Ernährung und Sport Teil 8

Wer Sport macht, darf mehr essen – stimmt das?

Lübeck - 14.06.2021, 09:15 Uhr

Der tägliche Energiebedarf von Freizeit- und Breitensportler:innen liegt nur geringfügig höher als bei Nicht-Sportler:innen. (c / Foto: carballo / AdobeStock)

Der tägliche Energiebedarf von Freizeit- und Breitensportler:innen liegt nur geringfügig höher als bei Nicht-Sportler:innen. (c / Foto: carballo / AdobeStock)


So kann der eigene Energiebedarf geschätzt werden

Anhand von vielen Studien wurden über die indirekte Kalorimetrie Energieverbrauchswerte für bestimmte körperliche Aktivitäten erfasst, die für die Schätzung des eigenen relativen Energieverbrauchs pro Stunde herangezogen werden können. Diese Werte werden in Form von METs (Metabolic Equivalent of Task) für verschiedene Tätigkeiten angegeben und können den Tabellen des Compendium of Physical Activity entnommen werden. 

1 MET ist das Maß für den Kalorienverbrauch eines Erwachsenen in absoluter Ruhe und entspricht 1 kcal pro kg Körpergewicht pro Stunde (1 kcal/kg KG/Std.). So hat ruhiges Sitzen einen MET-Wert von 1,3 und Badminton im Wettkampfstil einen MET-Wert von 7,0. Diese Werte können mit dem eigenen Körpergewicht multipliziert werden, um den Gesamtenergieverbrauch pro Stunde zu errechnen.

Beispielberechnung des Energieverbrauchs bei 1 Std. Schwimmen

Eine erwachsene Person mit 68 kg Körpergewicht hat einen Ruheenergieverbrauch (REE, engl., Resting Energy Expenditure) von 68 kcal/Std.

REE pro Stunde = 68 kg * 1 kcal

1 Stunde „Schwimmen Freistil (allgemein)“ entspricht 5,8 METs.

REE x METs = Energieumsatz pro Stunde

68 kcal * 5,8 = 394,4 kcal

Der Energieumsatz beträgt 394,4 kcal pro Stunde Schwimmen.

Zu beachten ist, dass es sich bei der Verwendung der METs, aber auch bei jeglichen anderen etablierten Formeln zur Berechnung des Ruheenergieverbrauchs (siehe Kasten unten), nur um kalkulierte Schätzwerte für geistig und körperlich gesunde Menschen im Alter von 18-65 Jahren handelt und diese fast immer von gemessenen Werten abweichen. Dass sich wie bereits erwähnt der Ruheenergieumsatz zwischen trainierten und nicht-trainierten Personen oder bei Personen mit gleichem Körpergewicht aber verschiedener Körperzusammensetzung deutlich unterscheidet, wird hier außer Acht gelassen. 

Formel zur Berechnung des Ruheenergieumsatzes 

nach Harris & Benedict (1918):       

Frauen              

REE (kcal/Tag) = 655 + 9,6 * Gewicht (kg) + 1,8 * Größe (cm) - 4,7* Alter (Jahre)

Männer           

REE (kcal/Tag) = 66,5 + 13,8 * Gewicht (kg) + 5,0 * Größe (cm) - 6,8* Alter (Jahre) 

Zudem können die Intensitätsangaben zu den einzelnen Aktivitäten wie „locker“ oder „anstrengend“ unterschiedlich durch die subjektive Wahrnehmung empfunden werden. So kann die Intensität einer sportlichen Aktivität wie zum Beispiel Schwimmen bei gleicher Strecke und Geschwindigkeit für eine besonders trainierte Person als „locker“ eingestuft werden, eine vergleichsweise weniger fitte Person wird das Schwimmen aber als „moderat anstrengend“ empfinden und andere MET-Werte wählen. Auch verschiedene Umweltfaktoren wie Temperatur, Wind und Terrain beeinflussen die Intensität der jeweiligen Tätigkeit und werden nicht in den METs berücksichtigt. 

Die Ergebnisse von der Berechnung des Energieumsatzes mittels METs oder Formeln eignen sich demzufolge nur als Orientierungswerte.



Pauline Krüger, Ernährungswissenschaftlerin
redaktion@daz.online


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