Superfoods-Beratungswissen – Teil 18

Meeresgemüse – Algen gegen milliardenfachen Hunger?

Stuttgart - 07.07.2021, 07:00 Uhr

Keine andere Nahrungspflanze erzeugt in so kurzer Zeit so viel Biomasse wie Algen. Ein Nährstoffwunder sind sie jedoch nicht. Aufgrund des hohen Iodgehalts sollten sie mit Bedacht konsumiert werden. (Foto: Elena Schweitzer / AdobeStock)

Keine andere Nahrungspflanze erzeugt in so kurzer Zeit so viel Biomasse wie Algen. Ein Nährstoffwunder sind sie jedoch nicht. Aufgrund des hohen Iodgehalts sollten sie mit Bedacht konsumiert werden. (Foto: Elena Schweitzer / AdobeStock)


Algen sind Hoffnungsträger: Aufgrund ihrer schnell wachsenden Biomasse gelten sie als „Lebensmittel der Zukunft“. Als nährstoffreiches Superfood könnten sie dazu beitragen, die bald auf zehn Milliarden Menschen anwachsende Weltbevölkerung zu sättigen. Darüber hinaus versprechen aus Algen gewonnene Nahrungsergänzungsmittel vollmundig vielfältige Vorteile für die Gesundheit. Die asiatische Küche preist Algen als würzige Gaumenfreude. Wie viel Superfood steckt tatsächlich in diesem „Meeresgemüse“?

Hierzulande denken wir bei Algen spontan an eher lästige, unkrautartige Wasserpflanzen auf Gewässern oder in Aquarien. Im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme fällt uns das Sushi-typische, schwarze Nori-Blatt ein, das von einer essbaren asiatischen Meeresalge stammt. In der Alternativmedizin behaupten sich seit Jahrzehnten Chlorella- und Spirulina-Präparate, die aus Mikroalgen gewonnen und als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden. Weniger bewusst ist uns, dass ca. 70 Prozent der industriell hergestellten Lebensmittel aus Algen extrahierte  Emulgatoren oder Alginate enthalten. Viele weitere essbare Algen und Algenprodukte befinden sich auf dem Markt. Wie kann man da den Überblick behalten?

Tauchgang in die Welt der Algen

Als Algen bezeichnet man im Wasser oder in Feuchtigkeit lebende Organismen mit Zellkern, die Photosynthese betreiben. Der Name „Alge“ ist abgeleitet aus alga, dem lateinischen Wort für Seegras oder Tang. Eine Sonderrolle spielen die Blaualgen, bei denen es sich um Cyanobakterien handelt. Diese Bakterienart zeichnet sich durch ihre Fähigkeit zur Photosynthese aus und besitzt äußerlich Ähnlichkeit mit Algen. Deswegen werden Cyanobakterien traditionell den Algen zugeordnet. Einige Algen haben sich auch trockenen Lebensräumen angepasst, zum Beispiel gibt es Luftalgen und Bodenalgen.  
Weltweit gibt es 400.000 sehr heterogene Algenarten. Nur ungefähr ein Zehntel davon ist wissenschaftlich beschrieben. Annähernd 200 Algenarten werden vom Menschen genutzt. 
Orientierung bietet die Einteilung in zwei Gruppen:  

  • Makroalgen sind mit dem bloßen Auge sichtbar und können meterlang werden,
  • Mikroalgen sind mikroskopisch klein.

Große Makroalgen, die wie dichte „Wälder“ wachsen, bezeichnet man auch als Tang oder Seetang. Eine Gruppe sehr kleiner Algen und Mikroalgen bildet zusammen das im Meer schwebende Phytoplankton. Die großen Algenteppiche auf den Ozeanen spielen im Ökosystem unseres Planeten eine unverzichtbare Rolle. Ähnlich wie die Regenwälder sind sie die grüne Lunge unseres Planeten. Denn während sie mit Hilfe der Photosynthese ihre riesige Biomasse aufbauen, schlucken sie tonnenweise Kohlendioxid und produzieren einen beträchtlichen Teil des Sauerstoffs unserer Erdatmosphäre.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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