EMA prüft neuen Corona-Antikörper

Sotrovimab soll auch bei Omikron-Variante wirken

Stuttgart - 06.12.2021, 13:45 Uhr

Erste In-vitro-Daten weisen darauf hin, dass der monoklonale Antikörper Sotrovimab seine Aktivität auch gegenüber der neuen Virusvariante Omikron beibehält. (Foto: Siarhei / AdobeStock)

Erste In-vitro-Daten weisen darauf hin, dass der monoklonale Antikörper Sotrovimab seine Aktivität auch gegenüber der neuen Virusvariante Omikron beibehält. (Foto: Siarhei / AdobeStock)


In-vitro-Neutralisation von Omikron

Nun könnte Sotrovimab noch stärker herbeigesehnt werden als ohnehin schon. Grund ist die von der WHO als besorgniserregend eingestufte Omikron-Variante (B.1.1.529), die seit kurzem von sich reden macht und zu der Virologen hinsichtlich der Schwere der Verläufe derzeit noch nicht viel sagen können. Tatsache ist jedoch, dass sie besonders viele Mutationen aufweist, die das Risiko erhöhen, dass die bislang zugelassenen und verabreichten Impfstoffe weniger effektiv schützen. Auch bei Antikörperpräparaten hegt man Zweifel, ob ihre Wirksamkeit erhalten bleibt.

Mutationen an Bindungsstelle gefährden Wirksamkeit

Im Gegensatz zu Impfstoffen, die stets die Bildung von mehreren unterschiedlichen Antikörpern stimulieren, zielen Antikörper-Arzneimittel auf genau eine Struktur (Epitop) ab – bei Corona meist die Rezeptorbindungsdomäne am Spikeprotein, über die das Virus in die menschliche Zelle gelangt. Ist diese eine Stelle jedoch mutiert, passen die Antikörper unter Umständen nicht mehr und der Antikörper verliert an Wirkung. Das Spikeprotein der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 soll 32 Mutationen am Spikeprotein aufweisen, wovon sich 15 in der Region der Rezeptorbindedomäne befinden – laut Regeneron liegen wohl einige Mutationen in der Nähe der Bindung von Casirivimab/Imdevimab, sodass der Hersteller um ihre Wirksamkeit fürchtet. Anders bislang GSK: Das Unternehmen hat für Sotrovimab erste In-vitro-Daten bekannt gegeben. „Die ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass der monoklonale Antikörper seine Aktivität auch gegenüber der neuen Virusvariante beibehält“, teilt GSk mit. Diese Daten müssten jedoch noch weitere In-vitro-Pseudovirentests bestätigt werden.

Empfehlung zum Einsatz vor Zulassung

Eine wissenschaftliche Empfehlung zu Sotrovimab hatte die EMA bereits auf Grundlage von Zwischenergebnissen der klinischen Studie am 21. Mai veröffentlicht. Sie sah es damals – also noch deutlich vor Marktzulassung – aus wissenschaftlicher Sicht vertretbar, wenn Sotrovimab zur Behandlung von bestätigtem COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren (Mindestgewicht 40 kg) angewendet wird, solange diese keine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen, aber ein erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung aufweisen.

Die EMA stützte ihre Einschätzung vom Mai darauf, dass Sotrovimab bei erwachsenen, ambulanten COVID-19-Patienten das Risiko eines Krankenhausaufenthalts von mehr als 24 Stunden oder von Tod im Vergleich zu Placebo um 85 Prozent reduzieren konnte: So mussten in der Studie drei von 291 Sotrovimabpatienten ins Krankenhaus oder starben (1 Prozent), mit Placebo waren es mit 21 von 292 (7 Prozent) siebenmal so viele. Laut EMA waren die beobachteten Nebenwirkungen der Sotrovimab-Infusion leicht bis mittelschwer, allergische Reaktionen könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden. Mittlerweile sind die Enddaten der Studie als Preprint veröffentlicht und alle 1.057 Patienten (528 Sotrovimab, 529 Placebo) ausgewertet: Sotrovimab reduzierte Krankenhausaufenthalt und Tod verglichen mit Placebo um 79 Prozent (sechs von 528 COVID-19-Patienten mussten mit Sotrovimab ins Krankenhaus, mit Placebo waren es 30 von 529).

Tixagevimab und Cilgavimab: Rolling Review läuft

Noch ohne Zulassungsantrag, doch bereits im Rolling-Review-Verfahren (seit 14. Oktober) ist zudem die Antikörperkombination Tixagevimab/Cilgavimab in Evusheld®. Als long-acting Antibodies mit langer Wirkdauer – die Antikörper sollen nach Gabe bis zu zwölf Monate vor COVID-19 schützen – könnten Tixagevimab plus Cilgavimab in der Vorbeugung von COVID-19 zu einer Option für Menschen werden, die sich nicht gegen SARS-CoV-2 impfen lassen können oder bei denen die Impfung keinen ausreichenden Schutz liefert.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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