Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.01.2022, 07:30 Uhr

Aufbruch in 2022: Es kann ein wunderbares Jahr werden! (Foto: Alex Schelbert)

Aufbruch in 2022: Es kann ein wunderbares Jahr werden! (Foto: Alex Schelbert)


Ein gutes neues Jahr! Prio 1: Die Pandemie muss weg! Alle Apotheken, die wollen und können, können mithelfen – und impfen. Die Corona-Impfverordnung regelt in Kürze auch die Vergütung. Aber es gibt nicht nur die C-Probleme. Da wäre noch eine lange Liste an anderen dringlichen Aufgaben. Wir haben da mal ein paar zusammengestellt. Liebe Leserinnen und liebe Leser meines lieben Tagebuchs, schreiben Sie die Liste fort! Es kann ein gutes neues Jahr werden. 

30. Dezember 2021

Bescheidene 30 Euro soll demnächst die Vergütung für Apotheken betragen, wenn sie PoC-PCR-Tests durchführen. Ist wirklich nicht die Welt, zumal so ein PCR-Testgerät auch ein paar Euro kostet. Die Höhe von 30 Euro begründet eine vorgesehene Änderung der Coronavirus-Testverordnung damit, dass dieser Betrag in etwa der Vergütung medizinischer Labore in Höhe von 43,56 Euro abzüglich der Versand- und Transportkosten entspreche und die „andere Art und Situation der Erbringung“ berücksichtige. Nun ja, mein liebes Tagebuch, das sind Begründungsversuche. Die ABDA hält die Höhe der Vergütung zurecht für „deutlich zu niedrig kalkuliert“ und stellte unlängst klar: „Apotheken werden die Testungen dafür nicht anbieten können.“ Allein die Verbrauchsmaterialien pro Test kosteten schon 35 Euro. Und wenn man sich auf dem Markt umsieht, dann stellt man fest, dass Arztpraxen von Selbstzahlern derzeit Preise von mehr als 70 Euro verlangen, so die ABDA bereits im November des vergangenen Jahres. Mein liebes Tagebuch, ob unter den Bedingungen einer 30-Euro-Vergütung einige Apotheken in die Durchführung von PCR-Tests einsteigen (können), wird sich zeigen. Die Zahl wird wohl überschaubar bleiben.

 

Werktags 28 Euro und am Wochenende 36 Euro als Honorar für jede Covid-19-Impfung, die Apotheken verabreichen. Dieser Entwurf für eine Änderung der Corona-Impfverordnung liest sich doch wesentlich praxisnäher und vernünftiger. Es ist im übrigen dasselbe Honorar, das Ärzte für diese Impfung erhalten. Und für den Aufwand bei der Beschaffung des Impfstoffs, den Apotheken selbst verimpfen, erhalten sie eine weitere Vergütung von 7,58 Euro plus Umsatzsteuer, also die gleiche Vergütung wie bei der Abgabe von Impfstoff an Arztpraxen. Und wenn es nötig sein sollte, eine zu impfende Person z. B. zuhause zu besuchen, erhalten Apotheken wie auch andere Leistungserbringer zusätzlich 35 Euro, so der Verordnungsentwurf. Die Apotheken sollen ihre Leistungen dann über die Rechenzentren abrechnen können. Also, mein liebes Tagebuch, dann kann’s doch losgehen – fast. So ein paar Kleinigkeiten sind vor der ersten Covid-19-Impfung noch zu regeln: Die Schulung muss absolviert sein, es muss ein geeigneter Raum vorhanden sein mit Liege und es muss eine Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen sein, die mögliche Schädigungen aus der Durchführung der Schutzimpfung abdeckt. Alles kein Hexenwerk und relativ rasch machbar. Das meldet man dann an die zuständige Landesapothekerkammer und das Impfen kann beginnen. Mit der von der Apothekerkammer ausgestellten Bescheinigung kann die Apotheken dann den Impfstoff für sich bestellen. Und nicht vergessen: Auch die Apotheke muss sich, so sieht es der Entwurf vor, an der Impf-Surveillance beteiligen, sprich die Impfdaten per Apothekenportal ans Robert Koch-Institut übermitteln. Müsste machbar sein. Mein liebes Tagebuch, dann bleibt die Frage im Raum, wie lange diese Honorarsätze Bestand haben werden. Unter Spahn hatten diese Art von Apothekenvergütungen meist nur eine kurze Halbwertszeit und wurden bald drastisch gekürzt. Vielleicht erkennt Lauterbach die Leistung besser an.

