STIKO

Auffrischimpfung mittelfristig für alle

Stuttgart - 09.11.2021, 13:45 Uhr

Mittelfristig ist es laut STIKO immunologisch und infektionsepidemiologisch sinnvoll, alle Grundimmunisierten mit einer zusätzlichen COVID-19-Impfstoffdosis aufzufrischen. (s / Foto: oxinoxi / AdobeStock)

Mittelfristig ist es laut STIKO immunologisch und infektionsepidemiologisch sinnvoll, alle Grundimmunisierten mit einer zusätzlichen COVID-19-Impfstoffdosis aufzufrischen. (s / Foto: oxinoxi / AdobeStock)


Ist eine COVID-19-Auffrischimfpung nicht für alle sinnvoll und erforderlich? Die STIKO betonte am 8. November erneut, dass Senioren und Immundefiziente prioritär eine Booster-Impfung erhalten sollen. „Mittelfristig“ ist es laut STIKO aber immunologisch und infektionsepidemiologisch sinnvoll, alle Grundimmunisierten mit einer zusätzlichen COVID-19-Impfstoffdosis aufzufrischen.

Derzeit rät die Ständige Impfkommission (STIKO) nicht zu allgemeinen Auffrischimpfungen. Sie spricht sich seit September für Auffrischimpfungen für immungeschwächte Menschen aus, im Oktober erweiterte sie den Kreis der Auffrischungsimpfempfänger um ältere Menschen ab 70 Jahren sowie medizinisches Personal, Pflegepersonal und andere in medizinischen oder Pflegeeinrichtungen Tätige. Ihre Empfehlung begründete die STIKO damit, dass „in diesen Bevölkerungsgruppen Auffrischimpfungen besonders dringlich“ seien – der Schutz durch die Grundimmunisierung lasse vor allem bei Älteren nach und gegen die dominierende Delta-Variante sei  „eine gute Immunantwort notwendig“.

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Allerdings hält die STIKO es derzeit „aufgrund der aktuellen uneinheitlichen öffentlichen Aussagen zu den Zielgruppen für Auffrischimpfungen, die zur Verunsicherung in der Ärzteschaft und Bevölkerung geführt haben“, für angebracht, „zur Priorisierung und Umsetzung der Auffrischimpfung Stellung zu nehmen“.

Senioren und Immundefiziente prioritär boostern

Sie hält weiter daran fest und betont, dass die für eine Auffrischimpfung von der STIKO benannten Personengruppen „möglichst rasch geimpft werden“ sollen: 

  • Personen im Alter von ≥ 70 Jahren
  • Bewohner:innen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen. Aufgrund des erhöhten Ausbruchspotentials sind hier auch Bewohner:innen und Betreute im Alter von < 70 Jahren eingeschlossen.
  • Personen mit einer Immundefizienz
  • Pflegepersonal und andere Beschäftigte, die direkten Kontakt mit mehreren zu pflegenden Personen haben, in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen oder für andere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe
  • Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patient:innenkontakt

Die vierte COVID-19-Infektionswelle habe in den letzten Wochen mit steil ansteigenden Infektionszahlen bereits zu einer hohen Auslastung der Intensivstationen geführt. Besonders deutlich sei die Zunahme von COVID-19-Fällen neben jüngeren ungeimpften Personen auch bei Personen im hohen Lebensalter sowie unter Personen mit Immundefizienz. Nach Ansicht der STIKO ist es deshalb besonders wichtig, dass diese gefährdeten Gruppen – wie auch zu Beginn der Impfkampagne – „prioritär durch Auffrischimpfungen geschützt werden“.

STIKO sitzt an neuer Impfempfehlung

Zwar könnten Auffrischimpfungen bei Jüngeren – nach Erreichen hoher Impfquoten – zur spürbaren Reduktion der Virusausbreitung in der Bevölkerung beitragen, doch dürften diese nicht zu einer Verzögerung der Auffrischimpfung bei ab 70-Jährigen sowie bei immundefizienten Personen führen. Denn: „Durchbruchsinfektionen führen bei alten Menschen häufiger als bei Jüngeren zu einer schweren Erkrankung, die eine intensivmedizinische Behandlung notwendig macht“, erinnert die STIKO. Deshalb sei ein zielgerichtetes Vorgehen für die Durchführung von Auffrischimpfungen sinnvoll und erforderlich. 

Allerdings scheint diese Empfehlung nur temporär: „Aus immunologischen und infektionsepidemiologischen Gründen ist es sinnvoll, über die genannten Risikogruppen hinaus mittelfristig auch allen anderen Grundimmunisierten eine Auffrischimpfung anzubieten“, stellt die STIKO in Aussicht. Bei einer Auffrischimpfkampagne sollte so weit wie möglich nach absteigendem Lebensalter vorgegangen werden. Die Geschwindigkeit im Vorgehen bei einer solchen Impfkampagne werde dabei maßgeblich von den regionalen Impfkapazitäten abhängen.

Boosterdosis nach sechs Monaten

Immunkompetente Menschen sollten sich frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung boostern lassen. Derzeit rät die STIKO ausschließlich zu mRNA-Impfstoffen für eine Auffrischimpfung, zugelassen in der EU sind mittlerweile sowohl Comirnaty® von Pfizer/Biontech wie auch Spikevax® von Moderna. Die Boosterdosis erfolgt bei Comirnaty® mit 30 µg (wie auch bei der Grundimmunisierung), bei Spikevax® nur mit der halben Dosis (50 µg) der Grundimmunisierung (100 µg).

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Die STIKO ruft erneut alle bisher Nicht-Geimpften dringend auf, das COVID-19-Impfangebot wahrzunehmen. Die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen sei unter Ungeimpften 10-fach höher als unter Geimpften. Ebenso befinden sich laut STIKO unter den intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patient:innen sehr viele ungeimpfte Personen sowie Menschen mit Immundefizienz. Die Impfung diene sowohl dem Selbstschutz als auch dem Schutz der Mitmenschen. Die Ständige Impfkommission arbeitet eigenen Angaben  zufolge derzeit an der Anpassung ihrer COVID-19-Impfempfehlung, in die sollen die aktuelle epidemische Lage, neue Erkenntnisse zur Transmissionsverhinderung sowie „real life“ Daten anderer Länder zum Einfluss von Auffrischimpfungen auf die Infektionszahlen einfließen.

Die STIKO rät dringend, sich weiterhin an COVID-19-Hygienemaßnahmen (AHA-L-Regeln) zu halten. Dies gilt auch für geimpfte Personen, da auch von diesen eine SARS-CoV-2-Transmission ausgehen kann.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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