Mehr apothekenbasierte Dienstleistungen

Irische Apotheker nehmen ihre Regierung in die Pflicht

Remagen - 29.09.2021, 10:45 Uhr

Die Irish Pharmacy Union (IPU) fordert einen beschleunigten Ausbau der Apothekendienste. (x / Screenshot: ipu.ie / DAZ)

Die Irish Pharmacy Union (IPU) fordert einen beschleunigten Ausbau der Apothekendienste. (x / Screenshot: ipu.ie / DAZ)


Triage-System für die öffentlichen Apotheken

Die Apotheker wollen diesen Status quo aber nun nicht etwa abbauen, sondern ihn zu einem dauerhaften Aspekt des Gesundheitssystems machen. „Die Entwicklung zusätzlicher apothekengestützter Dienste in Irland ist unerlässlich und dringend“, konstatiert der Apotheker und IPU-Präsidenten Dermot Twomey.

An erster Stelle des Wunschzettels steht die sofortige Entwicklung und Einführung eines nationalen Triage-Programms für die öffentlichen Apotheken, das drei Hauptdienste umfassen soll: ein Programm für leichte Erkrankungen (Minor Ailment Scheme), ein Angebot für leichte Verletzungen (Minor Injuries Service) und die Abgabe von Notfallmedikamenten. „Dies würde Patienten mit einer Krankenversicherungskarte kostenlosen Zugang zu rezeptfreien Behandlungen direkt aus ihrer Apotheke ermöglichen“, erklärt Twomey. „Es würde die Notwendigkeit von Hausarztbesuchen bei über 40 kleineren Beschwerden wie Heuschnupfen, Migräne oder häufigen Hauterkrankungen überflüssig machen.“

In vielen anderen Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden, Kanada und Australien seien Programme für leichtere Erkrankungen erfolgreich, fügt der IPU-Präsident an. Die Erfahrung in Schottland zeige, dass eine von 20 Notfallkonsultationen (A&E Visits) und jeder siebte Hausarztbesuch damit wegfallen könnte. Im Jahr 2016 haben die Iren bereits ein erfolgreiches Pilotprojekt dazu durchgeführt. Über 90 Prozent der Patienten waren mit dem Service zufrieden und das Feedback der teilnehmenden Apotheker und Hausärzte war ebenfalls positiv.

Weitere Posten auf der Wunschliste

  • Außerdem wünschen sich die Apotheker weitere apothekenbasierte Dienstleistungen zur Verbesserung des Managements chronischer Krankheiten, wie etwa die Einführung von Medicine Use Reviews (MUR) und eines New Medicine Service (NMS). Das heißt: die Beratung und Unterstützung in der Apotheke zu neu verschriebenen Medikamenten gegen bestimmte chronische Krankheiten wie Asthma, COPD, Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck. Beides sind etablierte NHS-Apothekendienste in Großbritannien.
  • Irische Frauen sollen in den Apotheken unverzüglich einen bequemen Zugang zu Verhütungsmitteln ohne Rezept erhalten, was in Großbritannien, den USA, Kanada und Neuseeland bereits möglich ist.
  • Neben Grippe- und COVID-19-Impfungen, bei denen die irischen Apotheker ihre Fähigkeiten bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, wollen sie nun auch in das HSE-Pneumokokken-Impfprogramm des Landes aufgenommen werden.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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