Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern

Kommt im Nordosten die „Apotheke plus“?

Berlin - 24.09.2021, 14:45 Uhr

Am Sonntag wählt der Nordosten einen neuen Landtag: Manuela Schwesig verhilft der SPD in Mecklenburg-Vorpommern zu Traumwerten von knapp 40 Prozent – jedenfalls in Umfragen. (Foto: IMAGO / Roland Hartig)

Am Sonntag wählt der Nordosten einen neuen Landtag: Manuela Schwesig verhilft der SPD in Mecklenburg-Vorpommern zu Traumwerten von knapp 40 Prozent – jedenfalls in Umfragen. (Foto: IMAGO / Roland Hartig)


Am kommenden Sonntag sind nicht nur Bundestagswahlen. In Mecklenburg-Vorpommern wird auch der Landtag neu gewählt. In Umfragen liegt die mit der CDU regierende SPD weit vorn – sie punktet nicht zuletzt mit ihrer beliebten Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Die Sozialdemokratin hält sich derzeit noch bedeckt, ob sie die bestehende Koalition fortsetzen will. Theoretisch wäre wohl auch ein Bündnis mit den Linken möglich. Was können die Apotheken im Land von den Parteien erwarten? Die DAZ hat nachgefragt.

Am kommenden Sonntag finden neben den Bundestagswahlen auch die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus sowie zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern statt. In Mecklenburg-Vorpommern ist seit 1998 die SPD die stärkste Kraft – und sie wird es den Wahlumfragen zufolge auch bleiben. Bis zu 40 Prozent werden den Sozialdemokraten mit ihrer Spitzenkandidatin, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, im Nordosten der Republik prognostiziert – 2016 kamen sie auf 30,6 Prozent. Die Frage ist, ob Schwesig auch weiterhin auf ein Bündnis mit der CDU setzt. Die Christdemokraten gehen mit Michael Sack als Spitzenkandidat ins Rennen. In Umfragen erreichte die CDU zuletzt um die 15 Prozent (2016: 19 Prozent) – sie liegt damit in etwa gleichauf mit der AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Nikolaus Kramer (2016: 20,8 Prozent). Dahinter folgt die Linke, die um die 10 Prozent der Wählerstimmen erreichen könnte (2016: 13,2 Prozent). Die Grünen kommen in den Umfragen auf rund 6 Prozent, die FDP auf knapp über 5 Prozent – beide Parteien dürften damit im künftigen Landtag vertreten sein, derzeit sind sie noch außen vor.

Sollten sich diese Mehrheitsverhältnisse in den Wahlen bestätigen, könnte die schwarz-rote Koalition fortgesetzt werden. Denkbar wäre aber auch ein Bündnis mit den Linken. Die DAZ hat nachgefragt: Was haben die Apotheker von diesen Parteien im Land zu erwarten?

Das antwortet die SPD

Welche Rolle spielen Apotheken aus Sicht Ihrer Partei in Mecklenburg-Vorpommern? Und speziell: vor dem Hintergrund der Pandemie?

Apotheken sind gerade in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern ein wesentlicher Versorgungsanker im Gesundheitssystem. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass alle Akteure in der Gesundheitsversorgung eng zusammenarbeiten. Diese über Sektorengrenzen hinausgehende Zusammenarbeit muss vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in unserem Bundesland weiter intensiviert werden.


Welche Dienstleistungen könnten sie beispielsweise künftig anbieten, wie könnten sie die Gesundheitsversorgung gerade in strukturschwachen Gebieten weiter verbessern?

Gerade mit Blick darauf, dass Apotheken ein wesentlicher Versorgungsanker in der Fläche sind, unterstützen wir die Empfehlung der Enquetekommission des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, „Apotheken mittels telemedizinischer Anbindung zur primärärztlichen Versorgung zu qualifizieren und sie zu einer ‚Apotheke plus‘ aufzuwerten.“ Das würde nicht nur die Gesundheitsversorgung im
Land verbessern, sondern den Apotheken auch zusätzliche Perspektiven eröffnen.


Sehen Sie den Arzneimittelversandhandel als Lösung, wenn Versorgungsstrukturen vor Ort schwinden?

Zum Arzneimittelversandhandel ist die Rechtsprechung zum europäischen Versandhandel klar. Der freie Warenverkehr darf nicht eingeschränkt werden. Das darf aber nicht dazu führen, dass Apotheken vor Ort nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können und wichtige Versorgungsstrukturen in der Fläche wegfallen.

CDU: Für COVID-19-Impfungen in der Apotheke

Das antwortet die CDU

Welche Rolle spielen Apotheken aus Sicht Ihrer Partei in Mecklenburg-Vorpommern? Und speziell: vor dem Hintergrund der Pandemie?

Für Menschen mit gesundheitlichen Fragen sind Apotheken häufig eine der ersten Anlaufstellen im Gesundheitssystem. Auf die Apotheke vor Ort ist Verlass – das hat insbesondere die Corona-Pandemie gezeigt; deutlich wurde zudem, dass mit zusätzlichen Aufgaben mit großer Verantwortung umgegangen wurde. Apotheker sind motiviert, flexibel und in der Fläche vertreten. Daher bieten sich zusätzliche Aufgaben an.


