Johnson & Johnson / Janssen

In USA ist COVID-19-Impfstoff von Janssen nur noch zweite Wahl

Stuttgart - 20.12.2021, 10:45 Uhr

Seit vergangenem Donnerstag empfiehlt nun auch die US-Gesundheitsbehörde CDC künftig, andere Corona-Impfstoffe dem von Johnson & Johnson (in Europa Janssen) vorzuziehen. (Foto: Evgenia Parajanian / AdobeStock)

Seit vergangenem Donnerstag empfiehlt nun auch die US-Gesundheitsbehörde CDC künftig, andere Corona-Impfstoffe dem von Johnson & Johnson (in Europa Janssen) vorzuziehen. (Foto: Evgenia Parajanian / AdobeStock)


Während es immer mehr Daten und damit auch Empfehlungen zum heterologen Impfen gibt, wird die Auswahl an Impfstoffen durch nationale Empfehlungen (meist zum Alter) immer mehr eingeschränkt. So ist mit dem COVID-19-Impfstoff von Janssen erst seit kurzem laut Zulassung eine zweite Dosis möglich. Doch das wird wohl nur relevant, wenn andere (mRNA-)Impfstoffe knapp werden.

Wer einmal mit dem COVID-19-Imfpstoff Janssen geimpft ist, sollte sich mindestens zwei Monate danach mit einer zweiten Impfdosis des Vektorimpfstoffs impfen lassen. Das rät die EMA seit vergangenem Mittwoch. Die Einmaldosis galt ursprünglich als Vorteil des COVID-19-Impfstoffs von Janssen (Johnson & Johnson). Doch schon seit Oktober rät die STIKO, dass eine Grundimmunisierung – „aufgrund des ungenügenden Impfschutzes“ – mit einem mRNA-Impfstoff als zweite Dosis optimiert werden soll. Neu ist also, dass die Auffrischung nun auch mit dem Janssen-Impfstoff selbst möglich ist. Und das nicht nur nach Janssen selbst, sondern laut EMA auch als Auffrischungsimpfstoff, wenn zuvor mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes grundimmunisiert wurde. 

Erst am 7. Dezember hatten EMA und ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) gemeinsam allgemeine Empfehlungen hinsichtlich heterologer Impfschemata gegen COVID-19 ausgesprochen. Im Großen und Ganzen können demnach die zugelassenen Impfstoffe sowohl bei der Grundimmunisierung als auch bei Boosterimpfungen frei kombiniert werden. Ein Vektorimpfstoff nach mRNA-Impfung soll jedoch nur in Betracht gezogen werden, wenn es ein Problem mit der Verfügbarkeit von mRNA-Impfstoffen gibt. Die bisherigen begrenzten Daten deuten an, dass eine solche Reihenfolge aus immunologischer Sicht weniger vorteilhaft ist, erklärte die EMA.

Ob die Janssen-Auffrischimpfung auch in Deutschland (als zweite Dosis) relevant wird, und ob die STIKO dazu eine Empfehlung aussprechen wird, ist also fraglich. Auch erfreut sich der Vektorimpfstoff von Janssen in der Bevölkerung sowieso geringerer Beliebtheit als die mRNA-Impfstoffe. Die typischen kurzfristigen Impfnebenwirkungen wie Fieber sind hier meist stärker ausgeprägt. Ohnehin sollen aufgrund sehr seltener, aber schwerwiegender beobachteter Nebenwirkungen, die vor allem durch den Vektorimpfstoff von AstraZeneca Bekanntheit erlangt haben (Immunthrombozytopenie und venöse Thromboembolien), in Deutschland Vektorimpfstoffe nur noch bei Menschen ab 60 Jahren angewendet werden. Aktuell scheinen sie in der deutschen Impfpraxis keine Rolle mehr zu spielen.

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Seit vergangenem Donnerstag empfiehlt nun auch die US-Gesundheitsbehörde CDC, künftig andere Corona-Impfstoffe dem von Johnson & Johnson (Janssen) vorzuziehen. Damit werde eine Empfehlung von einem Beratergremium übernommen, das kurz zuvor einstimmig entsprechend abgestimmt hatte, teilte die CDC am Donnerstag mit. Das Risiko einer Hirnthrombose in Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Präparat von Johnson & Johnson sei höher als bislang bekannt, hieß es von dem Beratergremium zur Begründung, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Dutzende Fälle und mindestens neun Todesfälle seien in den vergangenen Monaten erkannt worden. In der Original-Pressmitteilung wird der Schritt nur damit begründet, dass genügend andere Impfstoffe vorhanden sind.

Neben Johnson & Johnson sind in den USA noch die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Die Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson waren im Frühjahr schon einmal vorübergehend ausgesetzt worden, nachdem erste Fälle von Hirnthrombosen bekannt geworden waren. Jegliche Impfung sei aber besser als keine Impfung, betonte die CDC. Wer keine Impfung mit Biontech/Pfizer wolle oder haben könne, dem werde weiter das Präparat von Johnson & Johnson zur Verfügung stehen, heißt es.

WHO zu heterologer Erst- und Zweitimpfung: auf mRNA kann Vektor folgen

Wie schon die EMA sieht auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kein Problem darin, Patienten bei der Erst- und Zweitimpfung gegen das Coronavirus unterschiedliche Impfstoffe zu verabreichen. Sie veröffentlichte am vergangenen Donnerstag dazu in Genf spezifische Empfehlungen. Über Vor- und Nachteile einer Auffrischimpfung mit einem unterschiedlichen Präparat als in der Grundimpfung liegen nach Angaben der WHO noch nicht genügend Studien vor. Das sieht die EMA also anders.

Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet bei ihrer Empfehlung danach, welcher der drei Impstofftypen bei der ersten Impfung benutzt wurde: ein mRNA-Impfstoff wie der von Biontech/Pfizer oder Moderna, ein Vektorimpfstoff wie der von Astrazeneca oder Johnson & Johnson, oder ein inaktiver Impfstoff wie der chinesischer Hersteller (Sinovac und Sinopharm). Letztere haben eine Notfallzulassung der WHO, sind aber in der Europäischen Union nicht zugelassen. 

  • Länder, die bei der ersten Impfdosis mRNA-Impfstoffe verwendet haben, könnten bei Folgeimpfungen Vektorimpfstoffe in Betracht ziehen, empfiehlt der unabhängige Impfrat der WHO (SAGE).
  • Länder, die zunächst Vektorimpfstoffe verabreicht haben, könnten anschließend mit mRNA-Mitteln impfen.
  • Länder, die zuerst inaktive Impfstoffe verabreicht haben, könnten Vektor- oder mRNA-Impfstoffe einsetzen.

Generell lehnt die WHO bislang Auffrischimpfungen (Booster) ab, weil vorhandene Impfstoffe ihrer Meinung nach zuerst in ärmere Länder gehen sollten, bevor in reichen Ländern dritte Impfungen vorgenommen werden. „Weitreichende Auffrischimpfungen bergen das Risiko von Versorgungsengpässen im Rest der Welt“, sagte der SAGE-Vorsitzende Alejandro Cravioto. 

Cravioto betonte auch, dass bei Erst- und Zweitimpfung der Einsatz des gleichen Impfstoffs immer noch am sinnvollsten sei. Die Kombination unterschiedlicher Impfstoffe sei dann relevant, wenn nicht genügend Material desselben Herstellers zur Verfügung stehe. Auch das sieht die EMA ähnlich.



Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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