Übernahme von Großhändlern und Apotheken in Europa

Phoenix will Teile von McKesson Europe übernehmen – aber nicht die Gehe

Süsel - 07.07.2021, 17:15 Uhr

Das Interesse von Phoenix an der Übernahme ist gut nachvollziehbar, auch mit Blick auf die zu übernehmenden Apotheken. Denn McKesson betreibt mit Admenta Italia über 180 Apotheken in Italien und mit LloydsPharmacy die größte Apothekenkette in Irland mit 94 Apotheken. (c / Foto: Phoenix Group)

Das Interesse von Phoenix an der Übernahme ist gut nachvollziehbar, auch mit Blick auf die zu übernehmenden Apotheken. Denn McKesson betreibt mit Admenta Italia über 180 Apotheken in Italien und mit LloydsPharmacy die größte Apothekenkette in Irland mit 94 Apotheken. (c / Foto: Phoenix Group)


Die Phoenix-Gruppe übernimmt Teile des Europageschäfts von McKesson. Doch der Anteil von McKesson Europe am deutschen Pharmagroßhandel ist davon nicht betroffen. Phoenix informierte am Mittwoch über die Transaktion. Die Gehe wechselt demnach nicht erneut den Besitzer. Dagegen wird beispielsweise die größte Apothekenkette in Irland künftig zu Phoenix gehören.

Ende Juni wurden Gerüchte publik, McKesson erwäge sein Europageschäft an Phoenix, den Marktführer im deutschen Pharmagroßhandel, zu verkaufen. Dies hätte zu einer gewaltigen Konzentration im deutschen Großhandelsmarkt führen können. Denn seit November 2020 arbeiten Walgreens Boots Alliance und die zu McKesson gehörende Gehe Pharma Handel als Joint Venture zusammen. Daran wird sich durch die Übernahme allerdings nichts ändern. Denn „die anteilige Geschäftsaktivität von McKesson Europe im deutschen Pharmagroßhandel“ - gemeint ist offenbar das Joint Venture – ist „nicht Teil der Transaktion“, heißt es in einer Phoenix-Pressemitteilung vom Mittwoch. Damit erübrigen sich auch kartellrechtliche Fragen zum deutschen Pharmagroßhandel.

Großes europäisches Unternehmensportfolio betroffen

Doch worum geht es bei der Übernahme? Gemäß der Pressemitteilung haben die Phoenix-Gruppe und der US-amerikanische McKesson-Konzern eine Vereinbarung über den Erwerb der Portfoliounternehmen von McKesson Europe in Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Portugal und Slowenien, der Europazentrale in Stuttgart und der 45-prozentigen Minderheitsbeteiligung an der niederländischen Brocacef Groep unterzeichnet. Die Übernahme stehe unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. In Deutschland übernehme Phoenix damit auch die recucare GmbH. Dies ist eine auf das Gesundheitswesen spezialisierte Beratungs- und Managementgesellschaft mit den Tochtergesellschaften WZ-WundZentren GmbH und recusana GmbH. Zentrales Thema dieser Unternehmen sind Versorgungskonzepte für die Wundbehandlung.

Phoenix will europaweite Präsenz stärken

Der Phoenix-Vorstandsvorsitzende Sven Seidel erklärt zur geplanten Übernahme: „Mit diesem Schritt stärken wir die Position der Phoenix Group als integrierter Gesundheitsdienstleister mit europaweiter Präsenz und lokal etablierten Marken.“ Weiter heißt es in der Pressemitteilung, in Deutschland stärke sich Phoenix mit der Kompetenz und Erfahrung der Zentrale von McKesson Europe, die die Landesgesellschaften in ihrem Betrieb unterstütze. In Frankreich und Italien erweitere Phoenix das bestehende Angebot. In Belgien, Irland, Portugal und Slowenien sei Phoenix bisher nicht vertreten.

„Reibungsloser Übergang für Kunden und Patienten hat oberste Priorität“

Die Übernahme finde vor dem Hintergrund hoher Wettbewerbsintensität und zunehmenden Margendrucks statt. Mit dem Ausbau der europäischen Präsenz stelle sich Phoenix noch robuster für ökonomische und regulatorische Marktveränderungen auf, erklärt Seidel und ergänzt: „Zudem bieten sich uns dadurch neue Möglichkeiten, die digitale Transformation des Gesundheitssektors in Europa zum Wohle der Patienten aktiv mitzugestalten.“ Die bestehenden „Omnichannel-Angebote“ der Phoenix-Gruppe würden durch die Übernahme weiter ausgebaut. Der reibungslose Übergang für Kunden und Patienten habe oberste Priorität. Seidel betont die langfristige Geschäftsstrategie von Phoenix. Die Ankündigung der Übernahme sieht er als „neues Kapitel dieser Erfolgsgeschichte“. Die Phoenix-Gruppe ist bereits in 27 Ländern Europas tätig und betreibt in 14 Ländern eigene Apotheken.

Apotheken in Italien, Irland und Belgien gehen an Phoenix

Insofern ist das Interesse von Phoenix an der Übernahme gut nachvollziehbar. Dies scheint auch mit Blick auf die zu übernehmenden Apotheken interessant. Denn McKessons betreibt mit Admenta Italia über 180 Apotheken in Italien und mit LloydsPharmacy die größte Apothekenkette in Irland mit 94 Apotheken. Auch in Belgien geht es um eigene Apotheken und Apothekenkooperationen. Die Phoenix-Gruppe erweitert demnach nicht nur ihre Großhandelsaktivitäten, sondern sie dehnt auch ihre Tätigkeit als Betreiber von Apotheken aus. Aus der Perspektive von McKesson erstaunt hingegen, dass große Teile des erst 2014 übernommenen Europageschäfts nun verkauft werden sollen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Mannheimer Marktführer übernimmt Teile des Europageschäfts von McKesson

Phoenix baut europaweite Präsenz aus

Markteintritt in Belgien, Irland, Portugal und Slowenien

Phoenix Group kauft Teile von McKesson Europe

Massive Kostensteigerungen erwartet

Phoenix: Anhaltender Margenverfall „klar spürbar“

Geschäftszahlen drittes Quartal 2022

Phoenix Group mit Plus bei Gesamtleistung und Umsatz

McKesson Europe zieht sich aus dem Joint Venture mit Alliance Healthcare Deutschland zurück

Walgreens Boots Alliance übernimmt Gehe

McKesson will angeblich Europa-Geschäft verkaufen

Geht Gehe an Phoenix?

Walgreens Boots Alliance/Phoenix

Steht Europa der Mega-Apotheken-Deal bevor?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.