Apothekenmonitor 2021 vorgestellt

Beratung in Schweizer Apotheken immer beliebter

Remagen - 27.07.2021, 10:45 Uhr

Die Bekanntheit der Dienstleistungen von Apotheken in der Schweiz steigt einer Umfrage zufolge generell. (Foto: IMAGO / Geisser)

Die Bekanntheit der Dienstleistungen von Apotheken in der Schweiz steigt einer Umfrage zufolge generell. (Foto: IMAGO / Geisser)


In der Schweiz schreitet die Profilierung der Beratungsdienstleistungen der Apotheken voran. In der Corona-Pandemie wandten sich die Menschen bei leichten Gesundheitsstörungen allerdings im ersten Schritt etwas mehr an die Ärzte und Krankenhäuser, wahrscheinlich aus Angst, dass eine Infektion nicht erkannt würde. Das geht aus dem diesjährigen Apothekenmonitor des Forschungsinstituts GFS Bern hervor, den der Schweizer Apothekerverband pharmaSuisse seit acht Jahren erstellen lässt.

Im Auftrag von pharmaSuisse eruiert die Gesellschaft für Sozialforschung aus Bern (gfs.bern) seit 2014 jedes Jahr, wie die Schweizer Apotheken von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Hintergrund der fortlaufenden Erhebung ist die Erweiterung der Kompetenzen der Apotheken mit der Revision des Heilmittelgesetzes und des Medizinalberufegesetzes. Der Apothekerverband möchte sich damit fortlaufend ein Bild über die Fortschritte verschaffen. Für den Apothekenmonitor 2021 wurden vom 25. Januar bis 20. Februar 2021 rund 1.000 Einwohner ab 18 Jahren befragt, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind.

Nach den Ergebnissen der Befragung steigt die Bekanntheit der Dienstleistungen von Apotheken generell. Die bekanntesten Angebote sind aktuell die Abgabe von Generika (88 Prozent wissen davon) und Beratungsdienstleistungen ohne Voranmeldung (80 Prozent). Die größten Zuwächse beim Bekanntheitsgrad verzeichnen die 

  • abgeschirmten Beratungszonen (71 Prozent, + 8 Prozentpunkte), 
  • das Vorbereiten einer Medikamentendosierbox (68 Prozent, + 14 Prozentpunkte), 
  • der Abgleich der aktuellen Medikamente (56 Prozent, + 25 Prozentpunkte) sowie 
  • die Erarbeitung und Aktualisierung von Medikationsplänen (52 Prozent, + 25 Prozentpunkte). 

Die letzten beiden Dienstleistungen sind jedoch gerade bei über 65-Jährigen, die diese wohl am ehesten brauchen, vielfach unbekannt. So wissen zwei Drittel in dieser Altersgruppe nicht, dass Apotheken einen Medikationsplan erstellen. 

Welche Dienstleistungen sind besonders interessant?

Das interessanteste Angebot für Bewohner des Alpenlandes ist mit 87 Prozent nach wie vor die Beratung ohne Voranmeldung. 81 Prozent (+ 10 Prozentpunkte) sind ziemlich/sehr an abgeschirmten Beratungen interessiert, 77 Prozent (+ 12 Prozentpunkte) an Abgleichen der aktuellen Medikamenteneinnahmen. Dagegen stehen Therapiebegleitungen bei chronischen Krankheiten (42 Prozent, - 22 Prozentpunkte) sowie die Behandlung von Krankheiten (41 Prozent, - 20 Prozentpunkte) offensichtlich gegenüber dem Vorjahr nicht mehr so hoch im Kurs.

Unkomplizierte und kostensparende Beratung

Das Vertrauen in die Apotheken als erste Anlaufstelle bei Krankheiten mit normalem Verlauf bleibt gegenüber dem Vorjahr mit 92 Prozent unverändert hoch (+ 2 Prozentpunkte). 85 Prozent der Befragten sind eher/sehr einverstanden mit der Feststellung, dass Apotheken gesundheitliche Probleme unkompliziert lösen und damit Kosten im Gesundheitswesen sparen. Bei Erkältungen oder Kopfschmerzen, verzichten allerdings trotzdem 40 Prozent der befragten Bevölkerung ganz auf eine Beratung, etwa durch eine Gesundheitsfachperson. 20 Prozent wenden sich an einen Arzt und je 16 Prozent gehen in die Apotheke oder konsultieren Freunde und Bekannte. Bemerkenswerterweise haben die Apotheken als erste Anlaufstelle gegenüber der letzten Befragung vier Prozentpunkte verloren. Die GFS-Experten führen dies auf die Corona-Pandemie zurück. Möglicherweise hätten sich Patienten mit leichten Symptomen wie Kopfschmerzen oder Husten vorsichtshalber zunächst an einen Arzt gewandt, um eine Ansteckung auszuschließen, so ihre Vermutung. 

Beratungszuschlag „Abzockerei“

Die Vergütungen der Apotheker für unabhängige Beratungsleistungen werden nach wie vor eher skeptisch gesehen. Damit, dass Apotheken für Medikamenten-Verschreibungen ohne Arzt ein Honorar verrechnen dürfen, sind nur 45 Prozent der Bevölkerung einverstanden. Im letzten Jahr waren es noch 66 Prozent. Und ein reines Beratungshonorar ohne Medikamentenabgabe hält lediglich ein Drittel für angebracht. Zwei Drittel der Befragten halten den Beratungszuschlag für „Abzockerei“. Bei den über 65-Jährigen sind es sogar drei Viertel.

Gute Betreuung der Patienten in der Pandemie

Während der Corona-Krise waren 94 Prozent eher/sehr zufrieden mit den getroffenen Schutzmaßnahmen in ihren Apotheken. 77 Prozent fühlten sich hinsichtlich der Pandemie eher/sehr gut beraten. Den Online-Verkauf von Medikamenten hat sie offenbar nicht beflügelt. Nur 25 Prozent der Bevölkerung sehen diesen als praktisch oder eher praktisch an.

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Es bleibe spannend, wie sich die Haltung der Einwohner der Schweiz nach Abklingen des Pandemiegeschehens gegenüber den Apotheken entwickeln werde, schreibt pharmaSuisse in einer Medienmitteilung zu den Ergebnissen des neuen Apothekenmonitors. „Dank dem unermüdlichen Engagement der Apothekenteams in der Pandemie mit Impfen und Testen ist es gelungen, die Apotheke noch stärker in der öffentlichen Meinung zu verankern“, stellt Verbandspräsidentin Martine Ruggli fest und fügt hinzu: „Wir möchten die Dynamik nutzen und der Bevölkerung unsere vielseitigen Dienstleistungen anbieten. Zukünftig soll die Palette erweitert werden, denn die Apotheken leisten einen wesentlichen Beitrag in unserem Gesundheitssystem.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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