Gedanken in den Tagen zwischen den Jahren

Der Blick zurück aufs alte Jahr, Bilanz ziehen, was haben wir erreicht und was nicht, ist das eine. Aber mindestens genauso wichtig ist der Blick nach vorne, was uns das neue Jahr bringen wird, welche Aufgaben auf uns zu kommen und was wir zu bewältigen haben. Mein liebes Tagebuch, wollen wir eine kleine To-Do-List wagen? Was kommt auf uns Apothekers zu? Welche Aufgaben müssen wir angehen?

– Ganz weit oben steht da mit Sicherheit die Pandemie. Lasst uns mithelfen, die Corona-Pandemie zu durchstehen. Wäre schön, wenn möglichst viele Apotheken gegen Covid-19 impfen. Sicher, es werden nicht alle können und nicht alle wollen, aber es wäre schon ein Zeichen, wenn viele Apotheken ein Impfangebot machen könnten.

– Das führt uns nahtlos zu den anstehenden honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen – auch wenn das Impfen streng genommen nicht dazu gehört. Also, wann kommen pharmazeutischen Dienstleistungen auf uns zu und vor allem: Was haben GKV und DAV da hinter unserem Rücken ausgehandelt? Wofür sollen wir mit wie viel honoriert werden? Werden es alle Apotheken können? Wie viele werden es wollen? Lohnt sich das dann wirklich? Wie groß ist der Aufwand? 

– Erst mal verschoben, aber auf keinen Fall aufgehoben: die Einführung des E-Rezepts. Wann es denn wirklich kommt, ist noch offen und hängt davon ab, wie rasch die Ärzte-Software auf Vordermann gebracht wird, wie schnell die Abläufe so eingeübt und getestet werden, dass wir sicher sein können, es läuft auch wirklich rund.

– Was uns zu schaffen machen wird: Der Wettbewerb mit den Arzneiversandhäusern, die sich selbst gerne als Apotheke darstellen, aber in Wirklichkeit Versandlogistiker sind: Was haben wir hier zu erwarten? Wie können wir im Kampf um die E-Rezepte bestehen?

– Das führt uns zur Frage: Was bringen uns die Apotheken-Plattformen wirklich? Geht es nur noch mit oder auch ohne? Sollten wir uns lieber nicht abhängig machen von solchen Plattformen? Sind sie ihr Geld wert oder können wir’s alleine? Oder reicht gar die Plattform des Deutschen Apothekerverbands? Was wird uns GEDISA bringen?                                                                                                                                     

– Weitere Schritte in Richtung Digitalisierung kommen auf uns zu: Wir stellen endlich unser Fax ab und arbeiten in Zukunft mit KIM (Kommunikation im Medizinwesen). Wir tauschen uns mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen, z. B. mit Arztpraxen, Krankenhäusern über die Telematik-Infrastruktur aus. Wir bearbeiten Medikationspläne digital und wir helfen Patienten, ihre elektronische Patientenakte zu füllen und zu pflegen.

– Unbedingt wichtig: Wir beobachten die Lauterbachsche Gesundheitspolitik. Welche Rollen wird uns Apothekers diese Politik zuteilen? Wie geht Lauterbach mit uns um, und was sind wir dieser Gesundheitspolitik wert?

– Und klar, wir beobachten auch die Politik unserer Standesvertretung. Was wird aus den Versprechungen, für eine Anpassung unseres Honorars zu kämpfen?

– Wird sich unsere ABDA endlich bewegen und nicht nur verbal, sondern auch real mehr Transparenz und mehr Kommunikation wagen?

 

Und dann gibt es da noch diese Fragen:

– Wie lösen wir das Problem des Mitarbeitermangels? Wie können wir den Nachwuchs für die Apotheke begeistern?

