Neue Ansätze für Analgetika

Schmerzen stillen mit Sonnenblumen

Düsseldorf - 02.08.2021, 12:15 Uhr

Wenig bekanntes Potenzial: Ein methanolischer Extrakt aus Sonnenblumenkernen wird in der traditionellen Medizin als Schmerzmittel verwendet. (c / Quelle: Sergii Figurnyi / AdobeStock)

Wenig bekanntes Potenzial: Ein methanolischer Extrakt aus Sonnenblumenkernen wird in der traditionellen Medizin als Schmerzmittel verwendet. (c / Quelle: Sergii Figurnyi / AdobeStock)


Molekül auf pharmakologische Wirkung hin optimiert

Mit der Beschreibung und Erforschung dieses Moleküls, das zu den kleinsten in der Natur vorkommenden zyklischen Peptiden gehört, gaben sich die Wissenschaftler:innen aber nicht zufrieden. Sie versuchten das Molekül auf eine schmerzstillende Wirkung hin zu optimieren. Insgesamt 19 Peptide wurden chemisch optimiert und pharmakologisch getestet. „Eine dieser Varianten erwies sich als unser Top-Kandidat als mögliches neuartiges Schmerzmittel, besonders für Schmerzen im Magen-Darm-Trakt oder in den peripheren Organen“, erklären Gruber und Muratspahić. Dieses Peptid sei äußerst stabil, hochpotent und wirke restriktiv in der Körperperipherie. Daher sei bei Anwendung auch weniger der typischen Nebenwirkungen von Opioiden zu erwarten.

Der Verbindung gaben die Forscher:innen den Namen Helianorphin-19. „Das Peptid besteht aus dem Grundgerüst von SFTI-1, wobei einzelne Aminosäurebausteine gegen ein endogenes Peptidhormon, nämlich Dynorphin A1-17, ausgetauscht wurden. Dynorphin ist das körpereigene Opioid-Hormon, welches vorwiegend an den KOR bindet“, sagt Gruber.

Helianorphin-19 binde und moduliere den KOR dabei mit sehr guter Potenz bereits bei einer nanomolaren Dosierung. „Das pflanzliche Peptid tut dies nur sehr schwach – mit einer hohen mikromolaren Dosierung.“

„Helianorphin-19 wirkt selektiv am Kappa Rezeptor, aktiviert nur jenen Signalweg, welcher in Verbindung mit Analgesie steht, wirkt hauptsächlich peripher, da es möglicherweise nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren kann und ist sehr stabil. Das heißt, es hat eine längere Wirksamkeit im Magen-Darm-Trakt und/ oder die Einnahme als Tablette wäre möglich“, erklärt der Forscher.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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