GEDISA

Ziel Unabhängigkeit - Neue Betreibergesellschaft für das Verbände-Portal

Rostock - 11.11.2021, 12:15 Uhr

Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik, erklärte, was das Verbändeportal künftig alles können soll. (x / Foto: ABDA)

Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik, erklärte, was das Verbändeportal künftig alles können soll. (x / Foto: ABDA)


Am heutigen Donnerstag steht in Berlin die Gründung der neuen Digitalgesellschaft GEDISA auf der Tagesordnung. Diese Tochtergesellschaft der Apothekerverbände soll das Online-Portal der Verbände weiterentwickeln und betreiben. Was Apotheker und Patienten davon zu erwarten haben und was das alles kosten soll, wurde bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am gestrigen Mittwoch deutlich, bei der auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening für das Projekt warb.

Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern am gestrigen Mittwoch in Rostock war die Gründung der GEDISA (Gesellschaft für digitale Services der Apotheken) ein zentrales Thema. Der Verbandsvorsitzende Axel Pudimat erklärte dazu: „Wir brauchen eine neutrale, stabile Plattform in unserer Hand ohne Fremdinteresse.“ Die vom Deutschen Apothekerverband betriebene Plattform, die bisher insbesondere für die Impfzertifikate genutzt wird, soll dafür künftig von einer eigenen Tochtergesellschaft der Verbände weiterentwickelt und betrieben werden. 

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Für Pudimat ist das längst überfällig. Auch andere Verbände hatten in den vorigen Wochen grünes Licht für die GEDISA-Gründung gegeben. Nur der Apothekerverband Westfalen-Lippe hatte die Beteiligung bei der Gründung vorerst abgelehnt, weil die Zeit und die vorliegenden Informationen nicht für ein Mitgliedervotum ausreichten.

Unterstützung von Overwiening

Bei der Veranstaltung in Rostock erklärte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, bei der Digitalisierung bräuchten die Apotheker auch eine wettbewerbliche Ausrichtung, bei der die Kammern an ihre Grenzen kämen. Darum sei die GEDISA als Tochter der Verbände nötig. Dies geschehe in Abstimmung mit der ABDA. Zugleich warb Overwiening um Rückendeckung für die neue Gesellschaft: „Das ist dann nicht der DAV oder die ABDA, das sind dann Sie!“

Modularer Aufbau

Einzelheiten zur GEDISA berichtete Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik. Das Verbändeportal plane drei Plattformen: für die Verbände selbst, für die Apotheken und für die Patienten. Durch das Ausstellen der Impfzertifikate seien schon etwa 98 Prozent der Apotheken an das Portal angebunden. Es seien bereits mehr als 50 Millionen Impfzertifikate über das Portal ausgestellt worden. Durchschnittlich würden schon jetzt etwa 30.000 Endkunden pro Tag das Portal zur Apothekensuche nutzen.

Die Basiselemente des Portals sollen nach und nach um kontextbezogene Module erweitert werden. Friedrich nannte „News und Blog“, die Impf- und Genesenen-Zertifikate, Grippeimpfungen in Apotheken und die Anfragefunktion für Kunden. Letztere biete bisher nur eine rudimentäre Möglichkeit. Für das nächste Jahr kündigte Friedrich eine komplett neue komfortable Umsetzung mit Gematik-Zertifizierung an. Dazu würden eine Terminvergabefunktion, ein Kalender und die Unterstützung für mögliche Beratungen als honorierte Dienstleistungen kommen. Alles solle betriebssystemneutral über einen Browser erreichbar sein.

Kosten: höchstens 50 Euro pro Apotheke und Monat für drei Jahre

Mit Blick auf die Finanzierung betonte Friedrich die Unabhängigkeit. Die GEDISA soll das Portal unabhängig von Dritten betreiben. Ein Teil der Entwickler soll bei der GEDISA angestellt sein, um von Problemen bei Fremdanbietern unabhängig zu sein. Die Verbände sollen die ersten drei Jahre voll finanzieren. Danach soll sich die GEDISA über Beiträge für einzelne Leistungen finanzieren, wobei nur die jeweils gewünschten Bausteine bezahlt werden müssten. Außerdem seien Schnittstellen für Nutzungen durch zahlende Dritte geplant. Es seien keine Ausschüttungen an die Gesellschafter vorgesehen. Betriebswirtschaftliches Ziel sei die „schwarze Null“. Der Finanzplan sehe für den Aufbau in den ersten drei Jahren einen Aufwand von 8 bis 9 Millionen Euro pro Jahr vor. Das bedeute Kosten von weniger als 50 Euro pro Monat und Apotheke als „Zugang zur digitalen Zukunft“.

Bei der Diskussion berichtete Friedrich weiter, dass die Kostenplanung auf einem Betrieb mit 17 eigenen Beschäftigten, davon sechs Programmierern, beruhe. Hinzu kämen Externe, beispielsweise für rechtliche Fragen. Das Personal für künftige Jahre sei aber noch nicht unter Vertrag, sondern könne erst nach der Gründung der neuen Gesellschaft angeworben werden. Der Finanzplan enthalte auch Geld für Werbung und Kommunikation, denn die App müsse bekannt gemacht werden. Das Budget dafür sei aber viel geringer als bei anderen Portalen.

Für den heutigen Donnertag ist die Gründung der GEDISA durch die Apothekerverbände geplant.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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