Schon an die nächsten Varianten denken

Gefriergetrockneter Moderna-Nachahmer aus Afrika ab 2024?

Stuttgart - 16.12.2021, 17:10 Uhr

Bislang werden in warmen Ländern wie Afrika vor allem Vektorimpfstoffe verimpft. Das könnte mit einer gefriergetrockneten Variante von Moderna anders werden. Allerdings erst ab 2024. (Foto: mbruxelle / AdobeStock)

Bislang werden in warmen Ländern wie Afrika vor allem Vektorimpfstoffe verimpft. Das könnte mit einer gefriergetrockneten Variante von Moderna anders werden. Allerdings erst ab 2024. (Foto: mbruxelle / AdobeStock)


Human Rights Watch appelliert direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz

Am Technologietransfer hapert es bislang. Human Rights Watch (HRW) hat gerade eine Liste mit 120 Firmen in aller Welt veröffentlicht, die schon in Kürze mRNA-Impfstoff herstellen könnten, wenn sie die Technologie bekämen. Die Menschenrechtsorganisation ruft Deutschland und die USA auf, Druck zu machen, damit die Mainzer Firma Biontech und die US-Hersteller Moderna und Pfizer ihr Wissen für eine breitere Impfstoffproduktion zur Verfügung zu stellen.

89 der Firmen sind in Indien und China angesiedelt, weitere beispielsweise in Vietnam, Ägypten, Senegal, Brasilien und Kuba. Experten haben nach Angaben von HRW solche Firmen auf die Liste genommen, die von renommierten Behörden etwa bei der Herstellung steriler Injektionsmittel anerkannt sind. Dazu gehören die europäische Arzneimittelbehörde EMA, die WHO und die US-Arzneimittelbehörde FDA.

In einem offenen Brief wandte sich HRW gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR) direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz. Darin fordern sie Scholz auf, „alle verfügbaren Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die deutschen Entwickler von mRNA-Impfstoffen, beginnend mit Biontech, Technologietransfers ins Ausland vornehmen und die breitere Herstellung von COVID-19-Impfstoffen unterstützen, um schnell Leben zu retten und die Menschenrechte weltweit zu schützen.“ „Die Liste zeigt, dass die Produktion von mRNA-Impfstoffen außerhalb der USA und Deutschlands möglich ist“, teilte HRW mit. Moderna sowie Biontech und Pfizer hätten nur drei bis sieben Monate für den Technologietransfer gebraucht, um die Impfstoffe in eigenen neuen Fabriken herstellen zu können. Die Pharmaindustrie argumentiert immer, der Aufbau einer mRNA-Herstellung und die Schulung des Personals seien kompliziert und brauchten Jahre.

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Bislang vergeblich setzen sich die WHO und mehr als 100 Länder in der Welthandelsorganisation (WTO) dafür ein, dass der Patentschutz für COVID-19-Produkte aufgehoben wird. Die Pharmaindustrie, die Europäische Union und andere Länder wollen das nicht. Ihr Argument: Ohne Patentschutz seien Pharmafirmen nicht zu den hohen Investitionen bereit, die Innovationen hervorbrächten. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erinnert daran, dass in die Entwicklung der Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer Milliarden Steuergelder geflossen sind. Deshalb müssten sie ihre Technologie zur Verfügung zu stellen. „Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen (...) dürfen nicht von der Wohltätigkeit und Spenden reicher Länder und der Pharmaindustrie abhängig sein“, verlangte Candice Sehoma von MSF Südafrika. „Dafür stehen zu viele Menschenleben auf dem Spiel.“ Während Deutschland 69,3 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft hat, haben auf dem afrikanischen Kontinent mit seinen 1,2 Milliarden Menschen bislang nur 7,35 Prozent eine vollständige Impfung erhalten.



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