der Lunge

Ein weiterer Nanobody wurde ebenfalls bereits an Hamstern geprüft – die Ergebnisse zu C5 (als Trimer gebaut, also „Dreierpack“) veröffentlichten die Wissenschaftler der Universität Oxford im September in „Nature Communications“ („A potent SARS-CoV-2 neutralising nanobody shows therapeutic efficacy in the Syrian golden hamster model of COVID-19“): 24 Stunden nach SARS-CoV-2-Infektion (Tag 0) – wenn sich COVID-19 in den Hamstern also bereits klinisch manifestiert hat – erhielt ein Teil der Tiere den intranasalen Nanobody. An Tag zwei erreichten die behandelten Tiere ihr Ausgangsgewicht bereits wieder, während die unbehandelten Hamster am siebten Tag 20 Prozent ihres Körpergewichts verloren hatten. Manche Hamster wurden auch prophylaktisch – zwei Stunden vor SARS-CoV-2-Infektion (Präexpositionsprophylaxe) – mit dem C5-Trimer behandelt und zeigten dann überhaupt keine Gewichtsveränderung. Auch war die Viruslast in den Lungen der behandelten Tiere signifikant geringer als bei unbehandelten. Die Wissenschaftler betonen neben der kostengünstigen Herstellung und der Stabilität von Nanobodies auch deren Vorteil bei der inhalativen Verabreichung: „Die lokale Verabreichung von Nanoantikörpern kann nicht nur die Krankheit behandeln, sondern durch Verringerung der Viruslast auch die Infektiosität schnell und deutlich senken“.

Alpaka-Nanobodies: auch in Deutschland wird geforscht

Auch deutsche Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut in Göttingen sind bei der Nanobody-gegen-Corona-Forschung aktiv und haben mithilfe von Alpaka-Immunbibliotheken 45 infektionshemmende Nanoantikörper isoliert. Wie auch bei den anderen in Entwicklung befindlichen Anti-SARS-CoV-2-Nanoantikörpern adressieren die Nanobodies der Göttinger Forscher die Rezeptorbindedomäne von SARS-CoV-2, also die Struktur, die das Virus zum Eintritt in die menschliche Zelle unbedingt benötigt. Im vergangenen Juli teilte das Max-Planck-Institut mit, dass bereits ihre „einfachsten Mini-Antikörper (…) bis zu 1.000 Mal stärker an das Spikeprotein“ bänden als zuvor entwickelte Nanobodies gegen COVID-19, vor allem auch an mutierte Rezeptor-Bindedomänen der Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Stämme. Omikron gab es damals noch nicht. Auch hier planen die Wissenschaftler eine inhalative Verabreichung, um die Infektion möglichst direkt in den Atemwegen einzudämmen. „Da sie (Anm. d. Red.: die Nanoantikörper) sehr klein sind, können sie zudem leicht ins Gewebe eindringen und das Virus direkt am Infektionsort an einer weiteren Ausbreitung hindern“, erklärte Prof. Dr. Matthias Dobbelstein vom Institut für Molekulare Onkologie Universitätsmedizin Göttingen. Ihre Arbeit haben die Forscher im August sodann im „The EMBO Journal“ veröffentlicht („Neutralization of SARS-CoV-2 by highly potent, hyperthermostable, and mutation-tolerant nanobodies“).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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