Digitales Impfquoten-Monitoring

RKI: Wohl schon mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft als gemeldet

Berlin - 12.08.2021, 07:00 Uhr

In Deutschland könnten bereits deutlich mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft sein, als aktuell gemeldete Zahlen vermuten lassen. (b/Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

In Deutschland könnten bereits deutlich mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft sein, als aktuell gemeldete Zahlen vermuten lassen. (b/Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie)


Die Impfquote gegen COVID-19 könnte einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge möglicherweise deutlich höher liegen als bisher angenommen. Zwischen den digital erfassten Impfdaten und den Ergebnissen einer aktuellen RKI-Umfrage habe sich eine deutliche Diskrepanz gezeigt, schreiben die Wissenschaftler. Eine gewisse Untererfassung in solchen Überwachungssystemen gelte allerdings als erwartbar.

Bei der Interpretation von Impfquoten-Daten gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) eine „gewisse Unsicherheit“. Mehrere Überlegungen legten nahe, dass die Meldungen im sogenannten Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) die Impfquoten vermutlich unterschätzen, geht aus einem RKI-Report vom Dienstag hervor. Vor allem unter jungen Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter könnten demnach schon mehr Menschen eine erste COVID-19-Impfung erhalten haben als offiziell verzeichnet.

Das DIM speist sich aus Meldungen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein. Zusammen sind sie Grundlage für das sogenannte Impfdashboard. Daneben gibt es noch eine weitere RKI-Erhebung namens Covimo, für die Impfquoten anhand von Befragungen hochgerechnet werden.

Covimo-Erhebung zeigt Diskrepanz zu DIM-Daten

In der jüngsten Covimo-Erhebung von Ende Juni bis Mitte Juli unter rund 1.000 Erwachsenen hat sich laut Report eine Diskrepanz zum DIM ergeben. Die Quote der mindestens einmal Geimpften fiel dabei „um einiges höher“ aus, besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem 59 Prozent. Die Autoren des Reports schreiben, die tatsächliche Impfquote liege wahrscheinlich zwischen den Werten beider Quellen.

„In Bezug auf die Impfquoten zu vollständig Geimpften lag hingegen kein wesentlicher Unterschied vor“, heißt es im Report. Eine gewisse Untererfassung in solchen Überwachungssystemen gilt für Fachleute auch als erwartbar.

Nur die Hälfte der Betriebsärzte meldet Impfungen

Es werden verschiedene Erklärungsansätze angeführt. Ein Punkt ist die Erfassung der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für den vollen Schutz vorgesehen ist. Vertragsärzte meldeten diese Immunisierungen ausschließlich als zweite Impfdosen, zudem sei keine Zuordnung von Impfstoff und Altersgruppe möglich, erläutert das RKI. Inzwischen ist in den DIM-Daten ein Hinweis zu finden, dass die Impfquoten der mindestens einmal geimpften Erwachsenen nach Altersgruppe „systematisch zu niedrig ausgewiesen“ werden.

Im Report heißt es darüber hinaus, dass bisher nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung meldeten. „Dies könnte ein Hinweis auf eine Untererfassung der Impfquoten durch DIM sein.“

RKI-Wissenschaftler diskutieren mögliche Einflussfaktoren

Die RKI-Fachleute diskutieren weitere denkbare Einflussfaktoren: etwa potenzielle Verzerrungen in der Befragung, die zu einer Überschätzung der Quote führen könnten. So sei etwa anzunehmen, dass Menschen, die Impfungen befürworten, eher mitmachen als Verweigerer. Auch Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse hätten nicht an den Interviews teilnehmen können. Für beide Aspekte geben die Autoren aber zu bedenken, dass dann auch bei den vollständig Geimpften eine größere Abweichung zwischen den Quellen hätte auftreten müssen.

In dem Bericht zur Befragung heißt es, dass demnach 91,6 Prozent impfbereit oder bereits geimpft seien. „Die COVID-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung liegt auf einem hohen Niveau.“



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2 Kommentare

Zahlenzweifel! Ungenaue Daten?

von Thomas Eper am 12.08.2021 um 12:16 Uhr

Hoffentlich stimmen die restlichen Zahlen und Inzidenzwerte, etc. einigermaßen.

Sonst könnte für einige sehr peinlich werden, wenn alle Lockdown-Maßnahmen und sonstige Beschränkungen mit ihren fatalen wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen auf falschen, bzw. auf ungenaue Zahlen beruhen würden!

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Welches Desaster

von Uwe Hüsgen am 12.08.2021 um 8:37 Uhr

Wenn man bedenkt, welche politischen Entscheidungen auf Grundlage der Impfquoten gezogen werden, wirft der Bericht s e h r viele Fragen auf.
Was ist nur aus Deutschland geworden – und wo soll das noch hinführen?
Und w e r trägt die letzte Verantwortung?
Konsequenzen für die politisch Verantwortlichen: Keine!

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