Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus

Welche Rolle spielen Apotheken in der Berliner Wahl?

Berlin - 24.09.2021, 17:15 Uhr

Haben die zur Berliner Abgeordnetenhauswahl antretenden Parteien auch die Apotheken im Blick? (c / Foto: IMAGO / Emmanuele Contini)

Haben die zur Berliner Abgeordnetenhauswahl antretenden Parteien auch die Apotheken im Blick? (c / Foto: IMAGO / Emmanuele Contini)


CDU: „Eine Aufweichung des Fremd- und Mehrbesitzverbots lehnen wir ab“

Die Antworten der Berliner CDU

Spielen Apotheken für Sie in der Landespolitik überhaupt eine Rolle? Im Wahlprogramm finden sie keine Erwähnung – aber vielleicht sind sie an der einen oder anderen Stelle doch mitgedacht?

Wir bekennen uns in unserem Wahlprogramm zur Abgeordnetenhauswahl 2021 grundsätzlich zu einem leistungsfähigen Gesundheitssystem, das jeder Bürgerin und jedem Bürger eine Versorgung auf höchstem Niveau ermöglicht. Auch in Zukunft muss jeder in unserer Stadt Zugang zu einer guten wohnortnahen medizinischen Versorgung haben und am medizinischen Fortschritt teilhaben können, unabhängig von seinem Einkommen, Alter oder gesundheitlichen Zustand. Dazu gehören für uns selbstverständlich auch die Apotheken. Denn sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur zuverlässigen Medikamenten- und Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Wie wichtig eine flächendeckende Apothekenlandschaft in unserer Stadt ist, wurde nicht zuletzt während der Corona-Pandemie offensichtlich: Von der Eigenherstellung fehlender Desinfektionsmittel bis zur Ausdehnung der Öffnungszeiten für Beratungen haben die Apotheken einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet.
Zudem kommt den Apothekern vor Ort bei der Arzneimittelversorgung unverändert eine Schlüsselrolle in Versorgung und Beratung der Menschen zu. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit. Denn hier kann einerseits beim persönlichen Kontakt die Aufklärung über Risiken besser erfolgen und negative Interaktionen verschiedener Medikamente werden eher entdeckt, zum anderen besteht mitunter auch ein enger Kontakt zwischen der Apotheke vor Ort und den dort niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, was einen schnelleren und direkteren Austausch zum Wohle der Patientinnen und Patienten begünstigt.

Könnten Sie sich – auch angesichts der Erfahrungen aus der Pandemie – vorstellen, dass Apotheken künftig noch mehr in die Gesundheitsversorgung einbezogen werden, also über die Arzneimittelversorgung hinaus? Ein Modellprojekt zu Grippeimpfungen wird nun kommen – begrüßen Sie das? Im Wahlprogramm erklären Sie, dass Sie für eine höhere Masern-Impfquote sorgen wollen. Ist es für Sie perspektivisch denkbar, dass es in Apotheken auch ein solches Impfangebot gibt? Welche Dienstleistungen könnten Sie sich überdies vorstellen?

Die Apotheker wären fachlich in der Lage, Mehrleistungen zu erbringen, für die sie dann zusätzlich entlohnt werden müssten. Dies muss sorgfältig abgewogen werden und der Diskussionsprozess, in den auch die Ärzte und Krankenkassen einbezogen werden sollten, ist noch nicht abgeschlossen. Aus unserer Sicht gibt es aber gute Gründe dafür: Denkbar wären für uns beispielsweise Folgerezepte
bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, die der Apotheke normalerweise wohlbekannt sind, um die Arztpraxen zu entlasten und damit die medizinische und Arzneimittelversorgung zu verbessern. 
In einigen Bundesländern waren bereits im vergangenen Jahr im Rahmen von Modellprojekten Grippeschutz-Impfungen in einigen Apotheken möglich. Wir stehen dem Modellprojekt zur Grippeimpfung auch in Berlin grundsätzlich offen gegenüber und werden dieses nach Beendigung evaluieren und die entsprechenden Schlüsse ziehen.

Krankenhäuser sind Landessache – was halten Sie davon, Apotheker:innen auf den Stationen zu etablieren, wie es Niedersachsen vorgemacht hat?

Wir werden in der kommenden Legislaturperiode prüfen und gemeinsam mit Expertinnen und Experten diskutieren, ob und wie Apothekerinnen und Apotheker in den Berliner Krankenhäusern etabliert werden könnten.

Berlin und Brandenburg sind derzeit Fokusregion für den Test der elektronischen Verordnung (E-Rezept). Sehen Sie Berlin vielleicht gar als Vorreiter in Sachen Digitalisierung im Gesundheitswesen? Oder gibt es hier noch viel zu tun?

Wir wollen die Digitalisierung nutzen, um unser Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen und dabei den gezielten Einsatz digitaler Lösungen in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens unterstützen, wie zum Beispiel elektronische Rezepte, digitale Gesundheitsanwendungen oder die elektronische Patientenakte. Auch zukünftig werden wir digitale Projekte fördern, die für die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen einen positiven Beitrag in der Gesundheitsversorgung leisten werden.
Wir werden den gezielten Einsatz digitaler Lösungen in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens unterstützen. Dokumentationsprozesse sind mit hoher Priorität dahingehend zu überprüfen, ob sie durch digitale Lösungen vereinfacht und verringert werden können. Digitale Möglichkeiten der Kommunikation und Kooperation zwischen Einrichtungen des Gesundheitswesens, Standorten und
Abteilungen sollen durch eine Anschubfinanzierung unterstützt werden. Außerdem werden wir den Einsatz digitaler Gesundheitslösungen und die Vernetzung der Berliner Gesundheitseinrichtungen stärker vorantreiben. Hierzu gehört auch der Aufbau und Betrieb einer gemeinsamen
Gesundheitsdatenplattform mit klaren, sicheren und transparenten Zugangs- und Nutzungsregelungen. 

Grundsätzlich – da Länder über den Bundesrat ja durchaus auch Bundesfragen anstoßen können und dies auch schon geschehen ist: Sehen Sie Änderungsbedarf in den Apothekenstrukturen? Oder sollen die existierenden Regeln, etwa zum Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln, Fremd- und Mehrbesitzverbot, aus Ihrer Sicht Bestand haben?

In der Arzneimittelversorgung kommt den Apotheken vor Ort unverändert eine Schlüsselrolle in Versorgung und Beratung der Menschen zu. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit. Denn hier kann einerseits beim persönlichen Kontakt die Aufklärung über Risiken besser erfolgen und negative Interaktionen verschiedener Medikamente werden eher entdeckt, zum
anderen besteht mitunter auch ein enger Kontakt zwischen der Apotheke vor Ort und den dort niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, was einen schnelleren und direkteren Austausch zum Wohle der Patientinnen und Patienten begünstigt. Versandapotheken sind auf dem Vormarsch und werden von den Kundinnen und Kunden offenbar gut angenommen. Wichtig ist für uns dabei jedoch, dass eine fachlich zuverlässige Beratung erfolgt und die Regelungen für verschreibungspflichtige Medikamente beachtet werden. Dies darf bei dieser Art der Versorgung auf keinen Fall auf der Strecke bleiben.
Eine Aufweichung des Fremd- und Mehrbesitzverbots lehnen wir ab.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.