Pharmakovigilanzausschuss der EMA

Kapillarlecksyndrom auch nach Spikevax von Moderna?

Stuttgart - 03.11.2021, 12:15 Uhr

Wie eine Impfung zum Kapillarlecksyndrom führen kann, ist noch unklar. Die Frage wird aber nicht weniger interessant, sollte das CLS nun tatsächlich auch nach Impfung mit einem mRNA-Impfstoff und nicht nur nach Vektorimpfstoffen auftreten. (x / Foto: Marcos / AdobeStock)

Wie eine Impfung zum Kapillarlecksyndrom führen kann, ist noch unklar. Die Frage wird aber nicht weniger interessant, sollte das CLS nun tatsächlich auch nach Impfung mit einem mRNA-Impfstoff und nicht nur nach Vektorimpfstoffen auftreten. (x / Foto: Marcos / AdobeStock)


Aufgrund von sechs Fällen, die über die EudraVigilance-Datenbank gemeldet wurden, untersucht der Pharmakovigilanzausschuss der EMA derzeit, ob auch zwischen dem Corona-Impfstoff von Moderna und dem Auftreten eines Kapillarlecksyndroms ein kausaler Zusammenhang bestehen könnte. Für die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Janssen rät die EMA bereits seit Juli Personen mit Kapillarlecksyndrom in der Vorgeschichte von der Anwendung ab.

Bereits im Juni informierte AstraZeneca mittels Rote-Hand-Brief über eine neue Kontraindikation seines COVID-19-Impfstoffs (Vaxzevria): Die Vektorvakzine durfte fortan nicht mehr bei Personen geimpft werden, die bereits an einem Kapillarlecksyndrom (Capillary-Leak-Syndrom, CLS) erkrankt waren. Man schätzte, dass auf fünf Millionen verabreichte Vaxzevria-Dosen eine CLS-Erkrankung kommt. Im Juli folgte dann dieselbe Empfehlung für die „COVID-19 Vaccine Janssen“ von Johnson & Johnson. Auch dort rät die EMA seitdem bei Personen mit Kapillarlecksyndrom in der Vorgeschichte von der Anwendung des Janssen-Impfstoffs ab.

Jetzt hat der Pharmakovigilanz-Ausschuss der EMA Berichte über das Kapillarlecksyndrom bei Personen, die mit Spikevax von Moderna geimpft wurden, als Sicherheitssignal erkannt und deren Überprüfung eingeleitet. Sechs Fälle dieser sehr seltenen Erkrankung seien über die EudraVigilance-Datenbank berichtet worden. Es wird jedoch betont, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, ob ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung besteht.

Der PRAC will nun alle verfügbaren Daten bewerten. Sollte sich ein kausaler Zusammenhang als wahrscheinlich herausstellen, wird es regulatorische Maßnahmen geben, um das Risiko zu minimieren, wie beispielsweise eine Anpassung der Fachinformation.

Wie es im Juli hieß, ist der mechanistische Hintergrund, wie eine Impfung zum Kapillarlecksyndrom führen kann, noch unklar. Diese Frage wird nicht weniger interessant, sollte das CLS nun tatsächlich auch nach Impfung mit einem mRNA-Impfstoff und nicht nur nach Vektorimpfstoffen auftreten. 

Das Kapillarlecksyndrom

Die EMA erklärt das Kapillarlecksyndrom so:

„Das Capillary-Leak-Syndrom ist eine sehr seltene, ernste Erkrankung, bei der es zu Flüssigkeitsaustritt aus kleinen Blutgefäßen (Kapillaren) kommt, was zu Schwellungen vor allem in den Armen und Beinen, niedrigem Blutdruck, Verdickung des Blutes und niedrigen Blutspiegeln von Albumin (einem wichtigen Blutprotein) führt.“

Patient:innen sollten also sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, wenn sie in den Tagen nach der Impfung eine schnelle Schwellung der Arme und Beine oder eine plötzliche Gewichtszunahme bemerken. Aufgrund eines niedrigen Blutdrucks seien diese Symptome oft mit Ohnmachtsgefühlen verbunden.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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