Kammerversammlung in Sachsen

Schmidt: Apotheken garantieren Sicherheit, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit

Berlin - 12.11.2021, 15:30 Uhr

Bürokratische Auflagen nerven im Apothekenalltag. Aus der Sicht des Präsidenten der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK), Friedemann Schmidt, untergraben sie aber auch das Prinzip der Freiberuflichkeit. (c / Foto: Schelbert)

Bürokratische Auflagen nerven im Apothekenalltag. Aus der Sicht des Präsidenten der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK), Friedemann Schmidt, untergraben sie aber auch das Prinzip der Freiberuflichkeit. (c / Foto: Schelbert)


Der Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer, Friedemann Schmidt, rief am gestrigen Donnerstag bei der SLAK-Versammlung in Dresden dazu auf, den Apotheken wieder mehr Vertrauen zu schenken und bürokratische Kontrollen und Vorschriften zurückzufahren. Denn der inzwischen deutlich eingeschränkte Entscheidungsspielraum für die Kolleginnen und Kollegen untergrabe das freiberufliche Grundprinzip.

Es ist kein Geheimnis: Bürokratische Auflagen nerven im Apothekenalltag. Aus der Sicht des Präsidenten der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK), Friedemann Schmidt, untergraben sie aber auch das Prinzip der Freiberuflichkeit, das untrennbar mit einem gewissen Vertrauen gegenüber dem Berufsstand verknüpft sei.

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Zwar habe man während der Corona-Pandemie ein wenig mehr Beinfreiheit genossen. Eigenverantwortliches und flexibles Handeln vonseiten der Apothekerschaft sei nötig gewesen, um die Krise zu meistern. Inzwischen kehre man jedoch zurück in den „regulatorischen Normalzustand“, sagte Schmidt am gestrigen Donnerstag bei der Kammerversammlung der SLAK in Dresden. Das mache sich auch an der nun wieder steigenden Zahl der Retaxationen bemerkbar.

In den vergangenen Jahren habe man den „Vertrauensraum“ für die Apotheken stetig weiter eingeschränkt und immer mehr Dokumentationspflichten eingeführt. Aus der Sicht des ehemaligen ABDA-Chefs ist das ein Problem, denn damit schrumpften auch die Möglichkeiten, selbst Entscheidungen zu treffen. In der Krise habe sich jedoch gezeigt, wie wichtig ein gewisser Handlungsspielraum für die Versorgung durch die Apotheken sei. „Freiberuflichkeit und Vertrauen gehören untrennbar zusammen“, betonte Schmidt. Es gelte jetzt, aus den Erfahrungen während der Pandemie zu lernen und den Vertrauensraum für die Apotheker:innen wieder zu vergrößern.

In der Krise „weit mehr geleistet, als die Gesellschaft von uns erwarten durfte“

Die Apotheken hierzulande garantierten den Menschen nicht nur in der Krise Sicherheit, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit bei der Versorgung mit Arzneimitteln – nun sei aber auch die Politik gefragt, ihren Teil dazu beizutragen und durch den Erhalt des flächendeckenden Netzes auch für Gerechtigkeit bei der Gesundheitsversorgung zwischen Stadt und Land zu sorgen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben nicht nur Dank und Anerkennung, sondern praktische Förderung verdient“, sagte der SLAK-Präsident. Denn in der Not hätten sie „weit mehr geleistet, als die Gesellschaft von uns erwarten durfte“. Bei jeder Schließung werde die Kammer jetzt nach dem Warum fragen und den Dialog mit der Politik suchen.

Donner: Wie viel ABDA wollen wir uns leisten?

Auf Bundesebene überlässt Schmidt inzwischen seinem Vize Göran Donner das Feld – denn er wolle seiner Amtsnachfolgerin, ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, nicht dazwischenfunken. Daher übernahm Donner auch die Nachlese zum Deutschen Apothekertag (DAT), der im September in Düsseldorf stattgefunden hatte, und berichtete den Delegierten zudem von den ABDA-Aktivitäten in Berlin.

Was den DAT betrifft, zeigte sich Donner hochzufrieden. Die neue ABDA-Führung sei „superfit“ und es mache ihn stolz, dass Sachsen mit dem Verbandsvorsitzenden Thomas Dittrich nach wie vor auf dem Podium vertreten gewesen sei. Und die Lobeshymnen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seien „Balsam auf die Apothekerseele“ gewesen – insgesamt sei der Besuch des noch immer geschäftsführenden Ministers in Düsseldorf sehr harmonisch verlaufen.

Zum ABDA-Haushalt äußerte sich Donner hingegen verhalten kritisch. Die Kosten seien für die SLAK sehr hoch – ob diese Höhe gerechtfertigt sei, werde sich auch anhand der Ergebnisse der derzeit laufenden Strukturanalyse zeigen. Den wirtschaftenden Töchtern in die Tasche zu greifen, um den Finanzbedarf zu decken, könne jedenfalls nur eine temporäre Lösung sein. Möglicherweise würden die Beiträge künftig weiter steigen – dann müsse man fragen: „Wie viel ABDA können und wollen wir uns leisten?“

Cannabis: „Kollegen wissen nicht so richtig, wo sie stehen“

Zudem berichtete der SLAK-Vize aus einer Sitzung des geschäftsführenden ABDA-Vorstands, in dem es auch um das Thema Cannabis zu Genusszwecken ging. Der Gedanke, die kontrollierte Freigabe zunächst über die Apotheken zu ermöglichen, sei naheliegend, denn noch seien sie flächendeckend vorhanden. Aber: „Ich hatte den Eindruck, die Kollegen wissen nicht so richtig, wo sie stehen“, sagte Donner. Die Gespräche hätten sich zu einer Grundsatzdiskussion entwickelt, in der es zum Beispiel um Dokumentation, Eingangsprüfung, Kontrahierungszwang und Salär für die Abgabe gegangen sei. Für Donner steht fest: „Wenn die Politik es so entscheidet, werden wir als Kammer den Kolleginnen und Kollegen bei der Umsetzung helfen – unabhängig von der persönlichen Meinung dazu.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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