Tag der Schokolade

Je dunkler, desto gesünder – wirklich?

Berlin - 13.09.2021, 17:50 Uhr

Dunkle Schokolade soll ja bekanntermaßen sogar gesund sein. Wahrheit oder Mythos? (Foto: mateuszsiuta / AdobeStock)

Dunkle Schokolade soll ja bekanntermaßen sogar gesund sein. Wahrheit oder Mythos? (Foto: mateuszsiuta / AdobeStock)


Ein Leben ohne Schokolade ist möglich, aber sinnlos: Diese Maxime würden sicher Millionen Menschen auf der ganzen Welt unterschreiben. Grund genug, die zartschmelzende Süßigkeit an ihrem heutigen Ehrentag gebührend zu feiern. Selbst in Diätzeiten möchten die wenigsten Liebhaber auf sie verzichten, greifen aber bewusst zur dunklen Herrenschokolade, denn die soll ja bekanntermaßen sogar gesund sein. Wahrheit oder Mythos?

Weiße Schokolade, Milchschokolade, Zartbitter oder Edelbitter – Unterschiede bestehen für den Laien vor allem im Geschmack und in der Optik. Die Zusammensetzung regelt die Kakaoverordnung. In weißer Schokolade wird kein Kakao verarbeitet, sondern nur Kakaobutter. Milchschokolade muss mindestens 25 Prozent Gesamtkakaotrockenmasse enthalten. 

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Andere Zutaten sind Milchtrockenmasse, Milchfett und Zucker. Ab einem Kakaogehalt von etwa 50 Prozent spricht man von dunkler Schokolade, genauer von Zartbitter oder Feinherb, ab 60 Prozent von Bitterschokolade. Sorten zwischen 50 und 70 Prozent werden auch als Edelbitter bezeichnet. Eine Schokolade mit 100 Prozent Kakao besteht nur aus Kakaomasse und enthält keinen Zucker. Feinschmecker schätzen das kräftige Aroma und den knackigen Schokobruch.

Schokolade gut fürs Herz?

Pharmazeutisch geschulte Menschen wissen, dass die Frucht des Kakaobaums (Theobroma cacao), die Kakaobohne, neben Purinalkaloiden, Mineralstoffen und Vitaminen auch Polyphenole enthält, insbesondere Catechin und Epicatechin, die antioxidative Eigenschaften besitzen. Je höher der Kakaogehalt, desto mehr dieser Flavonole sind enthalten, was Bitterschokolade zunächst einmal gesünder erscheinen lässt als Milchschokolade. Die Forschung beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, ob sich der Genuss von dunkler Schokolade positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Eine in diesem Zusammenhang häufig zitierte systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 kam zu dem Ergebnis, dass Kakao sowohl den diastolischen Blutdruck senken als auch eine Insulinresistenz verbessern kann

Laut einer randomisierten kontrollierten Studie, die 2014 im Journal der American Heart Association (AHA) publiziert wurde, verbesserte Zartbitterschokolade die Gehautonomie bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (kurz: pAVK). Diese Wirkung wird mit einer Arterienerweiterung und einer Herunterregulierung von NOX2-vermitteltem oxidativen Stress erklärt. 

Die Autoren einer Metaanalyse aus dem Jahr 2017 gehen noch einen Schritt weiter: Sie kommen zu dem Schluss, dass der Verzehr von Schokolade mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall und Diabetes verbunden ist, allerdings wurden nur Beobachtungsstudien ausgewertet und nicht zwischen den verschiedenen Schokoladensorten unterschieden. Die Hinweise dafür, dass der Konsum von dunkler Schokolade kardiovaskuläre Vorteile hat, häufen sich durchaus. Um diese genauer zu quantifizieren, sind jedoch weitere größere, länger andauernde und unabhängig finanzierte Studien nötig.

Pluspunkte für Diabetiker, Laktoseintolerante, Veganer und andere

Neben dem Gehalt an Polyphenolen unterscheiden sich Bitter- und Milchschokolade auch in ihren Milchanteilen. Klassische Bitterschokolade ist frei von Milch und Laktose und somit auch eine Option für Personen mit Laktoseintoleranz oder einer Milcheiweißallergie. Einzelne dunkle Sorten können jedoch Milchbestandteile enthalten, sodass vor dem Genuss grundsätzlich ein Blick auf die Zutatenliste geworfen werden sollte. Das Gleiche gilt für Veganer, die auf Milchschokolade und weiße Schokolade per se verzichten müssen. 

Einen großen Pluspunkt beschert der dunklen Schokolade ihr geringerer Zuckerzusatz. Dieser ist nicht nur im Sinne der Zahngesundheit, sondern macht sie auch für Diabetiker und Abnehmwillige attraktiv. Der Blutzuckerspiegel steigt deutlich langsamer als nach Verzehr von Milchschokolade und das Verlangen nach weiteren Süßigkeiten ist für einen längeren Zeitraum gestillt. Mit dunkler Schokolade können so sicher einige überflüssige Kalorien gespart werden.

Eine gute Nachricht am Rande für alle Schoko-Fans mit Migräne: Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit einen Zusammenhang zwischen Schokolade und Kopfschmerzen nahegelegt; die zugrunde liegenden Mechanismen blieben jedoch unklar. Vorstellbar wäre auch, dass der Verzehr nur eine Folge von Heißhungerattacken als Vorwarnsymptom eines Migräneanfalls ist und kein Auslöser. Ein aktueller Review konnte keine ausreichenden Beweise für eine kausale Wirkung finden, sodass es den Autoren zufolge auch keinen Grund gäbe, Migränepatienten zu empfehlen, Schokolade zu meiden.

Fazit: Kein Bissen ohne Gewissensbisse

Summa summarum kann man sagen: wenn schon Schokolade, dann besser dunkle Sorten. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch Bitterschokolade konzentrierte Energie liefert, die erst einmal verbrannt werden muss. Bei einem übermäßigen Konsum schlägt der Kalorienvorteil ins Gegenteil um und ein Anstieg des Körpergewichts wirkt sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus. Zudem ist die Kakaopflanze dafür bekannt, insbesondere in den Bohnen Schwermetalle wie Cadmium anzureichern, das in großen Mengen nierentoxisch und krebserregend wirkt. Schokolade wird deshalb von Behörden stichprobenartig auf ihren Cadmiumgehalt überprüft. Vereinzelt kommt es vor, dass Erzeugnisse aus bestimmten Anbaugebieten die Grenzwerte überschreiten.

Als Faustregel für einen gesunden Schoki-Konsum wird empfohlen, pro Tag nicht mehr als einen Riegel oder eine Rippe dunkle Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakao zu essen, das entspricht etwa 20 g – alles darüber hinaus ist eine Milchmädchenrechnung.

Übrigens: Wer keine Schokolade mag, kann heute alternativ den Glückskeks-Tag begehen, der zufällig auch auf den 13. September fällt. Der gesundheitliche Nutzen lässt sich jedoch noch schwieriger abschätzen, da klinische Studien fehlen.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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