Mitgliederversammlung des AVWL

Rochell: GEDISA wird teuer – Mitgliedervotum nötig

Münster - 09.09.2021, 12:15 Uhr

Thomas Rochell, neuer AVWL-Vorstandsvorsitzender, ist überzeugt: Das VOASG wird „die Apotheken vor Ort nicht dauerhaft stärken, sondern am Ende nachhaltig schwächen“. (s / Foto: AVWL)

Thomas Rochell, neuer AVWL-Vorstandsvorsitzender, ist überzeugt: Das VOASG wird „die Apotheken vor Ort nicht dauerhaft stärken, sondern am Ende nachhaltig schwächen“. (s / Foto: AVWL)


VOASG wird Apotheken nachhaltig schwächen

Darüber hinaus blickte Rochell auf die Gesundheitspolitik der vergangenen Monate und Jahre zurück. Sein Fokus lag unter anderem auf dem im vergangenen Dezember in Kraft getretenen Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz, das in seinen Augen dem Namen nicht gerecht wird. „Es ist einer dieser euphemistischen Begriffe, mit denen die Große Koalition in der auslaufenden Legislaturperiode ihre Gesetzesvorhaben zu vermarkten versuchte“, sagte er. „Neusprech, wie George Orwell in seinem Roman 1984 solche Sprachmanipulationen bezeichnet, die ihre eigentlichen Ziele verschleiern. Tatsächlich wird dieses Gesetz die Apotheken vor Ort nicht dauerhaft stärken, sondern am Ende nachhaltig schwächen.“

Der AVWL-Chef versicherte, der Verband werde auch in Zukunft wie bisher die Politik „mit den gewollten und ungewollten Folgen des Gesetzes“ konfrontieren werde, um zu verhindern, dass die Präsenzapotheken und damit auch die Patientenversorgung weiter geschwächt werde. Wenig hilfreich sei in der Vergangenheit jedoch die Kommunikationsstrategie der damaligen ABDA-Spitze gewesen, kritisierte Rochell. „Diese Kommunikation der ABDA zum VOASG hat sich unserer Einschätzung nach nicht mit den Beschlüssen der Mitgliederversammlung zum Thema Preisbindung gedeckt.“ Auch aus diesem Grund sei es ein wichtiger Schritt, dass nun eine Organisationsanalyse der Bundesvereinigung läuft – mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Bundesebene und Landesverbänden zu verbessern. Dass seit dem Jahreswechsel die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, das Amt der ABDA-Präsidentin innehat, stimme ihn diesbezüglich zuversichtlich.

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Auch die geplanten pharmazeutischen Dienstleistungen sind für Rochell ein Lichtblick – auch wenn er sich einerseits ein größeres Honorarvolumen als die bisher veranschlagten 150 Millionen Euro jährlich wünscht und seitens der ABDA deutlich mehr Transparenz, was das entworfene Dienstleistungspaket betrifft. Neben der Chance, sich als „unverzichtbare Heilberufler“ von den Versendern abzugrenzen, könnten die neuen Services dazu beitragen, wieder mehr junge Menschen für eine Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke zu begeistern, hofft Rochell. Denn wie wohl überall in Deutschland plagen auch die Inhaber:innen in Westfalen-Lippe massive Nachwuchssorgen.

Um hier gegenzusteuern, bedarf es aus Sicht des AVWL-Chefs jedoch auch eines zweiten Pharmaziestandorts in der Region. Bisher bildet lediglich die Uni Münster Apotheker:innen aus – zu wenig, meint Rochell. Er betonte, dass die Uni Bielefeld und die Technische Hochschule OWL gemeinsam bereitstünden, einen neuen, innovativen Pharmaziestudiengang aufzubauen. „Dieser soll die angehenden Pharmazeuten in besonderem Maße auf die zukünftigen Anforderungen in der Apotheke vor Ort vorbereiten: auf eine patientennahe und zugleich digitalisierte pharmazeutische Betreuung, auf neue pharmazeutische Dienstleistungen für die Patienten sowie auf die Anforderungen der individualisierten, stratifizierten Medizin und Pharmakotherapie.“ Allerdings habe das Wirtschaftsministerium signalisiert, der Verband müsse durch die Förderung zweier Stiftungsprofessuren eine Anschubfinanzierung leisten. Derzeit suche der AVWL hierfür nach Sponsoren, und das bereits mit ersten Erfolgen. Rochell appelierte eindringlich an Kammer und Verband, aber auch an die einzelnen Apothekeninhaber:innen, das Vorhaben zu unterstützen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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