Nicht auf Hoffnung setzen

Wissenschaftlerinnen: Omikron ist nicht mehr zu stoppen

Stuttgart - 15.12.2021, 15:30 Uhr

Laut Prof. Dr. Dirk Brockmann im virtuellen Press Briefing des SMC hat die Geschwindigkeit, mit der sich Omikron ausbreitet, alle sehr überrascht. Er betonte im Verlauf des Gesprächs mehrfach, wie besorgt er auf die Situation blicke – genauso wie Prof. Dr. Sandra Ciesek, die hier abgebildet ist. (c / Foto: IMAGO / IPON)

Laut Prof. Dr. Dirk Brockmann im virtuellen Press Briefing des SMC hat die Geschwindigkeit, mit der sich Omikron ausbreitet, alle sehr überrascht. Er betonte im Verlauf des Gesprächs mehrfach, wie besorgt er auf die Situation blicke – genauso wie Prof. Dr. Sandra Ciesek, die hier abgebildet ist. (c / Foto: IMAGO / IPON)


Lockdown? Nicht zu lange nachdenken!

Auf die konkrete Frage, welche Maßnahmen man in Deutschland nun ergreifen müsse, zeigten sich alle drei Wissenschaftler:innen zunächst sprachlos. Brockmann setzte dann aber zur Erklärung an, dass die jetzige Welle dynamisch mit der 1. Welle vergleichbar sei. Damals sei die Virusvariante jedoch weniger übertragbar gewesen. Deshalb müsse jetzt im Sinne von Maßnahmen ungleich mehr passieren als zu Beginn der Pandemie. Er sei relativ pessimistisch und glaubt nicht, dass man die Welle noch brechen kann. Man könne die Dynamik nur noch entschleunigen. Wie zu Beginn der Pandemie heiße es wieder „Flatten the Curve“. Die Welle sei nicht mehr zu stoppen, nur der Schaden noch eingrenzbar. Ciesek pflichtete ihm bei, man müsse entschleunigen, bis man zu einer echten Einschätzung kommt. Auch Neumann-Haefelin sagte: „Wir haben wenig Spielraum zu experimentieren.“

Auf die Frage, ob man nun über Lockdown nachdenken müsse, sagte Brockmann: „Nachdenken ja, aber nicht so lange.“ Man solle nicht zu sehr auf die Hoffnung setzen, sondern vom Worst Case ausgehen. Als gutes Beispiel für schnelles Handeln nannte Ciesek Dänemark. Außerdem solle jeder einzelne immer wieder prüfen, was er selbst tun kann, und worauf er bis zum Frühjahr / Sommer verzichten könne.

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Bekanntlich berät künftig ein Expertenrat die Bundesregierung in Sachen Corona-Pandemie. Vergangenen Dienstag kam das Gremium zum ersten Mal zusammen. Das SMC wollte von den drei Wissenschaftler:innen schließlich hören, was sie glauben, wie gut die Politik auf diesen hören werde? Während Ciesek die Befürchtung äußerte, die Politik könnte das Gremium nur ausnutzen, um ihre Interessen durchzusetzen, stimmte Neumann-Haefelin etwas optimistischer: Dort solle ja nun eine Empfehlung für den Worst Case erarbeitet werden, um so die Handlungsfähigkeit noch vor Weihnachten zu sichern. Brockmann betonte nochmals, dass man jetzt „antizipatorisch“ handeln müsse und nicht reaktiv. Man nehme seine Zahnbürste ja auch mit in den Urlaub, und kaufe sich nicht erst dort eine. In der Vergangenheit habe man zu langsam reagiert, obwohl es immer wieder hieß, man müsse vor die Welle kommen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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