VdPP-Fachtagung zur Klimakrise

Künftige Generationen pharmazeutisch versorgen

Stuttgart - 24.06.2021, 09:15 Uhr

Die globale Temperatur steigt. Das hat Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland und weltweit. Was kann die Pharmazie leisten, was kommt auf sie zu?  (x / Foto: Quality Stock Arts / AdobeStock)

Die globale Temperatur steigt. Das hat Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland und weltweit. Was kann die Pharmazie leisten, was kommt auf sie zu?  (x / Foto: Quality Stock Arts / AdobeStock)


„Packen wir es an!“

Mit 30 °C herrschen nicht gerade die besten Bedingungen für eine sechsstündige Online-Fachtagung. Aber trotzdem: Alle Teilnehmer bleiben bei der Sache, diskutieren, stellen Fragen, bringen Anregungen ein. Nach der Mittagspause startet ein Workshop im World-Café-Format: Dabei teilten die Veranstalter:innen ihre Gäste in drei Gruppen ein. In separaten Konferenzräumen der Video-Plattform „Zoom“ diskutieren sie nacheinander konkrete Problemstellungen. Die Diskussion begleitet immer eine Seminarleiterin oder ein Seminarleiter.

Brainstorming im World-Café

Eine der Seminarleiterinnen war Annegret Dickhoff. Sie zertifiziert als Umweltmanagerin eines von 27 Krankenhäusern über ein Projekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), wie systematisch CO2 und Abfall eingespart werden kann. In vielen Abteilungen meldeten sich Freiwillige, die Umweltbeauftragte werden wollen. Nur in der Klinikapotheke bzw. krankenhausversorgenden Apotheke fand sich niemand, der den Job übernimmt. Woran könnte das liegen? Wo könnte eine Krankenhausapotheke konkret ansetzen? Ein Diskurs aus Offizin- und Krankenhausapotheker:innen sowie Pharmazeuten im öffentlichen Gesundheitswesen trägt innerhalb weniger Minuten Früchte.

Nach etwa 20 Minuten öffnet sich auf der VdPP-Tagung ein neuer Raum für Diskussionen. Die nächste Gruppenleiterin war die Journalistin Claudia Jenkes, die zu Antibiotikaresistenzen recherchiert. Sie zeigte ein Video, in dem der Protagonist einen zusätzlichen Reinigungsschritt in Kläranlagen bewertet, mit denen Arzneimittel teilweise aus dem Abwasser entfernt werden können. Studien zeigen, dass Antibiotika in Abwässern zu Resistenzen führen können. Über die Umwelt gelangen sie zu Patient:innen, die die Keime ins Krankenhaus mitnehmen. Wieder erarbeiten die Apotheker:innen in den Seminargruppen Ansätze, finden erste Lösungen. Können wir nicht schon früher ansetzen, sodass weniger Antibiotika in Kläranlagen landen? Hier bedarf es pharmazeutischer Kompetenz.

Eine weitere Runde befasste sich mit der Lehre in der Pharmazie. Patrick Neumann, Beauftragter für Public Health beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland, bekannte: Nachhaltigkeit fehlt in der Approbationsordnung und folglich im vollgepackten Pharmaziestudium. Das ist problematisch, weil es Apothekern schon in Studium und Ausbildung an Raum fehlt, um über den Tellerrand hinauszublicken und dem Berufsstand neue Impulse zu geben. Auch zu diesem verzwickten Thema zeichnen sich Maßnahmen ab: Man könne Dozenten einen Pool mit Powerpoint-Folien für ihre Präsentationen bereitstellen, deren sie sich bedienen könnten, ohne sie selbst erarbeiten zu müssen. Doch auch Apothekerkammern müssten nachziehen und die Apothekerschaft weiterbilden.

Nach der Tagung saßen wohl die Meisten mit vollem Kopf in der Frühsommerhitze, müde vom Nachdenken und zugleich aufgeweckt von den Ideen ihrer Kolleg:innen. Nach diesem Vor- und Nachmittag war klar: Der Kampf gegen die Klimakrise ist mehr als ein Kampf gegen Windmühlen. Er ist eine Chance für die gesamte Pharmazie. VdPP- und Pharmacists for Future-Mitglied Regina Schumann fasst es zusammen. „Es gibt viel zu tun. Packen wir es an!“



Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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