Bundestagswahl 2021 – Teil2: FDP

„Das Rx-Boni-Verbot ist für uns eine Umgehung des EuGH-Urteils“

Stuttgart - 26.07.2021, 07:00 Uhr

Die FDP befürwortet die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Man sehe die Chancen für eine bessere Patientenversorgung und im Vergleich mit dem europäischen Ausland habe man hierzulande einiges aufzuholen, meint die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus. (c / Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Die FDP befürwortet die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Man sehe die Chancen für eine bessere Patientenversorgung und im Vergleich mit dem europäischen Ausland habe man hierzulande einiges aufzuholen, meint die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus. (c / Foto: IMAGO / Metodi Popow)


„Wir wollen den Apothekern nichts versprechen, was am Ende nicht haltbar ist“

Inwiefern ändern sich mit der Einführung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen eigentlich all die Fragen rund um das Packungshonorar? 

Aschenberg-Dugnus: Wer mehr leistet, muss auch besser vergütet werden. Deshalb habe ich etwas gegen das Gießkannen-Prinzip. Andererseits bin ich der Meinung, dass die pauschalen Vergütungen auch nicht gesenkt werden sollten.  

Beim Rx-Boni-Verbot … 

Aschenberg-Dugnus: … waren und sind wir komplett anderer Meinung als die Große Koalition. Für uns ist das eine Umgehung des EuGH-Urteils. Aber jetzt lassen wir es mal so, wie es ist, und schauen, inwiefern es Bestand haben wird. 

Das Rx-Versandverbot kommt für Sie als FDP-Fraktion aber nach wie vor nicht infrage?

Aschenberg-Dugnus: Ich habe etwas gegen Schwarzmalerei und falsche Versprechungen. Wenn der Rx-Versand so geringe Auswirkungen hat und ein Rx-Versandverbot europarechtlich problematisch ist, warum hat sich die Apothekerschaft bei diesem Thema dann so verkämpft? Ich bin sehr für die flächendeckende Vor-Ort-Versorgung und vor allem die Offizin-Apotheke. Aber im Gegensatz zu anderen Parteienvertretern wollen wir den Apothekern nichts versprechen, was am Ende nicht haltbar ist. Da ist mir die Ehrlichkeit lieber als der Applaus bei diversen Podiumsdiskussionen. 

Was wäre Ihr präferierter Weg gewesen? 

Aschenberg-Dugnus: Wir hätten uns ein sehr geringes Boni-Delta vorstellen können, das beispielsweise bei 1 Euro gelegen hätte. Damit hätte man den Kleinkrieg über das Sozialrecht im Keim ersticken können. 

Aber wenn sich jetzt alle – also Versender und Vor-Ort-Apotheken – an das Boni-Verbot halten, wäre doch das Ziel erreicht, nicht wahr? 

Aschenberg-Dugnus: Wir sind für gleichlange Spieße und faire Rahmenbedingungen. Schlussendlich kommt es darauf an, was Europa daraus macht. Die FDP wird jetzt sicher keinen großen Aufstand mehr machen. Wenn es läuft, dann läuft es. 

Vertrauen Sie da gewissermaßen den Ankündigungen aus der Versandhandelsbranche, keine rechtlichen Schritte gegen das Boni-Verbot einleiten zu wollen? 

Aschenberg-Dugnus: Die Rx-Boni hatten in den letzten Jahren doch überhaupt nicht dazu geführt, dass der Versandhandel an Bedeutung gewinnen konnte. Vielmehr sehen die Versender ihre Chancen im E-Rezept und in der Zusammenarbeit mit lokalen Apotheken. Hierüber erhoffen Sie sich mehr Marktanteile im Rx-Bereich. 



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Fazit

von Stefan Haydn am 27.07.2021 um 16:42 Uhr

Niemals FDP wählen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Fazit

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 28.07.2021 um 13:50 Uhr

Keine Dummnuss wählen ist eins. Wir müssen dass jetzt im Wahlkampf aber auch deutlich den PATIENTEN RÜBERBRINGEN:
Vot´rschlag:
ABDA-Kampagne: Liberal bedeutet: Wenn jeder an sich selbst denkt ist an alle gedacht - Wir vor Ort sind spürbar anders - UNVERZICHTBAR

Typisch FDP können oder wollen die Lage nicht erkennen.

von ratatosk am 26.07.2021 um 8:35 Uhr

Sie ist nicht willens oder in der Lage in Bezug auf die Digitalisierung die Lage zu erkennen. Größe zählt in der digitalen Welt ! und die gibt es nicht mal in Europa und ist auch durch alle Apotheken Deutschlands zu schaffen. Wer FDP wählt , wählt halt die normale Apotheke im Endeffekt ab. Punkt. Die FDP hat hat andere Sponsoren im Sinn.
Wer andere Versprechen dieser Partei höher bewertet, kann das in der Demokratie natürlich machen. Spahn hat aber gezeigt, daß gerade heutzutage Versprechen nichts wert sind, Taten zählen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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