Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.09.2021, 07:30 Uhr

Warum tut sich die ABDA so unendlich schwer mit den pharmazeutischen Dienstleistungen? (Foto: Alex Schelbert)

Warum tut sich die ABDA so unendlich schwer mit den pharmazeutischen Dienstleistungen? (Foto: Alex Schelbert)


3. September 2021

Immer wieder mal nett, sich über das Thema Notdienst zu unterhalten, z. B. auch über die Frage, wie weit dürfen denn notdiensthabende Approbierte von der Apotheke entfernt sein, dass sie den Anforderungen der Apothekenbetriebsordnung genügen? Laut ApBetrO genügt es, sich „in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Apothekenbetriebsräumen“ aufzuhalten. Und was heißt „unmittelbare Nachbarschaft“? Kommt wohl auch drauf an, wie es die zuständige Behörde sieht. Eine Entfernung von 600 Metern ist demnach wohl nicht ausreichend. Sinn der Vorschrift ist es, dass die diensthabende Person innerhalb kurzer Zeit in der Apotheke ist. Und was heißt das nun wieder? Dem Kunden im Notdienst eine Wartezeit von zehn bis fünfzehn Minuten zuzumuten, wird in der einschlägigen Literatur akzeptiert, Rechtsprechung dazu gibt es nicht. Mein liebes Tagebuch, ehrlich gesagt, aus Sicht eines Kunden, der im Notfall für sein krankes Kind die Arzneimittel besorgt, sind zehn bis 15 Minuten ziemlich lange. Da gäbe es doch in digitalen Zeiten andere Lösungen, mögen jetzt so manche einwerfen, z. B die Versorgung über einen Videobildschirm und einen Arzneimittelabgabeautomaten der Apotheke. Theoretisch und technisch gesehen ja, aber das lässt die ApBetrO nicht zu. Denn den Videoschalter mit Abgabeautomaten wollen wir nicht wirklich – den könnte nämlich auch ein EU-Versender aus den Niederlanden aufstellen und fernsteuern. Und das haben wir doch erst vor Kurzem erfolgreich verhindert.

 

Rasant haben sich die Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung in Apotheken – bundesweit betrachtet – nun wirklich nicht ausgebreitet. Nordrhein und das Saarland machten im vergangenen Jahr den Anfang, hinzu kamen die Oberpfalz in Bayern, Niedersachsen und eine Modellregion in Schleswig-Holstein (initiiert durch Gehe). Und ab dieser Saison wird auch in einigen Regionen von Baden-Württemberg (Mannheim, Ostwürttemberg und Esslingen/Göppingen) und im Bereich Westfalen-Lippe die Grippeschutzimpfung in Apotheken angeboten werden können. In allen anderen Bundesländern läuft nichts oder noch nicht. Und was man auch wissen muss: Bei diesen Modellprojekten wird die Grippeschutzimpfung nur den Versicherten bestimmter Kassen angeboten, in Baden-Württemberg gilt das Modellprojekt beispielsweise nur für Versicherte der AOK Baden-Württemberg. Schade, mein liebes Tagebuch, dass sich das alles so schleppend dahinzieht. Noch nicht mal in der Hälfte der Bundesländer gibt es Modellprojekte. Warum ist das so? Da kann man nur mutmaßen: Liegt’s am mangelnden Interesse, Engagement und Verhandlungsgeschick der Apothekerverbände? Liegt’s am Desinteresse der Krankenkassen? Liegt’s an einzelnen Personen, die blockieren? Am mangelnden Interesse der Apotheken liegt es jedenfalls nicht, da hat wohl ein Umdenken stattgefunden. Mittlerweile sind Umfragen zufolge mehr als die Hälfte der Apothekerinnen und Apotheker bereit, gegen Grippe zu impfen. Und selbst die ABDA ist inzwischen Feuer und Flamme fürs Impfen: Laut ABDA-Präsidentin Overwiening seien die Apotheken sogar bereit, auch gegen Covid-19 zu impfen – wenn man sie denn ließe. Übrigens, mein liebes Tagebuch, die ersten Auswertungen von der vergangenen Saison zeigen, dass die bisherigen Modellprojekte ein voller Erfolg waren: deutliche Steigerung der Zahl der geimpften Personen und große Zufriedenheit der Geimpften. Also, lassen wir nicht locker, hoffen wir auf mehr Modellprojekte und dann einen raschen Übergang vom Modell zur Regel.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Antragsrückzug

