Ab Herbst für alle Kunden geöffnet

Webshop statt Plattform: Gehe und AHD setzen auf „digitale Individualität“

Stuttgart - 08.09.2021, 12:15 Uhr

Gehe und AHD wollen „auf digitale Individualität“ setzen, „um die Apotheke vor Ort optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten“. (Foto: Christian Nielinger / nielinger.de)

Gehe und AHD wollen „auf digitale Individualität“ setzen, „um die Apotheke vor Ort optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten“. (Foto: Christian Nielinger / nielinger.de)


Nun haben auch Gehe und Alliance Healthcare Deutschland bekannt gegeben, wie sie ihre Apotheken auf dem Weg zum E-Rezept und in die Digitalisierung unterstützen wollen, nämlich mit einem Online- und Webshopangebot, das künftig allen Kunden offen stehen soll. Dabei betonen die Unternehmen immer wieder, auf die „digitale Individualität“ der Apotheken zu setzen. Damit grenzen sie sich von den Plattformlösungen der Konkurrenz ab.

Großhändler Gehe, der mittlerweile mit Alliance Healthcare Deutschland (AHD) ein Gemeinschaftsunternehmen bildet, war das einzige Gründungsmitglied der Digitalinitiative Pro Avo, das sich nicht der von Phoenix und Noventi ins Leben gerufenen Plattform gesund.de angeschlossen hatte. Damals wurde auf eine eigene Digitalstrategie verwiesen. Diese wird nun konkreter. Just am selben Tag, an dem gesund.de den Start seines Markplatzes verkündet, geben auch Gehe und AHD weitere Details bekannt. Das Gemeinschaftsunternehmen schließt sich demnach als einziger der großen Pharmagroßhändler nicht einer Plattform an, sondern setzt auf das eigene Online- und Webshop-Angebot. Das wolle man für alle Kooperations- und Großhandelskunden öffnen, heißt es in einer Mitteilung vom heutigen Mittwoch. Um den Wünschen der Patienten zu entsprechen und die Apotheke optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten, setzt das Gemeinschaftsunternehmen innerhalb der Digitalisierungsstrategie auf eigene Lösungen und auf Partnerschaften und ergänzende Angebote, so Gehe und AHD.

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Die Öffnung soll in mehreren Schritten erfolgen. Für Apotheken der Gehe-Kooperation „gesund leben“ gibt es schon seit 2013 einen Webseitenservice mit Webshop-Lösung. Seit August 2021 können nun auch Apotheken, die zu AHDs Alphega-Kooperation gehören, das Angebot kennenlernen. Im Herbst wird das Angebot für alle AHD- und Gehe-Großhandelskunden geöffnet, allerdings mit einem abgespeckten Leistungsangebot im Vergleich zu den Kooperationsapotheken. Features wie automatisierter Content zu den Verkaufsaktionen, Aktionen der Industriepartner, Couponing oder SEO-Maßnahmen sollen nur letzteren zur Verfügung stehen. Technologie, Content und Service will man kontinuierlich weiterentwickeln.

Seitenhieb auf die Plattformkonkurrenz? 

Dass Gehe und AHD in ihrer Mitteilung mehrfach betonen, „auf digitale Individualität“ zu setzen, „um die Apotheke vor Ort optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten“, kann man wohl als Seitenhieb in Richtung Plattformen wie gesund.de, oder ia.de auffassen. Und auch an anderen Stellen wird in der Bewerbung des Angebots stark auf den Aspekt „Individualität“ abgehoben. So heißt es beispielsweise, dass die Website mit Webshop nicht nur eine Schnittstelle zu E-Rezept-bezogenen Leistungen bieten soll, sondern allen lokalen Apotheken eine unabhängige und individualisierbare Lösung in einem Gesamtpaket.

Basisgebühr ohne zusätzliche Transaktionsgebühren 

Die Apotheken vor Ort seien in Digitalisierungsfragen seit geraumer Zeit mit einer Vielzahl an Angeboten konfrontiert, erklären die beiden Großhändler weiter – von denen sie sich augenscheinlich abgrenzen wollen. Auch Aline Seifert, Vorsitzende der Geschäftsführung bei Alliance Healthcare Deutschland und Geschäftsführerin bei Gehe betont die Individualität: „Wir möchten unsere Apothekenkunden bestmöglich unterstützen und ihnen jede Freiheit bieten, ihren individuellen Weg in die Digitalisierung zu gehen. Deshalb haben wir unsere oberste Priorität auf die Weiterentwicklung entsprechender Services gelegt. Mit unserer neuen Webshop-Lösung setzen wir auf den individualisierten, lokalen Webauftritt der Vor-Ort-Apotheke – inklusive Leistungen rund um das E-Rezept, wie den Zusatzverkauf von OTC- oder Freiwahlartikeln.“

Auch „versteckte Kosten“ soll es der Mitteilung zufolge nicht geben. Die monatliche Basisgebühr beinhalte alle Leistungen und über den lokalen Webshop fallen keine zusätzlichen Transaktionsgebühren für die Arzneimittelverkäufe an, erklärt Dominik von Rodde, Head of Corporate Business Development bei AHD und Gehe. „Bereits heute können wir auf Erfahrungen von mehr als 1.300 Apotheken zurückgreifen und haben in den letzten Monaten weitere Features integriert.“ Laut Gehe und AHD sind das beispielsweise die Anbindung an das Warenwirtschaftssystem der Offizin, die Abfrage und Online-Anzeige der Warenverfügbarkeit durch virtuelle Einbindung des Großhandelslagers, die Online-Bezahlmöglichkeit mit PayPal (Plus) und die Botendienstlieferung durch die Apotheke. Außerdem sollen die Apotheken die Möglichkeit haben, ihre gewünschten Produktpreise automatisiert online darstellen zu lassen. Technisch realisiert wird das Ganze vom Software-Haus Mauve, einem etablierten Shop-Anbieter im Apothekenmarkt.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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