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Bei diesen Reizworten gehen viele Apothekers im August an die Decke: digitales Impfzertifikat und digitale Hash-Codes bei Rezepturen. Bei beiden läuft es noch immer nicht rund und bei beiden können die Apotheken nichts für die digitalen Probleme. Ja, noch immer klemmt es bei der Erstellung der digitalen Impfzertifikate und manche Apotheke verlangt sogar zusätzlich 6 Euro cash von ihren Kunden, was natürlich Abzocke und nicht rechtens ist. Und bei den Hash-Codes kommt so manches Softwarehaus nicht nach. Vorgeschmack auf die neue digitale Welt?
2. August 2021
Wieder mehr Bürokratie: Schon seit 1. Juli geistert der Hash-Code bzw. Hash-Wert durch die Apothekenwelt: Seit diesem Datum muss dieser Wert – eine 40-stellige Ziffernfolge, erzeugt von der Apothekensoftware – bei Cannabis-Verordnungen in die zweite und dritte Taxzeile des Rezepts gedruckt werden. Und warum ist das so? Gute Frage. Nun, mein liebes Tagebuch, weil es der GKV-Spitzenverband so will. Denn mit dem Hash-Code erhalten die Kostenträger detaillierte Informationen darüber, welche Packungen von den Apotheken tatsächlich eingekauft werden (mehr Infos gibt es hier). Die Zusatzdaten enthalten nämlich die PZN der tatsächlich eingekauften Packungen. Auch dann, wenn die Preisberechnung nach Hilfstaxe erfolgt. Und dies wurde für alle Rezepturen gemäß Anlage 10 der Hilfstaxe so vereinbart. Cannabis-Rezepturen machen nun den Anfang, ab 1. Januar 2022 wird der Hash-Wert dann bei allen Rezepturen Pflicht. Wie man hört, ist es ab 1. Juli allerdings ein holpriger Start gewesen, da noch gar nicht alle Softwaresysteme diesen Hash-Code erzeugen und somit die Formalie erfüllen konnten. Bei Cannabis-Zubereitungen kann dies aber zu Problemen führen: Aufgrund der kurzen Gültigkeit der BtM-Rezepte kann die Gültigkeitsdauer der Verordnung schon abgelaufen sein, bis die Technik funktioniert und das Rezept taxiert werden kann. Und dann, Retax? Da stellt sich die einfache Frage: Die neue Bürokratie-Formalie kam doch nicht über Nacht – warum haben die Apothekensoftwarehäuser dieses Hash-Code-Gedöns nicht rechtzeitig umgesetzt?
Und weil wir gerade bei digitalen Vorgängen sind: Wie steht’s eigentlich mit der Ausstellung von digitalen Impfzertifikaten, dem abgestürzten Prestigeprojekt des DAV-Portals? Funktioniert das endlich wieder? Nö, nicht wirklich, vor allem nicht wirklich zuverlässig. Man sucht noch immer gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut und dem Serverbetreiber IBM nach dem Fehler, heißt es. Irgendwie scheint die Einbindung des Portals in die sichere Telematikinfrastruktur Probleme zu machen, wo genau die Ursachen liegen, ist noch unklar. Mein liebes Tagebuch, irgendwie fühlen wir Apothekers hier eine Entzauberung der Digitalisierung mit Vorgeschmack aufs E-Rezept nach dem Motto: Na, das kann ja heiter werden, wenn’s später mal beim E-Rezeptserver klemmt.
4 Kommentare
Höhere Gewalt
von Karl Friedrich Müller am 09.08.2021 um 7:03 Uhr
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AW: Höhere Gewalt
von Karl Friedrich Müller am 09.08.2021 um 7:06 Uhr
Digitales ohne Ende
von Dr.Diefenbach am 08.08.2021 um 12:53 Uhr
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Kommentar
von Gregor Nelles am 08.08.2021 um 11:05 Uhr
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