von Dr. Diefenbach am 06.09.2021 um 20:18 Uhr

...Schade,man hat gedacht, die neue Führung ist da doch richtungsweisender aufgestellt:Ein Rückzug des Antrages zur Konsolidierung der Finanzen:Wie dringend ist er nötig.Klar,nun wird wieder weiter das Geld pro Jahr um ca 3 % erhöht von der Basis eingezogen,es gibt neue Stellen.Der Beschluss auch in den Folgejahren immer MEHR Geld zu veranschlagen(WOFÜR an doch so etlichen Punkten??),es ist leider wie fast immer:Unbequemes wird verschwunden gemacht.....
Ich erinnere auch mal ans QMS:Hat man jemals ein Ergebnis gehört?Grossvolumig wurde hier vor Jahren!! eine Aussage versprochen-
Ach,Berlin.SO schafft man weder Wähler noch eine Zukunft dieser ABDA Struktur!!

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Schweigen

von Reinhard Rodiger am 05.09.2021 um 17:54 Uhr

Statt Debatte über Mittel und Ziele, zukünftig lebensfähig zu werden:SCHWEIGEN.Das Zurückziehen des entsprechenden (unvollständigen)Antrags lässt das Schweigen richtig laut werden.Wohlverstanden,der Antrag als Synonym für notwendige Arbeiten. Ich brauche das nicht wiederholen.
Wer zuviel schweigt, den erwischt das Leben.Das gilt hier anscheinend nicht. Hier erwischt es andere, und die laufend.

Trotzdem ist nichts gefährdet. Es ist ein Missverhältnis in der Sicht der Dinge.An einem kleinen Beispiel wird es deutlich.Statt eindeutig zu fordern, dass der Betrag für die Grippeimpfung
netto ist (wie kaufmännisch üblich), wird die Option zur Minderung des Betrags offengelassen.Wer so verhandelt, braucht nicht auf gute Ergebnisse zu warten.Das Signal wird gesendet: nicht so wichtig.Wer seine Ziele nicht nennen kann oder will kann sich nicht beschweren, abgehängt zu werden.

Dieses Schweigen oder nicht positionieren macht es der Politik einfach.Das ist wirklich nicht nötig.Da helfen auch die paar Führungsfloskeln nichts.Oder hat einer wirklich etwas gehört?

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Lobenswert

von Ulrich Ströh am 05.09.2021 um 8:50 Uhr

Im Fußball können die Spieler auch keine Erhöhung der Siegprämie für noch nicht erzielte Tore fordern…

Lobenswert, dass dies dem Geschäftsführenden Vorstand der ABDA zu seinem eigenen Antrag noch rechtzeitig vor dem Apothekertag aufgefallen ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Lobenswert

von Christiane Patzelt am 05.09.2021 um 15:45 Uhr

Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Und Dienstleistungen regelmäßig erbracht , sollten schon ein Preisschild haben. Wie sonst soll ich unternehmerisch entscheiden, ob ich es anbieten werde oder nicht? Ich möchte auch keine zufalls-und launengeführte Bezahlung wie bei der Maskenversorgung, Botendienst, Coronaimpfstoffbesorgung, Testung und Zertifikatserstellung. Diese ganze Preisrange war genau nach Ihrem „Prämienschrma“ und je besser wir geliefert haben, desto weniger wertvoll wurde dies betrachtet. So geht Betriebswirtschaft nicht, und glauben Sie mir, dieses Preisge-eiere macht auch was mit der Motivation, sich hier einzubringen…Insofern wäre es schon super gewesen, in den Standesorganisationen VORHER zu beratschlagen:

was machen
was soll es kosten
was ist das Ziel

Es wäre schön, wenn es nur annähernd einen Businessplan gäbe, wo es mit uns hingeht! Das Panikorchester der letzten 18 Monate hat hoffentlich ausgedient und wir sollten uns dringend in seriöse Planung begeben auch auf dem DAT und sowohl große aber auf jeden Fall auch die Dorfapotheken mitnehmen—-die verschwinden immer mehr und hinterlassen eine unwiederbringliche Lücke, der zum Erdrutsch ausarten kann. Kriegen wir perfider Weise jetzt schon um dir Ohren geschlagen, dass nur der Versand die Versorgungslückf stopfen kann, die wir leidensunwillige Inhaber:innen hinterlassen…also warne ich dringend vor Aufschieberitis und „wird schon nichts passieren“ Ich verstehe nicht, warum der dt Apothekertag meknt, sich Zeit lassen zu können…Ist doch wie beim Hurrikan am Strand liegen zu bleiben…

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