Hormonelle Verhütung im Langzyklus

Ist eine „Pillen“-Pause doch sinnvoll?

Stuttgart - 05.10.2021, 07:00 Uhr

Tatsächlich kann die Langzyklusanwendung der konventionellen Einnahme (mit hormonfreier Pause) sogar überlegen sein, wenn man an menstruellen Beschwerden wie Dysmenorrhoe oder Migräne denkt. (c / Foto: mraoraor / AdobeStock)

Tatsächlich kann die Langzyklusanwendung der konventionellen Einnahme (mit hormonfreier Pause) sogar überlegen sein, wenn man an menstruellen Beschwerden wie Dysmenorrhoe oder Migräne denkt. (c / Foto: mraoraor / AdobeStock)


Welche Pillen für den Langzyklus zugelassen sind

In Deutschland gibt es bislang nur wenige Präparate, die auch tatsächlich für den Langzyklus (mit HFI) zugelassen sind, ansonsten fällt der Langzyklus unter den Off-Label-Use. Drei Beispiele sind:

  • Seasonique® (30 µg Ethinylestradiol + 150 µg Levonorgestrel über 84 Tage, gefolgt von sieben Tabletten mit 10 µg Ethinylestradiol)
  • Velmari® Langzyklus (20 µg Ethinylestradiol + 3 mg Drospirenon, über mindestens 24 Tage oder maximal 120 Tage, dann vier Tage Pause)
  • Evaluna® 30 Langzyklus (30 µg Ethinylestradiol + 150 µg Levonorgestrel, wie Seasonique® über 84 Tage. Die 7-tägige Pause erfolgt dann aber komplett wirkstofffrei – also ohne Tabletteneinnahme)

Beim Langzyklus-Präparat Velmari® ist besonders zu beachten, dass für die Gestagenkomponente Drospirenon grundsätzlich von einem erhöhten VTE-Risiko auszugehen ist. In der Fachinformation (Stand 03/2021) heißt es: „Arzneimittel, die Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron enthalten, sind mit dem geringsten Risiko für eine VTE verbunden. Andere Arzneimittel, wie Velmari® Langzyklus, können ein bis zu doppelt so hohes Risiko aufweisen.“

Evaluna® enthält im Langzykluspräparat im Vergleich zu Seasonique® keine wirkstoffhaltigen Tabletten für die siebentägige „Pause“. In der Fachinformation (Stand 02/2021) von Evaluna® 30 Langzyklus heißt es außerdem: „Präparate, die Levonorgestrel (Evaluna 30 Langzyklus), Norgestimat oder Norethisteron enthalten, sind mit dem geringsten VTE-Risiko verbunden.“ 

Angesichts dieser Informationen und der neuen Risikoeinschätzung zu Seasonique® scheint es nach aktuellem Stand am sinnvollsten zu sein, von diesen drei Präparaten Evaluna® im Langzyklus anzuwenden, wenn man sich für diesen entscheidet. 

Übrigens – ob Langzyklus oder konventioneller Zyklus – einen generellen Vorteil hat die hormonelle Verhütung laut der deutschen Leitlinie immer: „Als weiterer Benefit wird die Langzeitprotektion gegenüber den Risiken eines Endometrium- oder Ovarialkarzinoms bei beiden Anwendungsformen gesehen.“



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Rote-Hand-Brief zu kombinierten hormonalen Kontrazeptiva

Auch unter Chlormadinon treten vermehrt Thrombosen auf

Rote-Hand-Brief informiert erneut zu Risiken kombinierter hormoneller Kontrazeptiva

Vermehrt Thrombosen unter Chlormadinon

Wie das Risiko für venöse Thromboembolien unter Estradiolvalerat/Dienogest einzuschätzen ist

Neuere Pille, geringere Thrombosegefahr?

Erhöhtes Thrombose-Risiko neuerer kombinierter oraler Kontrazeptiva bestätigt

Levonorgestrel-haltige Kontrazeptiva am sichersten

Gestagene der 3. und 4. Generation und ihr Thromboembolierisiko

Schöne Gefahr?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.