– Wie geht es mit der Reform unserer Approbationsordnung und der Ausbildung unseres pharmazeutischen Nachwuchses weiter? Ist das nicht schon längst überfällig?

– Was wird aus den hehren Vorhaben, die wir uns mit dem Perspektivpapier gesetzt haben?

– Und dann die Zukunftsfrage: Wie wollen wir uns weiterentwickeln als Apothekers, als Apotheken? Welche Aufgaben erwartet die Gesellschaft in Zukunft von einer Apotheke? Sollten wir nicht eine AG Zukunft ins Leben rufen, die sich intensiv mit solchen Fragen beschäftigt?

– Und dann kommen auf jede Apotheke die individuellen Fragen und Überlegungen zu, über die man sich ständig Gedanken machen sollte, wenn man nicht irgendwann auf der Liste solcher  Apotheken landen will, die von der Schließung bedroht sind: Also, ist meine Apotheke für die Zukunft gut aufgestellt? Bin ich schon hybrid, also digital und analog gut zugänglich? Brauche ich neue Hard- und Software? Will ich in den Versand einsteigen, reicht der Botendienst? Und ist Click&Collect ausreichend für meine Apotheke? Ist meine Offizin noch aktuell? Muss ich modernisieren, muss ich umbauen. Habe ich digitale Arbeitsplätze, z. B. für Telekonsultationen, für die Fernberatung? Sind Räume vorhanden bzw. geeignet  z. B. für Beratungen, für neue Dienstleistungen, fürs Impfen?


Mein liebes Tagebuch, diese Liste ist mit Sicherheit noch lange nicht vollständig. Liebe Leserin, lieber Leser des lieben Tagebuchs, ich freue mich, wenn Sie diese Liste fortschreiben. Für ein gutes und erfolgreiches neues Jahr! 
Ihr Peter Ditzel



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

...UND...

von Christian Giese am 02.01.2022 um 14:23 Uhr

Was versteht man denn unter einer Mehrzielentscheidung?
- Kunde zahlt z.B. bar UND hat aber auch die Möglichkeit, per EC-Karte online zu zahlen.
- Patient erhält sein verschriebenes Medikament per rosa Rezept in der Apotheke UND hat aber auch die Möglichkeit, per QR.Code handyhalber seine Verschreibung einzulösen.
Also sind analog UND digital beide gleichen Ziele auf verschiedenen Wegen zu erreichen.
Die Entscheidung "welcher Weg" kann allenfalls beim Patienten liegen. Er hat die Hoheit. Beide Wege müssen also korrekterweise zukünftig möglich sein, nicht mehr nur
einer!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Noch Fragen ?

von Ulrich Ströh am 02.01.2022 um 12:09 Uhr

Lieber Herr Ditzel,

eigentlich sind alle Voraussetzungen für ein weiteres erfolgreiches Jahr für uns Apothekers gegeben.

Aber in Kommentierung zu Ihrem Tagebuch, einige Zukunftsfragen zu Ergänzung Ihrer Liste :

-Wie entwickeln wir zukünftig mehr Solidarität unter
0ffizin-Apotheken ?

-Ab wann spricht der Pressesprecher der ABDA in der Öffentlichkeit von -wir Apotheker-, analog zu -wir Ärzte- bei den Ärzten?
-Wie werden wir zukünftig als Apotheken besser wahrnehmbar in dieser Öffentlichkeit?

-Wie lange noch überlassen wir Berufsfremden die Etablierung von Apothekenplattformen , auch zur Weiterleitung von GKV-Rezepten?

-Wie verändern wir im Zeitalter des E-Rezeptes unsere Offizinräume, wenn über 40 Prozent der Patienten demnächst unsere Apotheken nicht mehr betreten?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gute Ergänzungen

von Peter Ditzel am 02.01.2022 um 14:04 Uhr

Lieber Herr Ströh, vielen Dank für die sehr guten Ergänzungen! Hoffen wir, dass viele davon in Erfüllung gehen. Ein gutes Neues!

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