Neue Verträge mit der EU

Preise für mRNA-Impfstoffe steigen

Marseille - 04.08.2021, 10:45 Uhr

Die COVID-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sollen offenbar teurer werden als bisher. (c / Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Die COVID-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sollen offenbar teurer werden als bisher. (c / Foto: IMAGO / Beautiful Sports)


Biontech/Pfizer und Moderna verlangen künftig mehr Geld für ihre COVID-19-Impfstoffe als bisher. Das bestätigte am Montag ein Mitglied der französischen Regierung. Der Preis einer Impfdosis von Biontech/Pfizer soll demnach von 15,50 Euro auf 19,50 Euro steigen. Moderna werde statt wie bisher 19 Euro künftig 21,50 Euro kosten. Begründet wird dies vor allem mit einer nötigen Anpassung an die derzeit verstärkt grassierende Delta-Variante des Virus.

Ein Mitglied der französischen Regierung hat bestätigt, dass Biontech/Pfizer und Moderna künftig mehr Geld für ihre Corona-Impfstoffe von der EU verlangen wollen. Zuvor hatte die „Financial Times” berichtet, dass der Preis einer Impfdosis von Biontech/Pfizer von 15,50 Euro auf 19,50 Euro steigen soll. Moderna werde statt wie bisher 19 Euro künftig 21,50 Euro kosten. Für die Vakzine von Biontech/Pfizer bedeutet das eine Preissteigerung um rund 25 Prozent, für den Impfstoff von Moderna eine Preiserhöhung um mehr als 10 Prozent. Ursprünglich soll Moderna rund 24 Euro pro Dosis verlangt haben, den Preis dann aber gesenkt haben, weil sich die Bestellmenge vergrößert hatte. Die neuen Preise sollen für mindestens 900 Millionen und bis zu 1,8 Milliarden Impfdosen gelten, die ab Dezember 2021 an die EU geliefert werden sollen.

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Weder die EU-Kommission noch die Hersteller hatten zu dem Bericht der Financial Times Stellung genommen. Der französische Europa-Staatssekretär Clément Beaune bestätigte die Preiserhöhung hingegen am Montag gegenüber dem Sender “Radio France Internationale” (RFI) und rechtfertigte diese zum Teil.

So sagte Beaune, in den Verträgen über neue Impfstofflieferungen würden höhere Anforderungen an die Hersteller gestellt. Es sei darin zum Beispiel festgehalten, dass die Impfstoffe an neue Varianten des Virus angepasst würden. Zudem sei es eine Bedingung der EU, dass die Vakzine auf europäischem Boden hergestellt werden und es einen präzisen Zeitplan für deren Auslieferung gebe. Auch seien Strafzahlungen vorgesehen, wenn Fristen nicht eingehalten würden. Die Verhandlungen laufen Beaune zufolge aber noch, nach Abschluss würden die Ergebnisse dem europäischen Parlament vorgelegt und dann auch öffentlich gemacht.

Insider: Hersteller nutzen ihre Markt-Macht

Die „Financial Times” zitiert hingegen einen Insider, der den Verhandlungen beigewohnt haben soll. Dieser geht nicht davon aus, dass die Preiserhöhung mit einer Anpassung an neue Varianten zusammenhängt. Vielmehr hätten die Hersteller ihre Markt-Macht genutzt und zu Kapital gemacht, so der Insider, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Pfizer hat im zweiten Quartal 2021 dank seiner Corona- Vakzine seine Gewinne bereits mehr als verdoppelt und allein in diesem Zeitraum 5,6 Milliarden US-Dollar (rund 4,7 Milliarden Euro) verdient. Moderna hat im ersten Quartal 2021 etwa 1,2 Milliarden US-Dollar (rund 1 Milliarde Euro) Gewinn erwirtschaftet.

Gerüchte um Preissteigerung kursieren schon länger

Gerüchte über eine geplante Verteuerung der Corona-Impfstoffe gab es schon länger. Die Zeitung „Die Welt” hatte im Mai berichtet, der neue Vertrag der EU-Kommission mit Biontech/Pfizer über die Lieferungen ab Dezember 2021 sehe deutlich höhere Preise vor. Die Zeitung berief sich dabei auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags. Demnach muss die Bundesrepublik für die ihr anteilig zustehenden 165 Millionen Dosen aus dem EU-Kontingent 3,83 Milliarden Euro zahlen. Daraus hatte die Welt einen neuen Preis von 23,20 Euro  pro Dosis errechnet. In dem Artikel hieß es  zudem, der Vertrag sei „fertig verhandelt”, was aber wohl nicht stimmte. Stattdessen dauern die Verhandlungen bis heute an. Auch fällt die Preiserhöhung nicht ganz so hoch aus, wie vorhergesagt.

Den korrekten neuen Preis für eine Dosis Biontech/Pfizer hatte der damalige bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow allerdings schon im April genannt. Auf einer Reise im Süden Bulgariens hatte Borissow im Frühjahr gesagt, die EU werde Verträge für neue Lieferungen unterzeichnen und Biontech/Pfizer bald pro Dosis 19,50 Euro zahlen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hatten daraufhin interne Quellen diesen Preis bestätigt und ebenfalls gesagt, die Impfstoffe würden an neue Varianten angepasst.

Anpassung der Impfstoffe beruht auf allgemeiner Vertragsklausel

Bei der Vereinbarung über eine Anpassung der Impfstoffe scheint es sich um eine allgemeine Vertragsklausel zu handeln, die die Hersteller verpflichtet, ihre Vakzine zu optimieren. So dürfte zumindest im April noch keine Anpassung an die neue Delta-Variante geplant gewesen sein: Diese war in Europas damals erst für einen geringen Teil der Neuinfektionen verantwortlich gewesen. Inzwischen hat Biontech/Pfizer bekannt gegeben, seine Vakzine überarbeiten zu wollen um eine bessere Wirksamkeit gegen die Delta-Variante zu erreichen.

Bis spätestens Ende des Jahres könnten zwei neue Impfstoffe gegen das Coronavirus in der EU-zugelassen werden. Sowohl das US-Pharmaunternehmen Novavax also auch der französische Konzern Sanofi wollen die Zulassung für einen Protein-Impfstoff beantragen. Die Preise dürften deutlich unter denen für mRNA-Impfstoffe liegen.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

RNA-Impfstoffe

von Scarabäus am 05.08.2021 um 11:25 Uhr

Na da rollt ja der Rubel weiter bei BioNTech in Goldgrube 12 in Mainz!

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