Welche Dienstleistungen könnten sie beispielsweise künftig anbieten, wie könnten sie die Gesundheitsversorgung gerade in strukturschwachen Gebieten weiter verbessern?

Die CDU hat sich frühzeitig dafür ausgesprochen, die Apotheke vor Ort in die Coronavirus-Impfungen einzubinden – die entsprechende rechtliche Grundlage dafür ist zu schaffen.


Sehen Sie den Arzneimittelversandhandel als Lösung, wenn Versorgungsstrukturen vor Ort schwinden?

Eine zuverlässige und seriöse Versorgung mit Medikamenten wird durch die Apotheke vor Ort sichergestellt; sie bietet Beratungsleistungen sowie Nacht- und Notdienste. Ein Versandhandel wird dies schwerlich leisten können. Viele Menschen waren hochdankbar, dass Apotheken imstande sind, etwa bei Versorgungsengpässen in gewissem Rahmen auch Arzneimittel selbst herzustellen. Dies zeigte sich beispielsweise bei der Produktion wirksamer Desinfektionsmittel.

Ausländische Versandapotheken bestimmen ihre Preise frei und können zum Teil
großzügige Rabatte gewähren. Sie haben eine andere Kostenstruktur als die Apotheke vor Ort, weil sie sich z. B. nicht am Notdienst beteiligen müssen, zu dem inländische Apotheken aus gutem Grunde gesetzlich verpflichtet sind.

Insoweit eine Versandapotheke die Angebote der Vor-Ort-Apotheken allerdings sinnvoll ergänzt, stehen wir einer verstärkten Einbindung entsprechender Angebote aufgeschlossen gegenüber. Uns ist es dabei ein besonders wichtiges Anliegen, dass unter entsprechender Einbindung der Versandapotheken die Beratungsleistungen nicht leiden.

Linke: Weiterentwicklung zur „Apotheke plus“ prüfen

Das antwortet die Linke

Welche Rolle spielen Apotheken aus Sicht Ihrer Partei in Mecklenburg-Vorpommern? Und speziell: vor dem Hintergrund der Pandemie?

Apotheken bilden eine der Säulen der Gesundheitsversorgung und unseres Gesundheitssystems. Dies gilt auch für Mecklenburg-Vorpommern. Eine besondere Bedeutung kommt den Apotheken nochmals im ländlichen Raum zu, weswegen deren flächendeckende Präsenz gesichert werden muss.

Die Apotheken haben im Zuge der Corona-Pandemie ihre Bedeutung und Leistungsfähigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt. Für die überdurchschnittliche Leistung in diesen schwierigen Monaten gebührt den Apothekerinnen und Apothekern sowie ihren Mitarbeitenden unser aller Dank.

 

Welche Dienstleistungen könnten sie beispielsweise künftig anbieten, wie könnten sie die Gesundheitsversorgung gerade in strukturschwachen Gebieten weiter verbessern?

Apotheken haben immer wieder neue Aufgaben und Dienstleistungen in ihr Portfolio aufgenommen. Das wird auch weiterhin so sein. Mehr Präventionsangebote und pharmazeutische Dienstleistungen würden die Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstellen attraktiver und den Beruf interessanter gestalten. Zu prüfen wäre ebenso, inwieweit Apotheken mittels telemedizinischer Anbindung zur primärärztlichen Versorgung genutzt und zu einer „Apotheke plus“ weiterentwickelt werden können.

 

Sehen Sie den Arzneimittelversandhandel als Lösung, wenn Versorgungsstrukturen vor Ort schwinden?

Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung auf dem Land muss im Zusammenhang mit der Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung betrachtet und gedacht werden. Dazu gehören die Sicherstellung einer wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung ebenso wie der Erhalt der Krankenhausstandorte in M-V. Wir wollen eine neuartig strukturierte Versorgungsregion definieren, in der alle Akteure zusammenwirken. Darin hätten die Apotheken nachhaltig und dauerhaft ihre Funktion.

Versandapotheken sehen wir kritisch, da diese die Leistungen und Arbeit der Vor-Ort-Apotheken nicht ersetzen können.

Und die anderen Parteien?

Die DAZ hat ihre Fragen natürlich auch an AfD, FDP und Grüne in Mecklenburg-Vorpommern verschickt. Von diesen Parteien kamen jedoch keine Antworten. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Rechtsprechung: "freie Warenverkehr darf nicht eingeschränkt"?

von Pharmi am 24.09.2021 um 17:08 Uhr

Wann gab es eine Rechtssprechung, dass der freie Warenverkehr nicht eingeschränkt werden darf? Bei dem Urteil ging es doch um Boni!? Sonst würden 3/4 der EU-Länder mit Versandverbot illegal handeln... Schade, dass die SPD das Urteil offensichtlich nicht verstanden hat. Das erklärt so einiges

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