Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

04.07.2021, 07:30 Uhr

Schaut man genau hin, gibt es da noch das eine oder andere verbesserungswürdige Detail der ABDA-Struktur... (Foto: Alex Schelbert)

Schaut man genau hin, gibt es da noch das eine oder andere verbesserungswürdige Detail der ABDA-Struktur... (Foto: Alex Schelbert)


29. Juni 2021

Da hat sich noch nichts verbessert, bei der Kommunikation der ABDA-Zentrale mit ihren  Mitgliedsorganisationen auf Landesebene. Jüngstes Beispiel: das Projekt zur Digitalisierung der Impfzertifikate durch Apotheken. Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke ließ auf der Online-Delegiertenversammlung ihrer Kammer kein gutes Haar an der ABDA-Kommunikation: „Die Vorbereitung war grottenschlecht“, sagte sie, „es macht keinen Spaß, wenn man aus der Presse erfährt, dass solch ein Projekt bald starten soll.“ Wie wahr, mein liebes Tagebuch. Zugegeben, Spahns Pläne, dass die Apotheken in die Digitalisierung der Impfzertifikate eingebunden werden, kam wohl auch für die Berliner ABDA-Zentrale relativ überraschend. Aber umso mehr hätte man sich bemühen müssen, einen kurzen Draht zu den Mitgliedsorganisationen aufzubauen. Während sich Berlin dann in großer medialer Aufmerksamkeit sonnte, sei der Informationsfluss hin zu den Apotheken eher stockend gewesen. Besonders ärgerlich war wohl, wie Funke anmerkte, dass die Technik bei der Datenübermittlung mit dem RKI in den ersten Tage ruckelte: Da hätte sie sich eine klare Kommunikation der ABDA gewünscht. Funke: „Man hätte einfach eine Nachricht im Apothekenportal oder auf der ABDA-Website veröffentlichen können, dass es am RKI-Server hakt und man darüber informieren werde, wann es weitergehen kann.“ Mein liebes Tagebuch, dem kann man nur voll zustimmen. Hier die Mitgliedsorganisationen und die Apotheken auf breiter Front allein zu lassen, kommt nicht gut an. Aber die ABDA macht seit jeher in kritischen Situationen gerne das, was sie besonders gut kann: sich in Schweigen hüllen. Das muss in Zukunft besser werden! Unterm Strich sieht Funke trotz aller Anfangsschwierigkeiten eine große Chance darin, dass Apotheken nahezu flächendeckend die begehrten Zertifikate ausstellen können. Das Digitalisierungsprojekt sei auch mit Blick auf das E-Rezept eine „Steilvorlage für die Offizinen“. Funke riet den Apotheken, aktiv mit diesem Thema umzugehen und es zu nutzen: „Wir müssen den Menschen zeigen, dass wir E-Rezept können!“

 

Okay, mein liebes Tagebuch, wir können digitalisieren, wir können auch Digital-Dienstleister, das zeigen wir gerade mit den Impfzertifikaten. Aber da stellt sich ein bitterer Beigeschmack ein, den uns der Bundesgesundheitsminister ins Menü geträufelt hat: Ab 8. Juli, so sieht es der  Referentenentwurf einer Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Impfverordnung vor, sollen die Apotheken für das Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten nur noch 6 Euro je Zertifikat bekommen statt wie bisher 18 Euro. Ratzfatz einfach gekürzt auf ein Drittel. Das ist Gesundheits- und Apothekenpolitik à la Spahn. Die derzeit vergüteten 18 Euro hätten „den initialen Aufwand der Leistungserbringer“ berücksichtigt, außerdem sollte anfänglich ein Anreiz für die rasche Teilnahme der Leistungserbringer geschaffen werden“, so wird die Kürzung begründet – das ist Spahnsche Gesundheitslyrik vom Feinsten. Immerhin, die 6 Euro gelten für alle, die Impfzertifikate digitalisieren dürfen, also auch für Arzt- und Betriebsarztpraxen, wobei wohl das Gros der Zertifikatsausstellung über die Apotheken läuft. Also, Spahns Lyrik in Prosa übersetzt: Wir haben euch Apothekers mal richtig angefüttert, ihr habt geschuftet und gut abgesahnt und nun gibt’s nur noch Wasser und Brot. Mein liebes Tagebuch, böse, böse. Dabei braucht er doch die Apotheken, denn der Referentenentwurf stellt deutlich heraus, dass die Zertifikatsausstellung nur vor Ort, also in direktem Kontakt geht – eine Zertifizierung über telemedizinische Verfahren, übers Internet, wie es bereits ein Anbieter versuchte, ist nicht möglich.  Spahn braucht die Apotheken (und die Praxen). Mein liebes Tagebuch, was tun? Die kurzfristige Absenkung des Honorars für die Zertifikatsdigitalisierung hinterlässt das Gefühl von Vertrauensbruch – das gleiche Muster wie beim Honorar für den Botendienst, bei der Ausgabe von Schutzmasken und bei den Schnelltests. Und wie sieht’s bei der Vergütung für die aufwändigen Impfstofflieferungen in die Praxen aus? Da tut sich auch nichts, im Referentenentwurf ist dafür nichts vorgesehen, das Honorar bleibt wie’s ist, auch wenn die ABDA eine Aufstellung zum tatsächlichen Aufwand vorgelegt hat, der um einiges höher ist als bislang vergütet wird.

 

Mein liebes Tagebuch, wie ist ist die Reaktion der Apotheken auf die Kürzung der Vergütung für die digitalen Impfausweise? Laut unserer DAZ.online-Umfrage wollen etwa ein Fünftel der Apotheken diesen Service nicht mehr anbieten, etwa ein Drittel würde gerne damit aufhören, fürchtet aber, Kunden zu verlieren. Aber immerhin fast ein Drittel räumt auch ein, dass die 6 Euro immer noch auskömmlich seien. Zeigen sich da die Unterschiede zwischen großen und kleinen Apotheken?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Fun Fakt ….

von aures gabriela am 04.07.2021 um 14:35 Uhr

….zur AG Honorierung :
Eines der Mitglieder ist mittlerweile Präsidentin .

Hier die Zusammensetzung :
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/05/15/abda-suche-nach-neuen-honorar-ideen-gestaltet-sich-schwierig

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Abda

von Conny am 04.07.2021 um 10:18 Uhr

Die Geschichte der O. ist bisher eine sehr traurige.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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