Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.10.2021, 07:30 Uhr

Die Woche der vielen Welten: Irre Welt, Traum-Welt, Neue Welt – Apothekers Welt. (Foto: Alex Schelbert)

Die Woche der vielen Welten: Irre Welt, Traum-Welt, Neue Welt – Apothekers Welt. (Foto: Alex Schelbert)


22. Oktober 2021

Klar, er hatte es versucht, der EU-Versender DocMorris. Obwohl für alle, die GKV-Versicherte mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln versorgen, also auch für Versandhäuser aus dem EU-Ausland, seit rund zehn Monaten wieder eine Preisbindung gilt, versuchte DocMorris mit einem „Treueprogramm“, diese Preisbindung zu unterlaufen: Mit jeder Bestellung rezeptfreier und rezeptpflichtiger (!) Arzneimittel konnten die Kunden ein Guthaben auf ein Treuekonto sammeln, das dann später mit dem Kauf rezeptfreier Produkte verrechnet wurde. Die Apothekerkammer Nordrhein wurde auf diese Werbung aufmerksam. Sie hielt das Treueprogramm für wettbewerbswidrig und klagte. Allerdings monierte die Kammer keinen Verstoß gegen die Preisbindung. DocMorris verstoße vielmehr gegen das heilmittelwerberechtliche Zuwendungsverbot und auch gegen das Telemediengesetz, da die Bedingungen für das Treueprogramm nicht klar und eindeutig seien. Das Landgericht Stuttgart sah das genauso und untersagte DocMorris diese Treueprogramm. Mein liebes Tagebuch, gut, dass die Kammer die Aktivitäten des EU-Versenders aufmerksam verfolgt. Wir kennen das ja zur Genüge: Der Versender versucht, jede kleinste vermeintliche Lücke ausfindig zu machen. Wie es weitergeht? Der EU-Versender kann gegen das Urteil Berufung einlegen.

 

Schluss mit dem generellen Verbot von Besitz und Konsum von Cannabis: Die Ampel-Koalitionäre SPD, FDP und Grüne wollen eine kontrollierte Freigabe der Droge zum „Freizeitgebrauch“. Ob das was bringt, um den Schwarzmarkt auszutrocknen – da gehen die Meinungen in der Bevölkerung, aber auch unter Fachleuten weit auseinander, ganz zu schweigen von den Gefahren, die vom Cannabiskonsum ausgehen. Mal abgesehen von diesen Fragen, wo sollten denn im Falle des Falles die Drogen gekauft werden können? Grüne würden den Verkauf gerne über „lizenzierte Fachgeschäfte“ sehen, die FDP können sich sogar Apotheken als Abgabestellen vorstellen. Und wie sieht das die ABDA? Was ist, wenn die Politik die Apothekers tatsächlich fragt? Hier hat man sich bei unserer Berufsvertretung auf eine Sprachregelung verständigt: „Für Apothekerinnen und Apotheker stelle sich hier ein heilberuflicher Zielkonflikt“, heißt es da. Und dann weiter: „Unter klaren Vorgaben“ sei die Abgabe in Apotheken „grundsätzlich denkbar“, allerdings mit Abgaberegeln. Die Apothekerschaft sei gesprächsbereit und würde an einer Lösung mitarbeiten. Na, mein liebes Tagebuch, die Prüfungen auf Identität und Reinheit sowie die organoleptische Prüfung führen wir doch gewissenhaft durch. Warten wir’s ab – ob schon bald süßliche Düfte durch die Offizin wabern…



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

4 Kommentare

Ethik vs. Mammon

von Reinhard Herzog am 24.10.2021 um 11:33 Uhr

So ganz ohne ist das Geschäft mit "Genuss-Cannabis" nicht.
Ein wichtiger Punkt wäre übrigens die Packungsgröße.

Bei ~ 4.500 Einwohnern je Apotheke kann man perspektivisch von 1% bis 2% ausgehen, die als Cannabis-Stammkunden infrage kommen.

Dreimal die Woche eine Tüte je 1 Gramm macht ~ 150 Gramm "Gras" im Jahr. Monatsration also im Bereich von 10 Gramm bis 15 Gramm.

Schwarzmarktpreis heute um 10 € je Gramm. Das sollten wir nicht allzu stark überschreiten. Also ohne Mwst. diese 10 €, unser Preis dann 12 €/g brutto. Der EK lässt sich mehr oder weniger unter 5 € drücken, reale (und legale!) internationale Erzeugerpreise ohne kompletten bürokratischen Overkill liegen eher um 1 € bis 1,50 € je Gramm.

Selbst mit Zwischenhandel etc. sollten für die Apotheken 4 € bis 5 € je Gramm Rohertrag bleiben. Plus die Abgabegebühr von 8,76 € + Mwst. je Endpackung.

Eine o.a. Monatsration von z.B. 10 Gramm sollte um 100 € netto (119 € Kundenpreis) darstellbar sein. Je nach Ek sogar noch darunter. Rohertrag um 50 € oder noch etwas mehr.

Mal 40 bis 80 Kunden = 2.000 € bis 4.000 € Rohertrag monatlich (!) extra. So schlecht also nicht - wenn nicht wieder die Bürokratie- und Kontrollkeulen jede vernünftige Kalkulation zertrümmern ...

Da mit Sicherheit nicht alle Apotheken mitziehen würden, käme für die übrigen entsprechend mehr zusammen.

Alles im allem winkt da schon ein Rohertragspotenzial im höheren dreistelligen Millionenbereich p.a., möglicherweise gar in den Milliardenbereich hineinragend. Spätestens da dürfte es weitere "lizensierte" Konkurrenz geben ...

Über die ethische Komponente mag nun jeder selbst richten.

Nun ja, und zu den vielen "Start-ups":
Gerne Muskeln statt Intelligenz - anders kann man die hyperinflationäre Entwicklung bei Lieferdiensten jeglicher Couleur nicht mehr erklären. Stupid german money on tour ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Von mir aus präquilifizieren Alles, wenn

von Christiane Patzelt am 24.10.2021 um 11:07 Uhr

wenn der Versand nicht präqualifiziert ist. Wer weiß, ob die Logistiker aus NL ne Präquali haben..? Dann wäre dies ein geschmeidiger Wettbewerbsvorteil für uns...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Von mir aus präquilifizieren Alles,

von Karl Friedrich Müller am 24.10.2021 um 11:24 Uhr

Ich sag hier nur: siehe HBA für Versender.
Die werden doch gepampert ohne Ende. Eine Option, die (nur) uns hilft, wird es nie geben. Im Gegenteil.

Präquali

von Karl Friedrich Müller am 24.10.2021 um 9:25 Uhr

Die geforderten Kriterien wurden ja schon für die HiMi nachgewiesen.
Die Kriterien sind schon Bestandteil des normalen Apothekenbetriebs.
Die Kriterien sind im QMS überwacht.
Also warum sollte es notwendig sein, alles noch mal bestätigen zu müssen? Wie oft denn noch? Mehr ist es nicht, einfach eine Erklärung.
Diese übertriebene Schikane lässt nur eine Konsequenz zu: komplette Abschaffung der Präquali für Apotheken, auch wenn unseren Verbänden eine Einnahmequelle entgeht

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.